24.11.2010 |
von DI Marianne Priplata
NÖ Marktkommentar: Rindermarkt im Aufwind (12/10)
Die Preise für Schlachtstiere haben sich sehr positiv entwickelt. Auslöser des Aufschwungs sind die wachsende Nachfrage auf neuen Märkten und ein international knappes Angebot.
Dass die Preise für Schlachtstiere im Herbst steigen, ist nicht ungewöhnlich, heuer übertrifft die Preisentwicklung die Erwartung aber bei Weitem. Seit Ende Juli konnte sich die Notierung für Schlachtstiere um über 50 Cent verbessern. Zum Vergleich lag 2008 die Steigerung im selben Zeitraum und ausgehend vom gleichen Preisniveau nur bei 19 Cent.
Dass die Preise für Schlachtstiere im Herbst steigen, ist nicht ungewöhnlich, heuer übertrifft die Preisentwicklung die Erwartung aber bei Weitem. Seit Ende Juli konnte sich die Notierung für Schlachtstiere um über 50 Cent verbessern. Zum Vergleich lag 2008 die Steigerung im selben Zeitraum und ausgehend vom gleichen Preisniveau nur bei 19 Cent.
Global wenig Angebot gute Nachfrage
In Folge der Wirtschaftskrise wurde in vielen wichtigen Exportregionen die Produktion eingeschränkt. Schwache Nachfrage und unrentable Preise seit 2008 führten zur Abstockung der Rinder- und Milchviehbestände und damit einem Rückgang der Rindfleischproduktion. Viele Länder mit Importbedarf wie Russland und Staaten in Asien konnten die Krise aber rascher als erwartet überwinden und haben nun wieder erhöhten Bedarf an Rindfleisch. Dieser Nachfrageschub ließ die Rindfleischpreise in der ganzen Welt ansteigen. So lagen Mitte November die Preise für europäisches und brasilianisches Rindfleisch bei EUR 300,- je 100 Kilogramm gleich auf. Rindfleisch wird in Europa damit zum Weltmarktpreis produziert und ist international wettbewerbsfähig.
Türkei öffnet seine Grenzen
Für den österreichischen Markt besonders wichtig war in den vergangenen Wochen das große Interesse türkischer Importeure. In der Türkei sind 2010 die Fleischpreise massiv angestiegen. Der Abbau der Bestände in Folge hoher Futterkosten und geringer Milchpreise 2009 wurde durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche noch verschärft. 2010 hat mit dem Erstarken der Wirtschaft auch die Nachfrage nach Rindfleisch deutlich zugelegt, konnte aus der eigenen Produktion aber nicht gedeckt werden. In der Folge stiegen die Konsumentenpreise auf ein Niveau über dem österreichischen an. So kostete ein Kilo Rinderfaschiertes Anfang November EUR 10,-. Um einen Marktausgleich zu schaffen hat die türkische Regierung bereits im Frühjahr die restriktiven Einfuhrbeschränkungen gelockert. Ende April wurden Importkontingente freigegeben und die Zollsätze auf 10% der ursprünglichen Höhe gesenkt. Nach südamerikanischen Einkäufen wurde in den vergangenen Monaten auch die EU als Lieferant preislich interessant. Österreich exportierte in den Wochen vor dem muslimischen Opferfest (13. bis 19.11.) 800 bis 1.000 Stiere zusätzlich in die Türkei. Insgesamt spricht die türkische Regierung von einem jährlichen Importbedarf von 80.000 bis 100.000 Tonnen Rindfleisch und 160.000 bis 200.000 Rindern. Die Handelserleichterungen für Rindfleisch gelten bis zum Jahreswechsel, dürften aber wie die neuen Einfuhrbestimmungen für lebende Rinder bis April 2011 fortgeführt werden.
Russischer Importbedarf hält an
Mehr als ein Viertel der europäischen Rindfleischexporte gingen 2010 wieder nach Russland. Mit Verbesserung der Wirtschaftslage haben sich die Ausfuhren nach Russland von Jänner bis September gegenüber 2009 wieder mehr als verdoppelt. Die Futterknappheit in Folge der Jahrhundertdürre wird 2010 trotz wirtschaftlichem Aufschwung zu einem weiteren Bestandsabbau führen. Auch die kurzfristig steigenden Schlachtungen werden den steigenden Verbrauch nicht decken können. Die Selbstversrogung mit Rindfleisch liegt in Russland nur wenig über 50%. Trotz der hohen Preise ist daher mit einem weiteren leichten Anstieg der Importe zu rechnen. Auch wenn Russland der mengenmäßig wichtigste Aufkäufer von EU-Rindfleisch ist, stammen 90% der russischen Importe aus Südamerika.
Angebot: Argentinien weniger Brasilien mehr
Die großen südamerikanischen Exporteure Argentinien und Brasilien entwickeln sich sehr unterschiedlich. In Argentinien hat die Exportpolitik der Regierung die Rinderhaltung unattraktiv gemacht. Zehn Millionen Hektar werden nun für Ackerbau statt für Rinderzucht genutzt. Die Dürre 2009 tat ein Übriges. Argentinische Analysten erwarten daher noch in den nächsten drei Jahren geringere Exporte. In Brasilien dagegen wurde die Rinderproduktion in den vergangenen zehn Jahren um 40% gesteigert und wird weiter ausgebaut. Der Inlandsverbrauch stieg parallel zwar um 25%, dennoch ist Brasilien der weltweit größte Exporteur an Rindfleisch. 2008 unterbrachen die Wirtschaftskrise und Exportbeschränkungen in die EU und nach Russland die Entwicklung. In den nächsten Jahren ist wieder mit einem dynamischen Wachstum zu rechnen. Neben Brasilien hat auch Uruguay seine Stellung als Rindfleischexporteur in den vergangenen Jahren ausgebaut und läuft mittlerweile Argentinien den Rang ab.
Ausblick
Die aktuelle heimische Preisentwicklung wird von der positiven Nachfrage auf neuen Exportmärkten getragen. Im Inland und auf unseren traditionellen Märkten ließen sich die Preissteigerungen vor dem Einsetzen der Weihnachtsgeschäfte kaum umsetzen. Mit dem Abflauen der neuen Exportaktivitäten muss daher auch eine Trendumkehr erwartet werden.