Hirse: Eine pflanzenbauliche Alternative!
Wetter, Fruchtfolge, Standort, Boden, Betriebsausrichtung oder persönliche Ansprüche. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Auswahl der „passenden Kultur“. Vor allem trockenheitstolerant und wassersparend – im Hinblick auf sich ändernde klimatische Bedingungen – sollte sie sein.
Schon gewusst …
Hirsen sind Kulturpflanzen, welche den Ursprung im Mittelmeerraum und den südlichen Ländern Asiens haben. Jährlich werden weltweit etwa 90 Millionen Tonnen geerntet. Vor allem in Afrika und Asien ist Hirse heute noch eine der wichtigsten Getreidepflanzen in der Ernährung und wird als Brei- und Brotfrucht (Fladenbrot) verwendet. Neuerdings wird Hirse auch im Müsli oder Joghurt in heimischen Supermärkten angeboten. In Österreich werden ca. 8.000 Hektar Hirsen angebaut. Der Großteil der Ernte findet sich hierbei in Futtermitteln (Schweine- oder Vogelfutter) wieder.
Eigenschaften
In den letzten Jahren handelte es sich meist um Sorghum-Hirsearten. Diese besitzen größere Körner und zeigen viele Gemeinsamkeiten mit Mais. Sie besitzen einen mittelhohen Wuchs mit zusammengezogenen Rispen und ein rundes Korn mit hoher Festigkeit an der Rispe. Hirsen sind sehr wärmeliebende Pflanzen, benötigen deutlich weniger Wasser als Mais und können somit längere Trockenperioden gut überstehen.
Kulturführung
Die Aussaat ist ab einer Bodentemperatur von mindestens 12 °C (besser 14 °C) möglich und kann entweder mit einer Einzelkorn- oder Drillsämaschine durchgeführt werden. Gegenüber Frösten und kühlen Frühjahrstemperaturen sind Hirsen jedoch sehr empfindlich. Anzustreben ist eine Bestandesdichte von 20 bis 40 Pflanzen pro Quadratmeter (10 bis 15 Kilogramm je Hektar). Eine Unkrautbekämpfung sollte aufgrund der langsamen Jugendentwicklung (ähnlich wie Mais) bereits im Vorauflauf erfolgen (Zulassung beachten!). Generell gibt es bei Hirsen noch kaum bis gar keinen Krankheits- und Schädlingsdruck. Bei einem mittleren Ertragsniveau kann mit einem Düngebedarf von etwa 150 Kilogramm Stickstoff, 85 Kilogramm Phosphor und 210 Kilogramm Kalium gerechnet werden. Hirsen gelten als gute Gülleverwerter, stellen jedoch aufgrund der hohen Nährstoff- und Wassernutzungseffizienz eine schlechte Vorfrucht dar.
Sorghum-Hirsen sind …
- eine Alternative in Trockengebieten
- gute Gülleverwerter
- starke N-Zehrer
- eine mögliche Lösung zur Auflockerung einseitiger Fruchtfolgen, z.B. bei Maiswurzelbohrergefahr
- mit herkömmlicher Technik zu handeln
- in der Schweinefütterung einsetzbar (Sojaeinsparungen möglich)
- bei der UBB-Maßnahme nicht dem Getreide-Maisanteil unterzuordnen
- selbstverträglich
- ein glutenfreies Nahrungsmittel und somit auch für Allergiker geeignet
Ergebnisse des Landessortenversuchs Sorghumhirse 2021
Die Boden.Wasser.Schutz.Beratung führte 2021 wieder den Landessortenversuch mit Sorghum-Hirse durch. Es wurden verschiedene Sorten auf unterschiedlichen Standorten getestet und mittels Kerndrusch auf Ertrag ausgewertet. Dabei wurden die Sorten auf verschiedenen Böden und auf ihre Ertragsfähigkeit getestet.
Die exakten Ergebnisse der Standorte finden Sie in unserem Versuchsportal auf lk-online unter „Pflanzenbauliche Versuche.“ In Oberösterreich haben sich aufgrund der klimatischen Bedingungen frühreife Sorten bewährt.
Vermarktung und Preis
Bei der Produktion von Speisehirse ist ein entsprechender Vorvertrag mit dem Kontraktnehmer anzuraten. Leider gibt es bislang sehr wenige Abnehmer, die sich auf die Weiterverarbeitung von Hirse zur Humanernährung spezialisiert haben. Eine Möglichkeit besteht hierbei in der Direktvermarktung von Hirseprodukten als Nischenmarkt. Für Sorghum-Hirsen orientiert sich der Preis meist am Mais. Oft liegt dieser um etwa 10 Euro pro Tonne unter dem von Körnermais.
Besonders auf leichteren Böden kann die Hirse ihre Vorzüge besser ausspielen und liefert auch in Trockenjahren stabilere Erträge. Um den Hirseanbau in Österreich weiter voranzutreiben, sind sowohl der Handel, die Landwirte und natürlich auch die Konsumenten gefordert.