05.05.2008 |
von DI Marianne Priplata
NÖ Marktkommentar: Innovative Milchprodukte sind gefragt (5/2008)
Milchquote auch 2007/08 überliefert
Österreichs Kühe gaben wie auch in den vergangenen Jahren mehr Milch, als ihnen von Seiten der EU zugestanden wird. Im abgelaufenen Quotenjahr 2007/08 wurden laut Prognose der AMA um über 83.000 Tonnen mehr an die Molkereien geliefert als es der nationalen Quote entsprach. Damit müssen die überliefernden Betriebe mit einer Gesamtabgabe von EUR 23,15 Mio. rechnen, ein Jahr zuvor wurden insgesamt EUR 24,7 Mio. nach Brüssel abgeführt. Nachdem die Milchanlieferung von April bis Dezember 2007 fast durchgehend unter dem Vorjahresniveau lag, übertraf sie dieses in den letzten drei Monaten des Zwölfmonatszeitraums immer stärker. Für die deutliche Überlieferung mitverantwortlich ist auch der stetig steigende Fettgehalt der angelieferten Milch.
EU-weit steigende Anlieferung
In der gesamten EU ist die Milchanlieferung von Jänner bis März 2008 gegenüber den Vorjahresmengen stark gestiegen. Im Jänner entfiel der überwiegende Anteil dieser Mehranlieferung auf Frankreich. Die deutlich gestiegenen Produktpreise dürften die EU-Produktion stimuliert haben. Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) rechnet für das gesamte Jahr 2008 mit einer Zunahme der Milchmenge, wobei auch den mit 1. April erhöhten EU-Milchquoten ein gewisser Produktionsanreiz zugeschrieben wird. Nachgebende Magermilchpulver- und Butterpreise lassen dagegen in naher Zukunft einen Rückgang der Erzeugerpreise befürchten.
Käseproduktion hat Potenzial
Mittelfristig rechnet die EU-Kommission bis 2014 mit einem relativ unveränderten Niveau der Milchproduktion. Die erhöhten Produktionsquoten lassen zwar kurzfristig die Produktion ansteigen, in den darauf folgenden Jahren wird allerdings wieder mit einem Rückgang gerechnet. Diese Milchmenge wird bei weiter steigender Milchleistung von immer kleineren Kuhherden erzeugt werden. Weiter steigen wird dagegen die über Molkereien verarbeitete und abgesetzte Milchmenge. Während Produktion und Absatz von Butter und Magermilchpulver in der EU bis 2014 deutlich zurückgehen sollen, liegt nach Angaben der Kommission großes Potenzial in der Käseproduktion. Diese soll von 2007 auf 2014 von 8,96 Mio. auf 9,7 Mio. Tonnen um 8% ansteigen. Dieser Produktionszuwachs wird kurzfristig mehr Exporte erforderlich machen, soll mittelfristig jedoch vom deutlich steigenden Konsum vor allem in den neuen Mitgliedsländern aufgenommen werden. In der EU-10 wird ein Ansteigen des Pro-Kopf-Verbrauchs von aktuell 13,2 auf 17,0 kg Käse erwartet. Im Durchschnitt soll jeder EU-Bürger 2014 18,8 kg Käse verzehren.
"Länger-frisch"-Milch immer beliebter
In Österreich konnten 2007 die Verkaufsmengen für Milch- und Milchprodukte mengen und wertmäßig wieder zulegen, das zeigen die Auswertungen der Roll-AMA, die regelmäßig über das Verbraucherverhalten bei Frischeprodukten informieren. Im Lebensmitteleinzelhandel wurden für 620.000 Tonnen Milch- und Milchprodukte mehr als EUR 1,4 Mrd. ausgegeben. Der Milchmarkt wächst besonders in den innovativen Segmenten. Im Bereich Trinkmilch konnte Frischmilch 2007 zwar wieder leicht an Menge zulegen, ungebremst bleibt aber der Trend zur ESL-Milch. Diese "Länger frisch"-Milch konnte damit die Haltbarmilch klar überholen. Seit 2002 hat sie ihren Marktanteil mehr als verzehnfacht. Wertmäßig liegt der Marktanteil von Frischmilch bei 63%, von ESL-Milch bei 23% und von Haltbarmilch bei 14%.
Im Bereich der bunten Palette, der Fruchtjoghurts und Milchmixprodukte bleibt Sauermilch mit Frucht das Produkt mit den stärksten Zuwachsraten. Seit 2004 hat sich die Verkaufsmenge mehr als 2,5facht.
Gouda Österreichs beliebtester Käse
Leicht rückläufig zeigen sich in den vergangenen Jahren die Einkaufsmengen von Käse. Des Österreichers liebste Käseart (43%), der Schnittkäse erfreut sich jedoch ungebrochener Beliebtheit, wobei der Gouda das Käseranking unangefochten anführt. Ein Viertel der Verkaufsmenge macht der Frischkäse aus, mit leicht rückläufigem Marktanteil, gefolgt von Hart- und Weichkäse. Für Vermarkter interessant ist, dass Käse in Scheiben aus der Selbstbedienung immer beliebter wird. Diese Vermarktungsform konnte in den letzten zwei Jahren 50% an Menge zulegen und hält mittlerweile bei einem Marktanteil von fast 20%, der zum Großteil auf Kosten vom Käse am Stück geht.