Reportage: Im Stall einfach und wirksam Ammoniakverlust einbremsen

Das Unmögliche möglich machen
Die Stallplaner haben tief in ihre Werkzeugkiste gegriffen, um alle Ansprüche zu erfüllen, die Raimund und Maria Helm an den Zu- und Umbau ihres Milch- und Jungviehstalles in Seitenstetten stellten: Das Bestehende integrieren und optimal nutzen, das Neue soll zum Bestehenden passen und die Arbeit einfacher machen – und beides soll die Anforderungen der NEC Richtlinie erfüllen: Ammoniakemissionen so gering wie möglich zu halten. Zugleich machten Raimund und Maria den Schritt von der Kombinations- zur Laufstallhaltung.
„Wir wollen unseren Betrieb weiterführen, der seit 1994 biologisch bewirtschaftet wird“, begründen die beiden den Schritt zur Investition. „Weil wir aber nicht alles auf einmal in Angriff nehmen wollten, haben wir zuerst 2015 das Jungvieh auf Laufstallhaltung umgestellt.“ Davor besuchten sie Stallbaufachtage der LK und besichtigten viele Betriebe.
„Wir wollen unseren Betrieb weiterführen, der seit 1994 biologisch bewirtschaftet wird“, begründen die beiden den Schritt zur Investition. „Weil wir aber nicht alles auf einmal in Angriff nehmen wollten, haben wir zuerst 2015 das Jungvieh auf Laufstallhaltung umgestellt.“ Davor besuchten sie Stallbaufachtage der LK und besichtigten viele Betriebe.
Milchviehbereich mit Köpfchen geplant
Nachdem der Laufstall beim Jungvieh gut funktionierte, planten sie gemeinsam mit der Firma Bräuer und LK-Bauberater Eduard Wagner den Bereich fürs Milchvieh. Die Anforderungen an die Planer sind hoch:
- Eine Person soll die Stallarbeit und den Weidebetrieb einfach und sicher allein erledigen können.
- Bestehende Räume und bereits verbaute Flächen, wie der befestigte Misthaufen und die Güllegrube, sollen genutzt werden.
- Der Zubau soll funktionell und optisch zum Wirtschaftsgebäude passen.
- Ammoniak soll so wenig wie möglich entweichen, damit soviel Stickstoff wie möglich über die Gülle als Dünger aufs Grünland kommt.

Weniger Ammoniak und mehr Tierwohl
Schon während der Planungsphase ab Frühjahr 2019 hat sich gezeigt, dass einige bauliche Kniffe die Ammoniakverluste in Schach halten und zugleich den Tieren einen Wohlfühlfaktor bringen. Es geht vor allem darum, die Flächen, auf denen Ammoniak entweichen kann, zu verkleinern und sauber zu halten. „Wir haben zum Beispiel die Breite der Schieberfläche von 3,5 auf drei Meter verringert“, erklären Raimund und Maria. „Diese Fläche fällt außerdem zur Mitte hin, zur teils verdeckten Harnrinne. So fließt der Harn sofort ab, ohne sich mit Mist zu vermischen. Das beugt Ammoniakbildung vor.“
Fressstandteiler bei den erhöhten Fressplätzen helfen, dass der Fressstandboden weniger verschmutzt. „Die Teiler sorgen auch für mehr Ruhe beim Fressen“, haben die beiden beobachtet. Die Ausläufe für Kühe und Kälber sind ebenfalls mit einem Gefälle und Harnabflüssen zur Güllegrube versehen. Da die Grube abgedeckt ist, entweicht kaum Ammoniak und die Kühe nutzen einen Teil davon als Auslauf.
Fressstandteiler bei den erhöhten Fressplätzen helfen, dass der Fressstandboden weniger verschmutzt. „Die Teiler sorgen auch für mehr Ruhe beim Fressen“, haben die beiden beobachtet. Die Ausläufe für Kühe und Kälber sind ebenfalls mit einem Gefälle und Harnabflüssen zur Güllegrube versehen. Da die Grube abgedeckt ist, entweicht kaum Ammoniak und die Kühe nutzen einen Teil davon als Auslauf.
Kaltdach, Holz, viele Fenster und Tore
„Damit sich der Stall im Sommer nicht so aufheizt, haben wir ihn mit einem Kaltdach eingedeckt“, erklären Raimund und Maria. „Bei niedrigeren Temperaturen fühlen sich nicht nur die Rinder wohl, es bildet sich quasi als Nebeneffekt auch weniger Ammoniak.“
Die Holzteile im Zubau sind gehobelt und so leichter zu reinigen. Die Holzdecke im Altbau ist geblieben. „Wo es möglich war, haben wir für eine gute Durchlüftung Fenster und Tore eingebaut“, betonen die beiden. Beim Kälberstall lassen Plexiglasfenster das Tageslicht ungehindert durch. Sie können zum Lüften nach oben und nach unten geschoben werden. Rund 10.400 Euro je Kuhplatz haben sie für den Zubau und die Melktechnik ausgelegt. „Die Melktechnik für einen Achter-Side-by-Side Melkstand haben wir um rund 7.000 Euro gebraucht gekauft“, berichten Raimund und Maria. „Die Montage hat noch einmal 7.000 Euro gekostet.“ Vom Melkstand aus können sie ebenerdig die Kälber mit Milch versorgen. „Zu- und Umbau haben die Arbeitsabläufe einfacher gemacht und wir sparen Zeit“, ziehen die beiden Bilanz. „Gleichzeitig fühlen sich die Tiere wohl und Ammoniakverluste sind auf ein Minimum reduziert, ohne dass wir zusätzlich investieren mussten.“

Koppelweide und Gülle verschlauchen
„Während der Vegetationszeit betreiben wir Koppelweide“, erklären die beiden. „Da die Flächen an einem Nordhang liegen, werden wir bei Regen Grünfutter im Stall vorlegen müssen, um Trittschäden auf der Weide zu vermeiden. Weide hat aber Vorrang, weil sie am wenigsten Emissionen verursacht.“ Die Gülle bringen sie noch mit Breitverteiler aus. Um auch hier die Ammoniakverluste zu minimieren, wollen sie Gülle mit einer Gemeinschaftsanlage über Schleppschuhverteiler verschlauchen, sobald ein Gerät zur Verfügung steht.
Betrieb in Seitenstetten im Überblick
Betriebsführer
Raimund (40), LW Facharbeiter und Mechaniker (20 Stunden Nebenerwerb), Maria (37), HASCH-Absolventin
Familienmitglieder am Betrieb
Töchter Sandra (11), Julia (9), Anna (7), Carina (6); Eltern Raimund (74) und Marianne (69) Helm
Bewirtschaftete Fläche
20 ha Grünland mit vier Nutzungen, 2,5 ha Dauerweide,
Tierhaltung
24 Fleckviehkühe, 20 Stück Nachzucht – davon 10 Stück auf Gemeinschaftsweide Atschreith
Raimund (40), LW Facharbeiter und Mechaniker (20 Stunden Nebenerwerb), Maria (37), HASCH-Absolventin
Familienmitglieder am Betrieb
Töchter Sandra (11), Julia (9), Anna (7), Carina (6); Eltern Raimund (74) und Marianne (69) Helm
Bewirtschaftete Fläche
20 ha Grünland mit vier Nutzungen, 2,5 ha Dauerweide,
Tierhaltung
24 Fleckviehkühe, 20 Stück Nachzucht – davon 10 Stück auf Gemeinschaftsweide Atschreith