09.01.2009 |
von DI Martin Schildböck
NÖ Marktkommentar: EU-Kartoffelernte unter Vorjahr (1/2009)
Schon bei der eingebrachten Ernte zeigten sich regional große Unterschiede. Während in Niederösterreich der Witterungsverlauf für die Kartoffeln nahezu optimal verlief und dementsprechend gute Erträge erzielt werden konnten, kam es in einigen Teilen Europas zu trockenheitsbedingten Mindererträgen.
Gute Ernte in NÖ
Nach der Ernteerhebung der Statistik Austria wurde in Niederösterreich 2007 2008 eine Gesamtkartoffelmenge von 540628.000 Tonnen geerntet, damit liegt das Gesamtergebnisie Gesamtproduktion fast auf dem Niveau des Vorjahresum 15 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Die durchschnittlichen Hektarerträge stiegen sogar um 17 Prozent auf 34,3 Tonnen je Hektar an. Rückläufig war dagegen die Anbaufläche. Mit 18.300 Hektar wurde 2008 um rund 100 Hektar weniger Erdäpfeln als im Vorjahr angebaut. Österreichweit stieg dagegen die Anbaufläche um rund 125 Hektar auf 22.800 Hektar an. Mit 757.000 Tonnen wurde das Vorjahresergebnis um 88.000 Tonnen oder 13 Prozent übertroffen.
Weniger Kartoffeln in der EU
Die europäische Kartoffelernte ist 2008 mit 60,6 Mio. Tonnen um rund drei Mio. Tonnen oder knapp fünf Prozent kleiner ausgefallen als im Vorjahr. Im langjährigen Vergleich konnte damit eine durchschnittliche Ernte eingebracht werden. Grund für den doch deutlichen Rückgang ist die um rund 100.000 Hektar auf 2,12 Mio. Hektar verkleinerte Anbaufläche. Bei den Erträgen gab es regional erhebliche Unterschiede. Gute Erträge konnten neben Österreich in Ungarn, Slowenien, Irland und in den baltischen Staaten erzielt werden. In Frankreich, Deutschland und Belgien konnten dagegen die Ergebnisse des Vorjahres nicht erreicht werden. Polens Kartoffeln haben stark unter der frühsommerlichen Trockenheit gelitten, so dass die Gesamtproduktion mit rund 10,4 Mio. Tonnen um zehn Prozent unter dem Vorjahr zurück blieb. Mit 11, 3 Mio. Tonnen fiel in Deutschland um rund 3% kleiner aus als im Jahr 2007.
Deutliche Preisdifferenzen
Die unterschiedliche Ertragslage innerhalb der EU spiegelt sich auch in den Erzeugerpreisen wider. In Niederösterreich betrugen die durchschnittlichen Erzeugerpreise für festkochende als auch für vorwiegend festkochende Sorten in den Monaten Oktober und November zwischen EUR 7 und 9 je dt. Ähnlich niedrig lag das Preisniveau in Ungarn, Slowenien und der Tschechischen Republik. In Deutschland oder auch in Polen lag das Preisniveau in den vergangenen Monaten dagegen deutlich höher. Der durchschnittliche deutsche Erzeugerpreis lag beispielsweise in den Monaten Oktober und November zwischen EUR 11 und 12 je dt. Der deutliche Preisunterschied zu unserem deutschen Nachbarn brachte in den letzten Monaten dem österreichischen Erdäpfelmarkt die dringend notwendige Entlastung. Exporte Richtung Osteuropa und Südosteuropa kurbelten den Absatz kräftig an und stabilisierten somit den heimischen Markt. Im Dezember schwand allmählich der Preisvorteil zu Deutschland. Während die deutschen Erzeugerpreise bedingt durch schwache Exportraten etwas unter Druck kamen, konnten in Niederösterreich die ersten Lageraufschläge durchgesetzt werden. Die Exporte haben damit in den letzten Wochen zwar etwas an Dynamik eingebüßt, laufen aber dennoch einigermaßen zufrieden stellend.
Ausblick
Die weitere Entwicklung am Kartoffelmarkt ist schwierig einzuschätzen. Die Landwirte erwarten in den kommenden Wochen Lageraufschläge. Diese sind berechtigt und durchaus wahrscheinlich. Die Rahmenbedingungen dafür sind jedenfalls gegeben. Die Erntemenge an Speisekartoffeln in Österreich war zwar überdurchschnittlich gut. Europaweit betrachtet wurde im Jahr 2008 aber nur eine knapp bedarfsgerechte Menge eingefahren. Exporte Richtung Ost- und Südosteuropa brachten die notwendige Entlastung des heimischen Marktes und auch in den nächsten Monaten dürfte hier noch einiges unterzubringen sein. Man sollte aber nicht mit seiner gesamten Lagerware auf steigende Preise bis ins späte Frühjahr setzen. Eine kontinuierliche Marktbeschickung in den kommenden Vermarktungsmonaten scheint jedenfalls sinnvoll zu sein. Damit ist eine Risikoverteilung in Bezug auf Preisentwicklung und Lagerverluste sichergestellt. Die Lagervorräte dürften heuer bis weit in den April reichen und damit auf Speisefrühkartoffeln aus dem Mittelmeerraum treffen. Somit könnte es im Frühsommer 2009 eng am Markt werden.