06.04.2010 |
von DI Marianne Priplata
NÖ Marktkommentar: Die Schafe kommen (4/2010)
Die letzte amtliche Zählung des österreichischen Schafbestandes ergab mit über 344.000 Tieren einen der höchsten Werte in den vergangenen zehn Jahren. Zuletzt hat besonders die Zahl der Schafe, die nicht zur Milchproduktion gehalten werden zugenommen. 2009 lag ihr Anteil bei 37%. In NÖ ist der Trend zur Schafhaltung noch stärker zu spüren. Kontinuier-lich hat sich der NÖ Anteil an der österreichischen Schafhaltung gesteigert und liegt nun bei 18 Prozent. Nur in der Steiermark gibt es noch mehr Schafe.
NÖ gegen EU-Trend
In NÖ wurden im Dezember 2009 von 2.300 Haltern 64.700 Schafe gehalten, davon sind etwa zwei Drittel Mutterschafe und gedeckte Lämmer. In den letzten 20 Jahren hat der Schafbestand in NÖ damit um 40 Prozent zugenommen. Diese Zuwächse stehen im Gegen-satz zur europaweiten Entwicklung der Schafhaltung. Diese ist, besonders bei Milchschafen seit Jahren rückläufig. EU-weit werden bereits weniger als 90 Mio. Tiere gehalten.
Produktionsniveau steigt
Mit mehr gehaltenen Schafen steigt auch das Produktionsniveau in NÖ. So wurden 2008 319.000 Schafe geschlachtet und davon rund 117.000 oder 37 Prozent als untersuchte ge-werbliche Schlachtungen erfasst. Die untersuchten Schlachtungen erhöhten sich 2009 um weitere 4 Prozent auf über 121.000 Stück, gegenüber 80.000 Tieren vor zehn Jahren Tradi-tionell ist das Interesse an Lammfleisch sehr saisonal. So wurden 2009 allein in den zwei Monaten April und November ein Viertel der Schlachtungen getätigt.
Drei Länder bestimmen Importe
Das in Österreich verfügbare Angebot an Schaf- und Lammfleisch wurde in den letzten Jah-ren zudem durch einen wieder steigenden Import ergänzt. 2009 wurden fast 2.500 Tonnen Schaf- und Lammfleisch als Schlachthälften und Teilstücke frisch, gekühlt oder gefroren nach Österreich eingeführt. Seit 2004 haben sich die Importe von einem zwischenzeitlichen Tiefstwert um 700 Tonnen gesteigert. Der Wert dieser Einfuhren betrug 15,7 Mio. Euro oder 6,35 EUR je kg Importware. Rund 90 Prozent dieser Einfuhren stammen aus nur drei Liefer-ländern: Deutschland, Großbritannien und Neuseeland, wobei sich bei jedem der Hauptlie-ferländer ein Produktschwerpunkt ausmachen lässt. So kommen fast die gesamten Importe an frischen und gekühlten ganzen und halben Lämmern aus Großbritannien. Aus Neusee-land erreichen uns über 60 Prozent der Importe gefrorener Schafstücken mit Knochen. Wäh-rend gefrorene Schafteile ohne Knochen fast 50 Prozent der deutschen Importe ausmachen.
Gutes Preisniveau
Ausgeführt wird Schaf- und Lammfleisch nur in bescheidenem Umfang von etwa 80 Tonnen, wobei der durchschnittliche Exportwert mit 10 bis 11 Euro je kg exportiertem Fleisch deutlich über dem Importwert liegt. Hauptabnehmer der Exporte ist Deutschland. Im EU-Vergleich fällt die österreichische Preissituation erfreulich aus. Mit 5,03 EUR je kg Schlachtgewicht nimmt Österreich nach Frankreich und Spanien den dritten Rang bei schweren Lämmern ein und übertrifft den EU-Durchschnittswert von 4,53 EUR.
NÖ Schaf- und Ziegenbörse ein professioneller Vermarktungspartner
In NÖ ist die Schaf- und Ziegenbörse zu einem zentralen Faktor in der Vermarktung gewor-den. 2009 konnten knapp 13.000 Lämmer, Kitze und Schafe an verschiedene Abnehmer abgesetzt werden. Damit konnten die Vermarktungszahlen trotz schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes gesteigert werden. Besonders von der Marktstagnation betroffen war 2009 die Vermarktung von Bioware. Zwar machen die Lieferungen der Schaf- und Ziegenbörse etwa ein Drittel der österreichweiten "Ja natürlich" Biolämmer aus, insgesamt blieb der Absatz aber hinter dem Vorjahr zurück. Durch schwächere Nachfrage bei steigendem Angebot fan-den nicht aller Biolämmer auch einen Biokäufer. Günstiger zeigte sich die Marktsituation bei konventioneller Ware, wo die saisonalen Angebots- und Nachfrageschwankungen in der Lebendvermarktung gut ausgeglichen werden konnten. Auch im angebotsstarken Sommer war so eine stabile Preisgestaltung möglich.
Ausblick
Das weiter wachsende Angebot bei Biolämmern bei stagnierender Nachfrage wird auch in den nächsten Monaten den Markt belasten. Angesichts fehlender Abnehmer wird der Ein-stieg in die Bioproduktion zur Zeit nicht angeraten. Potenziale dürfte eher die konventionelle Schafhaltung bieten. Mit Ausnahme der Sommermonate kann hier die Nachfrage nur knapp gedeckt werden. Um neben dem Lebensmittelhandel die NÖ Qualitätslammfleischproduktion auch in der Gastronomie verstärkt zu etablieren, wurde 2009 die Marke "donauland Lamm" eingeführt, die in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden soll.