Bioweizen mit Erfolg anbauen
Wichtig: Fruchtfolge beachten
Die Fruchtfolge ist und bleibt die Grundlage eines erfolgreichen Bio-Ackerbaus. Die Ertrags- und Qualitätsergebnisse der heurigen BioNet-Winterweizenpraxisversuche spiegeln deutlich den Einfluss der Vorfrucht wider. Auch für eine vorbeugende Steinbrandregulierung ist eine entsprechende Fruchtfolge mit korrektem Anbauabstand von drei bis vier Jahren für Winterweizen unerlässlich.
Ernte 2023: Gute Erträge - durchwachsene Qualitäten
Winterweizen ist eine der wichtigsten Kulturen in Biomarktfruchtbetrieben. Die Ernte 2023 brachte zufriedenstellende Erträge bei durchwachsenen Qualitäten mit hohem Futterweizenanteil, häufig noch begleitet von einer Belastung mit Steinbrandsporen. Die günstigen Mineralisierungsbedingungen im April und Mai ermöglichten hohe Bestandesdichten mit gutem Ertragspotential. Speziell auf Flächen mit Nichtleguminosenvorfrüchten ohne externe organische Zukaufsdünger reichte der Stickstoff aus der Vorfrucht dann aber oft nur mehr für Kornproteingehalte von unter zehn Prozent.
Leguminosen in der Fruchtfolge rechnen sich
Fruchtfolgen im Bio-Ackerbau leben von den positiven Wirkungen von Luzerne und Körnerleguminosen auf die Bodenfruchtbarkeit und auf die Stickstoffverfügbarkeit in der Rotation. Die Ergebnisse der BioNet-Winterweizenversuche spiegeln diesen Zusammenhang deutlich wider.
Versuchsergebnisse zeigen Einfluss der Vorfrucht
Am Standort Pellendorf mit der Vorfrucht Luzerne erreichte die Sorte Mandarin bei einem Ertrag von 6.400 kg/ha einen Kornproteingehalt von 14 Prozent, während sie am Standort Amelsdorf nach der Vorfrucht Ölkürbis bei einem Hektarertrag von knapp 4.000 kg nur einen Kornproteingehalt von 9,6% brachte.
Was hält der Saatgutmarkt für Möglichkeiten bereit?
Neben der Einbindung von Luzerne in Biomarktfruchtfolgen bieten sich auch Winterkörnerleguminosen wie Wintererbse als aufbauende Fruchtfolgeglieder an. Am österreichischen Saatgutmarkt verfügbar sind einerseits gelbkörnige Rankentypen wie Balkan oder Flokon und Blatttypen mit höherem Tanningehalt wie Arkta oder Frostica. Am deutschen Saatgutmarkt ist Biosaatgut der Sorte Pandora verfügbar. Pandora ist ein gelbkörniger Blatttyp, der sich in den BioNet-Versuchen als gut geeignet für das Trockengebiet erwiesen hat. Die Vorteile der Mischkulturen mit Tritikale liegen im Wesentlichen in einer besseren Beikrautunterdrückung und verringerten Attraktivität für Blattläuse. Zu beachten ist, dass sich die Rankentypen für die Mischkultur mit Tritikale nur sehr eingeschränkt eignen.
Tipp: Vor dem Anbau mit möglichen Abnehmer sprechen
Die Marktperspektiven für Futterkörnerleguminosen sind nach wie vor sehr gut. Das trifft auch auf Erntegut aus Mischkulturen mit Tritikale oder Roggen zu. Vor dem Anbau sollte aber mit dem möglichen Abnehmer Rücksprache gehalten werden.
Vorfruchteffekte im Überblick
Mit welchen Vorfruchteffekten durch Wintererbsen in Reinbestand und in Mischkultur mit Tritikale gerechnet werden kann, zeigt ein zweijähriger BioNet-Demonstrationsversuch am Standort Zistersdorf. Im Vergleich zur Nichtleguminosenvorfrucht Tritikale, die zu Referenzzwecken in den Versuch integriert wurde, brachten die im Jahr 2022 geprüften Wintererbsen und Wintererbsen-Tritikalegemenge im Schnitt 1.800 kg/ha Mehrertrag in der Folgekultur Winterweizen (Sorte Arminius). Bei den Wintererbsen-Tritikalegemengen haben sich im Trockengebiet Mischungsanteile von 75 keimfähigen Körnern/m² Wintererbse und 50 keimfähigen Körnern/m² Tritikale als am günstigsten erwiesen.
Aufgrund der oben dargestellten speziellen Mineralisierungsbedingungen im Jahr 2023 konnten im Versuch nur untypisch niedrige Weizenkornproteingehalte von unter zehn Prozent erreicht werden. Eine detaillierte Versuchsauswertung finden Interessierte in der BioNet-Herbstanbaubroschüre und bei den BioNet-Ackerbautagen im Dezember 2023.
Welche Weizensorten für den Bio-Herbstanbau wählen?
Auf Böden mit hohem Stickstoffnachlieferungspotential oder bei Verfügbarkeit organischer Dünger überzeugten in den Praxisversuchen 2023 die standfesten Sorten Aurelius und Christoph. Auch der sehr frühreife Mandarin zeigte hohes Ertragspotential und kommt mit Wasserstress ab dem Frühsommer besser zurecht als die beiden vorhin genannten. Für etwas extensivere Bedingungen bringen die bewährten Sorten Adamus, Arminius und Arnold eine sehr gute Proteinveranlagung mit. EhoGold, Capo und Tobias hatten in 2023 auf einzelnen Versuchsstandorten mit Gelbrost zu kämpfen, wodurch speziell Tobias deutlich unter dem Ertragsniveau vergangener Jahre blieb. Auch Arminius zeigte auf einzelnen Standorten Gelbrostsymptome.
Axaro und Tilsano: Ertragsstark mit guter Proteinleistung
Die beiden steinbrandtoleranten Sorten Axaro und Tilsano erwiesen sich in den BioNet-Praxisversuchen als sehr ertragsstark und lagen im Proteingehalt etwa auf dem Niveau von Capo. Bei Tilsano handelt es sich allerdings um eine Mahlweizensorte. Hervorzuheben ist die steinbrandresistente Sorte Aristaro, die in ihren Ertrags- und Proteinleistungen mit Capo vergleichbar ist. Leider ist Aristaro mittlerweile sowohl am österreichischen als auch am deutschen Saatgutmarkt faktisch ausverkauft. Detaillierte Auswertungen der BioNet-Praxisversuche finden Sie in der BioNet-Herbstanbaubroschüre, die ab Mitte September verfügbar sein wird.
Gute fachliche Praxis der Steinbrandvorbeuge ist ein absolutes Muss
Der gewöhnliche Steinbrand ist seit drei Jahren konstant mit steigender Tendenz ein ungeliebter und häufig unerkannter Gast auf Bioweizenflächen. Meist wird das Problem von den Betriebsleitern erst wahrgenommen, wenn der Steinbranddruck so groß ist, dass er sich geruchlich im Erntegut bemerkbar macht, und es bei der Vermarktung zu Problemen kommt.
Vorbeuge ist das Gebot der Stunde, um auch künftig verkehrsfähigen Bioweizen erzeugen zu können. Dies umso mehr als ein Großteil der aktuellen Infektionen von bodenbürtigen Steinbrandsporen stammen dürften.
Was sollten Bio-Ackerbaubetriebe beim Einsatz von Nachbausaatgut beachten?
- Lückenlose Untersuchung von Nachbausaatgut von Weizen, Dinkel, Durum, Einkorn, Emmer auf Steinbrandsporen. AGES und Lagerhäuser bieten diese Dienstleistung an.
- Bei einer Sporenbelastung von > 50 Sporen/Korn sollte in jedem Fall ein Saatgutwechsel erfolgen.
- Bis 50 Sporen Korn: Behandlung von Nachbausaatgut mit Tillecur oder Ceral.
- Alle Maßnahmen, die einen raschen Feldaufgang fördern, reduzieren die Infektionswahrscheinlichkeit durch Steinbrand. Saattermine bis zur dritten Oktoberwoche sind daher günstiger als Spätsaaten.
Was tun mit Flächen, auf denen wahrscheinlich eine Bodenbelastung mit Steinbrandsporen vorliegt?
Mittlerweile zeigt sich immer klarer, dass im Infektionsgeschehen im Trockengebiet bodenbürtige Sporen des gewöhnlichen Steinbrands eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Aus der Analyse des Steinbrandauftretens der vergangenen Jahre ist zu vermuten, dass viele Bioböden in den Bio-Weizenanbaugebieten im Osten Österreichs mit Steinbrandsporen belastet sind.
Wie lange die Steinbrandsporen im Boden überdauern können darüber gibt es aus der Forschung unterschiedliche Angaben - von wenigen Monaten bis mehrere Jahre, im Unterboden unter Umständen bis zu 20 Jahren.
Steinbrand: Infektionskreislauf durchbrechen
Um den Infektionskreislauf zu durchbrechen sollte auf Befallsflächen auf einen Anbauabstand von zumindest drei bis vier Jahren für alle Weizenartigen (Weizen, Durum, Dinkel, Einkorn, Emmer) geachtet werden.
Ein einmaliger Pflugeinsatz kann helfen, die Sporenlast in den oberen 10 cm zu verringern. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Unterboden die Sporen sehr lange (bis 20 Jahre) überdauern können und ein Pflugeinsatz in den Folgejahren lebensfähige Sporen wieder an die Oberfläche holen kann!
Landwirtschaftskammer NÖ startete Kleinparzellenversuch
Um den Effekt einer Bodeninfektion unter Praxisverhältnissen zu demonstrieren hat die LKNÖ im Rahmen des Bildungsprojekts BioNet im Herbst 2022 auf jeweils einer Fläche in Großburgstall (Horn) und Jedenspeigen, auf denen zur Weizenernte 2022 ein massives Steinbrandauftreten festgestellt worden war, einen Kleinparzellenversuch mit unterschiedlichen Wintergetreidesorten und -arten in drei Wiederholungen angelegt.
Ergebnisse aus dem Kleinparzellenversuch "Steinbrand"
Angebaut wurde ungebeiztes zertifiziertes (Bio-)Saatgut. Stellvertretend für den Großteil der im Biolandbau angebauten Qualitätsweizensorten, die alle eine mehr oder weniger hohe Anfälligkeit für Weizensteinbrand aufweisen, wurde die Sorte Capo in den Versuch gestellt. Erwartungsgemäß reagierte Capo auf die Belastung mit bodenbürtigen Steinbrandsporen mit der Ausbildung einer hohen Anzahl von Brandähren im Bestand. Zu beachten ist, dass die steinbrandtoleranten Sorten Tillsano und Axaro zwar deutlich weniger Brandähren ausbildeten, aber trotzdem die Infektion weitertragen. Bei strikter Einhaltung aller Maßnahmen der Saatguthygiene haben sie aber das Potential, auf gering belasteten oder unbelasteten Flächen, das Auftreten des Weizensteinbrandes unter der Schadschwelle zu halten. Zu beachten ist, dass auch Winterdurum eine hohe Anfälligkeit für Steinbrand zeigte. Steinbrandfrei blieb nur die resistente Sorte Aristaro, die aus deutscher Demeterzüchtung des Dottenfelder Hofes stammt. Erwartungsgemäß blieb Tritikale steinbrandfrei – Tritikale bietet sich daher (wie Roggen) als Weizenalternative auf Befallsflächen an.