04.12.2019 |
von Paula Pöchlauer-Kozel
Bioenergie NÖ baut Heizwerke, übernimmt Büroarbeit und Kundenabrechnung
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Die Bioenergie NÖ macht es angehenden und bereits aktiven bäuerlichen Wärmelieferanten einfach – die Landwirte bilden in ihrem Ort eine Projektgemeinschaft, zeichnen bei der Bioenergie Genossenschaftsanteile und garantieren die Hackschnitzellieferungen. Die Bauern haften nur mit der doppelten Einlage und nicht mit ihrem Privatvermögen.
Die Bioenergie übernimmt als landesweit agierende Errichtungs- und Betriebsgenossenschaft den Bau kleinerer und mittlerer Heizwerke. Betrieben werden sie von den Landwirten der örtlichen Projektgemeinschaft, die über die Genossenschaftsanteile auch wieder Miteigentümer der Anlagen sind.
Die Landwirte zahlen einen einmaligen Mitgliedsbeitrag von 600 Euro und zeichnen 100 Euro je Anteil. Die Anteile sind auf die Liefermenge und das Investitionsvolumen abgestimmt. Die Investition tätigt die Dachgenossenschaft zu 15 bis 20 Prozent mit den gezeichneten Genossenschaftsanteilen, mit 30 Prozent Förderung, 30 Prozent Baukostenbeiträgen der Abnehmer und 20 bis 25 Prozent werden über Kredite frei finanziert.
Bei jeder Anlage übernehmen einige Landwirte in einem Personenkomitee den Betrieb. Sie sind als Heizwarte bei der Bioenergie NÖ angestellt. So funktioniert das auch bei den Heizwerken in Haunoldstein und Prinzersdorf.
Hohe Nachfrage verlangt nach zweitem Heizkessel
Die Anlage in Haunoldstein ist seit 2010 in Betrieb. „Wir haben das Heizhaus klein gehalten, um Kosten zu sparen“, berichten die Heizwarte Harald Pasteiner und Thomas Hierner von der Projektgemeinschaft Haunoldstein, der noch Felix Montecuccoli angehört. „Aber mit der Zeit sind mehr Abnehmer dazugekommen, als wir dachten. Wir haben nicht geglaubt, dass wir das Projekt so gut auf die Füße stellen.“ Jetzt betreiben sie neben dem Kessel mit 150 Kilowatt Leistung auch einen mit 200 Kilowatt, beide Kessel sind von der Firma Hargassner.
Zwischen 700 und 900 Schüttraummeter Hackgut veredeln sie pro Jahr zu Wärme. „In der Regel verheizen wir Waldhackgut wie es anfällt, jetzt ist aber mehr Käferholz dabei“, so Pasteiner und Hierner. Mit dem höheren Wärmebedarf und dem zweiten Kessel haben sie das Hackschnitzellager von 150 auf 220 Kubikmeter erweitert. Statt mit einem Frontlader befüllen sie das Lager nun mit einer Schnecke über eine neu errichtete Gosse.
Harald Pasteiner und Thomas Hierner betreuen mittlerweile vier Anlagen mit sechs Kesseln und 850 Kilowatt Leistung.
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Weiterer Kessel für Wohnhausanlage
Der Betreibergemeinschaft Prinzersdorf gehören die Landwirte Monika und Peter Kreimel, Anton Brunner und Josef Petschko an. „Die Anlage mit einem 200 Kilowattkessel von Hargassner haben wir im Areal der ehemaligen Molkerei errichtet, um die Gebäude am Areal und das angrenzende Kommunalzentrum von Prinzersdorf zu beheizen. Auf dem Nachbargrundstück werden 6.000 Quadratmeter für eine Wohnhausanlage frei“, informieren Peter Kreimel und Josef Petschko. „Wir haben uns schon im Vorfeld eingebracht und bei Vorgesprächen deponiert, dass wir die Wärmeversorgung übernehmen möchten.“ Wenn es soweit ist, wird die Projektgemeinschaft in der bestehenden Anlage ein zweite Kesselanlage errichten.
Kreimel hat bereits eine Nahwärmeanlage für sein Wohnhaus, eine Maistrocknungsanlage und die Raika in Eigenregie errichtet. „Doch der Bau der Hackschnitzelheizung für die Wohnhausanlage war mir allein doch zu kompliziert“, denkt Kreimel zurück. „Deshalb habe ich mir Partner gesucht. Gemeinsam haben wir die Abwicklung von Bau und Förderung aller vier Anlagen in die professionellen Hände der Bioenergie NÖ gelegt.“
Jede Anlage hat ihren Preis
Die Haunoldsteiner und die Prinzersdorfer Landwirte sind zufrieden. „Wir verwerten das Holz aus der Region und die Wertschöpfung daraus bleibt in der Region“, sind sie sich einig. Jede Anlage ist eine eigene Kostenstelle mit eigenen Brennstoff- und Wärmepreisen, weil bei jeder Anlage andere wirtschaftliche Rahmenbedingungen vorliegen, zum Beispiel unterschiedliche Leitungslängen.
„Wir gestalten den Hackgutpreis so, dass er über die Laufzeit der Anlage stabil ist“, erklären die Landwirte. „Wenn es nötig ist, entkoppeln wir ihn vom Marktpreis und passen ihn für die eigene Anlage an.“ Die Hackschnitzellieferungen rechnet die Bioenergie NÖ ab. Dazu werden das Gewicht und der Wassergehalt festgestellt. Beim Wiegen und bei der Probenziehung gilt das Vier-Augen-Prinzip. Die Landwirte geben die Werte in ein Programm der Bioenergie NÖ ein, das zentral abrechnet. Den Erlös für die Hackschnitzel erhalten die Lieferanten. Was übrig bleibt, deckt die Betriebs- und Investitionskosten der Anlage.
Die jährliche bäuerliche Wertschöpfung aller 65 Anlagen schätzt Christian Burger, Geschäftsführer der Bioenergie NÖ, auf rund 950.000 Euro. „Die Landwirte haben mit der Kundenabrechnung nichts zu tun. Wenn es um Zahlungsmoral und Fluktuation der Mieter in den Wohnhausanlagen geht, ist die Bioenergie NÖ Ansprechpartner“, erklärt Burger. „Wir bündeln die Interessen der Bauern unter einem Dach und treten so als starker Verhandlungspartner der Landwirte gegenüber den Wärmeabnehmern auf.“
Zentrale erledigt die „trockene“ Büroarbeit
Zentral organisiert sind neben der Geschäftsführung und der Buchhaltung das Rechnungswesen, die Mitgliederverwaltung, die Kundenverrechnung und das Kundenmanagement, der Hackguteinkauf, das Versicherungswesen, Bilanzierung und Revision. „So gibt es zum Beispiel für alle 65 Anlagen, also 65 Kostenstellen, nur eine Revision in St. Pölten“, erklärt Burger. Damit sind auch Landwirte unkompliziert und ohne bürokratischen Aufwand in der Lage, den kommunalen Bereich mit Kindergärten, Schulen & Co sowie den großvolumigen Wohnbau mit Wärme zu versorgen.
„Die Bioenergie NÖ ist für Wohnbauträger ein ebenbürtiger Verhandlungspartner auf Augenhöhe“, sind sich Pasteiner, Hierner, Petschko und Kreimel einig. „Das Wichtigste im Vorfeld ist aber die Unterstützung durch die Gemeinde, weil wir öffentliche Gebäude als Abnehmer benötigen und zum Beispiel auch die Genehmigungen für die Straßenquerungen der notwendigen Wärmeleitungen.“
Für die Landwirte ist es eine tolle Geschichte. „Für uns arbeiten Experten im Hintergrund“, betonen die Vier. „ Alles, was vor Ort sinnvoll zu machen ist, erledigen wir Bauern, wie zum Beispiel den Zählertausch. Wir sind für den produktiven Teil zuständig, die Zentrale für die Verwaltung.“
Die Bioenergie NÖ übernimmt nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung auch bestehende Anlagen.
Zukunft Bioenergie NÖ
„In Zukunft wollen wir neue Technologien integrieren, vorausgesetzt, sie sind wirtschaftlich“, erklärt Christian Burger. „Dazu zählen Kraft-Wärme-Kopplung mit Holzgas zur Grundlastabdeckung, Solaranlagen und Wärmepumpen für den Sommerbetrieb und die Einspeisung von Abwärme.“
Fakten zur Bioenergie NÖ
Gegründet am 26. August 2003 von LK NÖ, Waldverband NÖ mit den WWG, Biomasse-Heizwerkverband NÖ – HWS, Maschinenring NÖ-Wien, Raiffeisen-Revisionsverband Niederösterreich-Wien und AGRAR PLUS.
Mittlerweile gibt es 65 Bioenergie NÖ Anlagen und 750 Biomasse-Nahwärme-Heizwerke in NÖ
Obmann Gerhard Rathammer
Tel. 02742 352234 0
office@bioenergie-noe.at
- 380 Mitglieder mit 1,5 Millionen Euro an Anteilszeichnungen
- Wärmekunden: 959
- Kundenleistung: 18.748 Kilowatt
- Wärmeverteilnetz: 18.358 Meter
- Wärmeverkauf: 24 Gigawattstunden pro Jahr Ökologie
- Erdöläquivalent: 3.031.000 Liter pro Jahr
- CO2-Einsparung: 9.642.000 Kilogramm pro Jahr
Obmann Gerhard Rathammer
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