Biomilchexport rückläufig
Den Molkereien in den 27 Mitgliedsländern wurden 2023 nach Angaben der EU-Kommission 5,34 Mio. t Biomilch angeliefert. Gegenüber dem Jahr davor, wo eine neue Höchstmenge an Biomilch zur Verfügung gestanden ist, war das ein leichtes Minus von 2,1%. In den Mitgliedsländern ist die Entwicklung allerdings sehr unterschiedlich. Sehr stark gestiegen ist die Biomilchproduktion in den vergangenen Jahren in den Niederlanden, Deutschland und Litauen. In den Niederlanden legte die Biomilchproduktion von 2022 auf 2023 um fast 50% zu, aber auch in Deutschland stiegen die Mengen um weitere 3%. Obwohl Deutschland der größte EU-Biomilchproduzent ist, liegt der Bioanteil an der Gesamtmenge erst bei 4,4%, ist in den vergangenen Jahren allerdings gestiegen. Bei den anderen wichtigen EU-Biomilchproduzentenländern zeigten sich die Mengen dagegen rückläufig. So sank die Menge in Schweden um über 20%, in Frankreich um fast 4% und in Dänemark um fast 5%. Auch in Österreich, dem viertwichtigsten EU-Biomilcherzeugerland gingen die Mengen um 3,5% zurück. Bei einem Bioanteil von 18% findet nicht die gesamte österreichische Biomilch auch Abnehmer in Österreich.
Wichtigster Kunde für österreichische Biomilch war in den vergangenen Jahren Deutschland. Bis 2021 wurden rund 160.000 t österreichische Biomilchprodukte (als Milchäquivalent) in Deutschland abgesetzt. Durch die steigende deutsche Eigenproduktion, aber auch eine schwächere Nachfrage (Stichwort Inflation) nahm der deutsche Importbedarf in den Vorjahren insgesamt ab. Wurden 2019 noch 30% der abgesetzten Menge importiert, waren es 2023 nur mehr 17%. Das bedeutet, dass 2023 nur mehr 120.000 t aus Österreich benötigt wurden. Aber nicht nur die österreichischen Importe haben abgenommen, auch aus Dänemark, dem für Deutschland wichtigsten Importland, wurden deutlich weniger Biomilchprodukte bezogen.
Neben dem steigenden Angebot verändert sich in Deutschland auch die Verkaufslandschaft für Bioprodukte. Wie in Österreich steigen zunehmend die großen Lebensmittelketten in die Vermarktung ein, zu Lasten von Naturkostläden und Reformhäusern. Anders als in Österreich definieren die Handelsketten aber keine eigenen Standards, sondern gehen Kooperationen mit deutschen Bioverbänden ein und nutzen deren Verbandsstandards. Das hat zur Folge, dass es für Produkte mit EU-Biostandard (was die österreichischen Produkte in Deutschland sind) schwieriger wird, ins Regal zu kommen. Da es kaum Alternativen zum deutschen Absatzmarkt gibt, könnte eine Zweitzertifizierung mit einem deutschen Biostandard für Biomilchbetriebe in bestimmten Regionen mittelfristig erforderlich werden.