15.02.2019 |
von Rudolf Grabner
Frühen Weideaustrieb planen
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Für die Verdauung ist wichtig, dass das Winterfutter langsam ausläuft und die Weide langsam beginnt. Die Übergangszeit, wo die Tiere noch im Stall gefüttert werden und dann auf die Weiden kommen, sollte mindestens 14 Tage betragen. Auf der frühen Weide fressen sie neben den ersten grünen Pflanzen auch Reste des Herbstfutters, die ähnlich sind wie die konservierten Futtermittel. Damit haben die Rinder Zeit, sich an das Grünfutter zu gewöhnen. Diese Zeit ist notwendig, weil im Rinderpansen nur spezialisierte Bakterien das Grünfutter verdauen können. Diese Bakterien brauchen etwa 14 Tage, um frisches Gras auch wirklich verdauen zu können.
Gut gegen Durchfall
Wenn Gräser, Klee und Kräuter zu wachsen beginnen, wachsen sie den Rindern ins Maul; sie werden früh gefressen, haben damit noch keinen so hohen Zuckergehalt und auch noch keinen so hohen Eiweißgehalt. Die Tiere danken es damit, dass sie keinen Durchfall bekommen, damit auch keinen Leistungsabfall vorweisen. Da der Grasaufwuchs insgesamt noch geringer ist, werden auch größere Flächen abgeweidet. Die Tiere fressen mit jedem Maul frischem Gras auch noch Reste der Vorjahresfläche mit – sie werden satt und laufen nicht Gefahr, zu viel strukturschwaches, eiweißreiches Grünfutter aufzunehmen.
Weide planen
Je früher die Weide beginnt, desto besser. Überlegungen im Vorfeld:
- Lage. Hofnahe Weideflächen sind ideal, weil die Tiere noch jeden Tag in den Stall kommen.
- Trocken. Die Weidefläche muss ausreichend abgetrocknet sein, damit keine Trittschäden entstehen. Bei Regen im Stall bleiben.
- Fläche. Die Weiden müssen größer sein, da der Aufwuchs noch geringer ist.
- Weidestart. Die Tiere können beim ersten Grün auf die Weide, sofern der Boden soweit abgetrocknet ist, dass er die Tiere trägt.
- Übergangszeit. Die erste Woche sollten die Tiere am Morgen im Stall normal gefüttert werden. Danach geht es für einige Stunden auf die Weide. Die Weidedauer täglich verlängern. Nach zwei Wochen das angebotene Futter im Stall reduzieren beginnen.
Gut für die Gesundheit der Tiere
Die freie Bewegung, die frische Luft und die Kraft der Sonne wirken auf die Rinder, Schafe und Pferde ein und sie bringen den Kreislauf in Schwung und beeinflussen den Vitaminhaushalt positiv. Vor allem wird die Fruchtbarkeit positiv beeinflusst aber auch die Vitamine D2 und D3 werden durch die Sonnenstrahlen aus den Vorstufen gebildet. Sie sind für die Skelettentwicklung und für einen optimalen Phosphat- und Calciumstoffwechsel besonders wichtig.
Gut gegen Ampfer
Der frühe Weideaustrieb und der frühe Verbiss der ersten Gräser und Kräuter ist für einen optimalen Pflanzenbestand ganz wichtig. Der frühe Weideaustrieb stellt eine wichtige biologische Ampferbekämpfung dar. Überall, wo es von der Beschaffenheit der Fläche her geht, sollten möglichst früh die Rinder, Pferde und Schafe auf die Weiden kommen. Der Ampfer ist eine der ersten grünen Pflanzen im Frühjahr, er verschafft sich damit einen Wachstumsvorsprung. Kommen die Tiere früh auf die Weide, fressen sie den Ampfer und er verliert damit seinen Vorsprung. Das funktioniert sehr gut, wenn der Ampfer im 1 bis 2-Blattstadium ist. Damit ist die erste Ampferbekämpfung auch die erfolgreichste.
Gut für die Weideflächen
Die Tiere können auf die Weideflächen, wenn der Boden schon ziemlich trocken ist. Die Tiere fressen dann die austreibenden Gräser, Kleearten und Kräuter, was zu einer besseren Bestockung der Flächen und zu dichteren Pflanzenbeständen führt. Auch früh austreibende Geilstellen des Vorjahres werden von den Wiederkäuern gefressen, wenn alles andere auf der Wiese noch braun und grau ist.
Gut für die Wirtschaftlichkeit
Die Weide ist das günstigste Futter für unsere Rinder, Pferde und Schafe. Deshalb sollte die Weide möglichst lange genutzt werden. Der frühe Weideaustrieb rechnet sich immer: es wird weniger Heu und Silage gebraucht, der Weideaufwuchs wird optimal genutzt und die Tiere bekommen keinen Durchfall. Konserviertes Futter ist etwa doppelt bis dreimal so teuer wie die Weide. Folgende Zahlen stammen von Dr. Steinwidder, HBLFA Raumberg-Gumpenstein:
Variable Kosten pro Kilo Trockenmasse in Cent
- Standweide 3,6 Cent
- Koppelweide 4,3 Cent
- Grassilage 8,6 Cent
- Heu aus Bodentrocknung 9,8 Cent
Flächen müssen trocken sein
Es müssen die Flächen passen – ideal sind hofnahe Weideflächen, damit die Tiere noch jeden Tag in den Stall kommen und im Stall gefüttert werden. Die Winterfütterung kann langsam auslaufen. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist, dass die Flächen trocken sind. Nur bereits abgetrocknete Weiden können genützt werden. Werden feuchte Flächen sehr früh beweidet, werden der Boden und der Pflanzenbestand geschädigt. Die Fläche kann danach oft nur mit einer Nachsaat oder Neueinsaat gerettet werden.
Tiere planmäßig vorbereiten
Die Tiere im Stall sollten gut vorbereitet werden. Die erste Woche sollten sie im Stall in der Früh normal gefüttert werden. Danach geht es für einige Stunden auf die Weide. Die Weidedauer kann dabei täglich verlängert werden. Nach zwei Wochen beginnt man, das angebotene Futter im Stall zu reduzieren, damit nehmen die Tiere zunehmend Futter von der Weide auf. Um die Weideflächen zu schonen, sollte die Tiere nicht bei Regen und sehr weichem Boden auf die Weide.
Beim ersten Grün auf die Weide
Termine sind schwer anzugeben, aber die Weide kann nach der Schneeschmelze und nach dem Abtrocknen beschickt werden. Der Boden sollte so trocken sein, dass die Tiere getragen werden und die ersten grünen Pflanzen sollten zu sehen sein. Dann kann es losgehen.