Reduzierte Bodenbearbeitung und Begrünung: Was sie alles für unsere Felder leisten

Begrünungen: Wasserräuber oder Versorgungsbonus
Oftmals werden Begrünungen als Ursache für Wassermangel in den Folgekulturen gesehen. Natürlich brauchen Begrünungspflanzen Wasser für ihr Wachstum. Begrünungen leisten aber auch einen positiven Beitrag zur Wasserversorgung unserer Kulturpflanzen. Die Beschattung des Bodens verringert die Bodentemperatur, wodurch die Verdunstung sinkt. Boden ohne Bedeckung kann sich auf bis zu 50 °C erwärmen – entsprechend hoch ist die Verdunstung.
Ernterückstände können die Bedeckung eine Zeit lang aufrechterhalten oder aber auch der Anbau von Begrünungen. Vor allem im Herbst sammelt der Pflanzenbestand Tauwasser, die Pflanzenreste reduzieren den Oberflächenabfluss und die verbesserte Bodenstruktur erhöht die Wasseraufnahme
Auswirkungen auf den Ertrag: Langjährige Aufzeichnungen decken auf
Anhand von langjährigen Aufzeichnungen in den Ackerbauarbeitskreisen in Niederösterreich konnte aus knapp 7.000 Schlägen im Trockengebiet ein Vergleich angestellt werden, welche Auswirkungen die Begrünungen auf die Erträge einiger Folgekulturen haben. Die Auswertungen ergaben, dass im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2020 bei Sommergetreide die Erträge nach Begrünungen bis zu zehn Prozent niedriger waren, als auf Schlägen ohne vorhergehende Begrünung. Sehr oft lag dieser Ertragsnachteil aber nicht an der Begrünung selbst, sondern daran, dass aufgrund der ÖPUL-Verpflichtungen das Sommergetreide später angebaut wurde. Bei den Hackfrüchten Sonnenblume, Mais und Zuckerrübe konnten keine bzw. nur geringfügige Ertragsunterschiede festgestellt werden.
Was kostet die Begrünung?
Natürlich kostet der Anbau einer Begrünung Geld, so wie bei jeder anderen Kultur auch. Je vielfältiger die Mischung, desto höher sind meist auch die Kosten. Kurzfristige Effekte wie
- Ertragsunsicherheiten
- zusätzliche Kosten für Begrünungssaatgut
- Anlage der Begrünung und
- erhöhter Maschinenaufwand deckt das Österreichische Umweltprogramm ÖPUL ab.
Neues Umweltprogramm ab 2023
Im Rahmen des Österreichischen Umweltprogrammes ÖPUL werden zukünftig mit der Maßnahme „Erosionsschutz Acker“ verschiedenste erosionsmindernde Maßnahmen angeboten. Bei „Mulchsaat“ erfolgte die Saatbettbereitung mit einer flachen Bearbeitung, die organisches Material an der Bodenoberfläche belässt. Die Sägeräte sind mittlerweile technisch in der Lage, auch bei höheren Mulchmengen eine exakte Saat zu erreichen. Entsprechende Vorwerkzeuge, wie zum Beispiel Sternräumer und Wellscheiben räumen Mulchmaterial aus der Säreihe oder lockern diesen Bereich. Die Saatbettbereitung muss daher nicht zwangsläufig alle Pflanzenreste einarbeiten. Es genügt, dass der Boden im Saathorizont gelockert ist. Aus Sicht des Erosionsschutzes ist es besser, das Mulchmaterial an der Oberfläche zu belassen.
Direktsaat geht einen Schritt weiter
Einen Schritt weiter geht die Mulchsaat ohne vorherige Saatbettbereitung („Direktsaat“), weil dadurch das meiste Mulchmaterial an der Oberfläche bleibt. Wichtig ist, dass die Vorwerkzeuge ausreichend Feinerde produzieren, damit eine Einbettung des Samenkornes gewährleistet werden kann. Zudem ist ein höherer Schardruck notwendig, damit auch bei höheren Fahrgeschwindigkeiten die Tiefenablage gleichmäßig erfolgt. In der Praxis hat sich oft gezeigt, dass die Aussaat bei stehenden, unbearbeiteten Pflanzenresten besser gelingt, vorausgesetzt, dass der Boden locker genug ist.
Stripp-Till und Direktsaat bringen höhere Prämien
Ein spezielles Verfahren ist „Strip-Till“ bei dem der Boden nur streifenförmig in Abhängigkeit der Reihenweite der Kultur bearbeitet und gelockert wird. Der höhere technische Aufwand für Direktsaat und Strip-Till wird zukünftig durch eine höhere Prämie abgegolten.
Neu: Anhäufungen bei Erdäpfeln
Ein neuer Bestandteil der Maßnahme „Anhäufungen bei Erdäpfel“ trägt der Sonderstellung der Erdäpfel Rechnung. Durch die intensive Bodenbearbeitung liegt ein lockerer, feinkrümeliger Damm vor, der sehr erosionsanfällig ist. Querdämme zwischen den Erdäpfelreihen bewahren Wasser vor dem Abfließen und es steht dem Pflanzenwachstum zur Verfügung. Für eine bessere Stabilität der Querdämme können diese begrünt werden.
Mittlerweile bieten mehrere Hersteller eine Ausrüstung für die Anlage von Querdämmen an. Zum Einstreuen von Saatgut sind aber noch immer Eigenbaulösungen erforderlich.
Neu: Begrünte Abflusswege
Neu in dieser Maßnahme ist auch die Anlage von „Begrünten Abflusswegen“. Dabei werden auf ausgewiesenen Erosionspfaden geeignete Begrünungsmischungen angebaut, die mehrere Jahre stehen bleiben sollen. Durch eine dichte Pflanzendecke wird der Abfluss von Wasser und Boden deutlich vermindert.
Boden möglichst lange bedecken
Neben einer Reduktion der Bearbeitungsintensität ist für eine wassereffiziente Bewirtschaftung immer auch der Anbau von Begrünungen notwendig. Sowohl mit der Maßnahme „Begrünung von Ackerflächen – Zwischenfruchtanbau“ als auch „Begrünung von Ackerflächen – System Immergrün“ soll erreicht werden, dass der Boden möglichst lange bedeckt wird.
Lebende Pflanzen sind notwendig, um über die Wurzel Energie in Form von Kohlenhydraten in den Boden zu bringen und damit das Bodenleben zu unterstützen. Ein aktives Bodenleben liefert die geforderte Bodenstruktur und damit die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Die Zeitspanne des unbedeckten Bodens sollte daher so kurz wie möglich gehalten werden. Vielfältige Mischungen sind dabei in der Lage, auch bei unterschiedlichen Bedingungen eine dichte Begrünung etablieren zu können.
Auch ist die gebildete Biomasse bei Mischungen höher als bei den jeweiligen Einzelkomponenten.
Immergrün & Erosionsschutz kombinieren
Neu ist im zukünftigen ÖPUL, dass auch das „System Immergrün“ mit der Maßnahme „Erosionsschutz Acker“ kombiniert werden kann.
Fazit: Begrünungen bringen Mehrwert auf's Feld
Begrünungen und reduzierte Bodenbearbeitung sorgen für Bodenbedeckung, erhöhen die Infiltration von Niederschlägen und verbessern das Wasserspeichervermögen. Gerade im Trockengebiet sind diese Eigenschaften gefragt, um mit den klimatischen Veränderungen umgehen zu können.