Abgestufte Grünlandwirtschaft in der Praxis etablieren
Es ist Winter. Die Arbeiten am Grünland sind eingestellt und der Schnee und Frost hat unser Grünland nach einem sehr strapaziösen Jahr zur Ruhe gebracht. Noch lange wird uns das Grünlandjahr 2018 mit seinen Herausforderungen in Erinnerung bleiben. Der richtige Zeitpunkt also, sich anhand dieser Herausforderungen Gedanken über die Grünlandbewirtschaftung der nahen Zukunft zu machen.
Ist das Engerling-Problem das Problem?
Eines sei vorweg gesagt: Die Engerling-Thematik darf nicht zu einer emotionalen Diskussion zwischen "extensiv“ und "intensiv“ führen, wobei alleine schon die Verwendung dieser beiden Wörter zu hinterfragen ist. Spitz formuliert hat sich der Gebrauch dieser Wörter im Kontext der landwirtschaftlichen Produktion leider zu einer Glaubensfrage zwischen "Gut und Böse“, zwischen "richtig und falsch“ entwickelt. Die Schäden, die durch den Engerling in den letzten Jahren entstanden sind, dürfen auch nicht dazu führen, dass bestehende Bewirtschaftungssysteme in einem Agrarumweltprogramm oder gar die biologische Wirtschaftsweise in Frage gestellt wird.
Es braucht eine sachliche Auseinandersetzung zum Thema. Dabei gelangt man schnell zur Erkenntnis, dass meist alleine die Missachtung von Grundsätzen einer nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung der Grund vielen Übels ist. In vielen Ohren mag es vielleicht schon nach einer oftmals abgeschriebenen Standardfloskel klingen. In Wahrheit heißt es aber nichts Anderes, als eine an die Nutzung und den Standort angepasste Bewirtschaftung umzusetzen. Je nach Nutzungsintensität sind es Schlagwörter wie optimierte Wirtschaftsdüngerausbringung, entzugsorientierte Nährstoffversorgung, periodische Nachsaat und narbenschonende Bewirtschaftung, die in einer zeitgemäßen Grünlandwirtschaft mehr denn je Anwendung finden sollten. "Geschwächte“ Grünlandbestände hat der Engerling im wahrsten Sinne des Wortes zum Fressen gern! Egal für welches Bewirtschaftungssystem sich ein Betrieb entschieden hat.
Trockenheit – das Streben nach Lösungen
Beim Thema Trockenheit verhält es sich gleich, wie es so oft auch in anderen Bereichen der Fall ist: Der Mensch ist es gewohnt, Herausforderungen und Probleme mit technischen Lösungen zu begegnen, ohne im eigenen Wirkungsfeld tätig zu werden. Könnte die Bewässerung die Lösung für Trockengebiete werden? Welche Pflanzen können auch mit Trockenheit gut umgehen?
Unter ökologischen sowie ökonomischen Gesichtspunkten wird die Lösung hier aber woanders zu suchen sein. Ja, es gibt Pflanzen, die Trockenperioden besser überstehen als andere. Aber auch diese Pflanzen brauchen Wasser, um gute Erträge liefern zu können. Das Grünland ist und bleibt eines der am wasserbedürftigsten Kulturen.
So kommt am Ende des Tages wieder die Erkenntnis, dass Pflanzenbestände, die in der Nutzung, Düngung und Pflege ausgewogen bewirtschaftet werden, solchen Einflüssen am ehesten trotzen können.
Unter ökologischen sowie ökonomischen Gesichtspunkten wird die Lösung hier aber woanders zu suchen sein. Ja, es gibt Pflanzen, die Trockenperioden besser überstehen als andere. Aber auch diese Pflanzen brauchen Wasser, um gute Erträge liefern zu können. Das Grünland ist und bleibt eines der am wasserbedürftigsten Kulturen.
So kommt am Ende des Tages wieder die Erkenntnis, dass Pflanzenbestände, die in der Nutzung, Düngung und Pflege ausgewogen bewirtschaftet werden, solchen Einflüssen am ehesten trotzen können.
Welchen Beitrag kann die abgestufte Grünlandwirtschaft leisten?
Natürlich wird auch die abgestufte Grünlandwirtschaft nicht alle Herausforderung gleichermaßen gut bewältigen können. Aber sie schafft es, unter der Zielsetzung hoher Futterqualitäten für eine leistungsgerechte Fütterung eine ausgewogene Nährstoffversorgung am Grünland zu verwirklichen. Speziell Betriebe, die keine externen Stickstoffdünger einsetzen, kön-nen von diesem Konzept profitieren. Anders lässt sich Grünland mit (drei -) vier Nutzungen und mehr auf diesen Betrieben nicht nachhaltig ertragreich führen. Und wie bereits oben er-wähnt, werden nur ausgewogen geführte Grünlandbestände mit den Herausforderungen der Gegenwart und der nahen Zukunft am besten umgehen können.
Was versteht man unter der "Abgestuften Grünlandwirtschaft“ (AGw)?
Die abgestufte Grünlandwirtschaft ist keine Neuerfindung, wie es derzeit durch den häufigen Gebrauch in Fachartikel und –broschüren erscheinen mag. Viele Betriebe praktizieren dieses Konzept aufgrund der natürlichen Gegebenheiten schon immer – wenn auch oft unbewusst. Durch die Differenzierung (oder "Abstufung") der Bewirtschaftung entsteht am Grünland ein Mix an verschiedenen Nutzungsintensitäten. Für die Auswahl ertragsbetonter Flächen sind Kriterien wie Bodenbonität, Bewirtschaftbarkeit und Entfernung zur Betriebsstätte ausschlaggebend. Weg vom Gießkannenprinzip, erhalten diese Flächen - dem Bedarf angepasst – höhere Düngergaben als die übrigen Flächen. Nutzungsreduzierte Flächen ermöglichen letztendlich wieder eine ausgeglichene Nährstoffbilanzierung auf Betriebsebene, da diese einen geringeren Düngebedarf haben. Das daraus gewonnene Futter steht speziell niedrigleistenden Tieren wie Kalbinnen, Trockensteher, etc zur Verfügung.
Auf sehr viehstarken Betrieben hingegen kann die abgestufte Grünlandwirtschaft dabei helfen, die gesetzlichen Auflagen im Rahmen der Nährstoffbilanzierung zu erfüllen.
Auf sehr viehstarken Betrieben hingegen kann die abgestufte Grünlandwirtschaft dabei helfen, die gesetzlichen Auflagen im Rahmen der Nährstoffbilanzierung zu erfüllen.
Vorteile der AGw
• Ausgeglichenere Nährstoffversorgung auf Einzelflächen (auch auf düngeschwächeren Betrieben)
• Rechtfertigt höhere Nutzungsintensitäten auf einem Teil der genutzten Flächen
• Schaffung stabiler Pflanzenbestände hinsichtlich Engerling und Trockenheit
• Erhaltung/Steigerung der traditionell und nutzungsreduziert geführten Grünlandflächen
• Erhaltung der Bio-Diversität über einzelne Regionen hinausgehend
• Rechtfertigt höhere Nutzungsintensitäten auf einem Teil der genutzten Flächen
• Schaffung stabiler Pflanzenbestände hinsichtlich Engerling und Trockenheit
• Erhaltung/Steigerung der traditionell und nutzungsreduziert geführten Grünlandflächen
• Erhaltung der Bio-Diversität über einzelne Regionen hinausgehend
Herausforderungen der AGw
o Nutzungszeitpunkte ziehen sich auseinander
o Unterschiedliche Futterqualitäten erfordern bessere Lagerlogistik
o Fehlendes Know-how über Anlage und Pflege von extensiv geführten Flächen
o Image der klassischen Biodiversitätsflächen unter Landwirten eher schlecht
o Die "Angst" vor Futterverlust durch Nutzungsreduzierung auf Teilstücken
o Unterschiedliche Futterqualitäten erfordern bessere Lagerlogistik
o Fehlendes Know-how über Anlage und Pflege von extensiv geführten Flächen
o Image der klassischen Biodiversitätsflächen unter Landwirten eher schlecht
o Die "Angst" vor Futterverlust durch Nutzungsreduzierung auf Teilstücken
Mehr Informationen
Die FiBL-Broschüre "Nachhaltige Grünlandbewirtschaftung durch abgestuften Wiesenbau“, welche unter der Projektleitung des Bio-Kompetenzzentrums Schlägl erstellt wurde, kann über das Kundenservice der LK OÖ unter 050/6902-1000 bzw. über die Homepage der FiBL unter https://shop.fibl.org/ bestellt werden.
Als Kooperationspartner hat die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hier wichtige Beiträge geleistet und empfiehlt diese Broschüre als Leitfaden für die Umsetzung der abgestuften Grünlandbewirtschaftung am eigenen Betrieb. Herzstück dieses Projektes ist das "LK Planungstool AGw", welches es ermöglicht, eine abgestufte Grünlandbewirtschaftung auf einzelbetrieblicher Ebene zu simulieren und die dafür notwendigen Maßnahmen am Grünland abzuleiten. Das Tool wird spätestens ab März als Download zur Verfügung stehen.
Als Kooperationspartner hat die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hier wichtige Beiträge geleistet und empfiehlt diese Broschüre als Leitfaden für die Umsetzung der abgestuften Grünlandbewirtschaftung am eigenen Betrieb. Herzstück dieses Projektes ist das "LK Planungstool AGw", welches es ermöglicht, eine abgestufte Grünlandbewirtschaftung auf einzelbetrieblicher Ebene zu simulieren und die dafür notwendigen Maßnahmen am Grünland abzuleiten. Das Tool wird spätestens ab März als Download zur Verfügung stehen.