11.10.2016 |
von Ing. Robert Höller
Von der Buchhaltung zur Kennzahleninterpretation
Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation eines landwirtschaftlichen Betriebes eignet sich die Kennzahlenberechnung auf Basis der doppelten Buchführung am besten, da nur die doppelte Buchführung ein umfassendes Bild der betrieblichen Situation abbildet. Buchführungsprogramme erleichtern diese Aufzeichnungen erheblich und sind zudem auch noch sehr zeiteffizient. Hierzu bietet die LK Niederösterreich mit dem Seminar "Erfolgsrezept Buchführung" Neueinsteigern Unterstützung an, sei es zur Auffrischung der Buchhaltungskenntnisse oder zum erstmaligen Beginn. Die Teilnehmer werden bis zum ersten Jahresabschluss begleitet und unterstützt.
Nähere Informationen erfahren Sie in den untenstehenden Terminen.
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Kennzahlenberechnung aus der Buchführung
Die Zahlen aus der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Bilanz und deren Interpretation sind eine unverzichtbare Entscheidungsgrundlage für Erfolg und Nachhaltigkeit in der Betriebsführung.
Dazu werden:
Die Rentabilität ist die Basis des Betriebserfolges. Für eine stabile und nachhaltige Betriebsentwicklung sind aber auch eine positive Eigenkapitalentwicklung für die Stabilität und die Erhaltung der Liquidität unerlässlich. Liquiditätsprobleme können einen noch so rentablen Betrieb in seiner Existenz gefährden. Darum ist es die Aufgabe jedes Betriebsleiters, neben der Wirtschaftlichkeit eines Betriebes auch immer ein besonderes Augenmerk auf die Eigenkapitalbildung sowie auf die Liquidität zu legen. Die Stabilität gibt Auskunft über die Existenzsicherheit und die Entwicklungsfähigkeit des landwirtschaftlichen Familienunternehmens. Die wichtigste Kennzahl dazu ist die Eigenkapitalbildung, also die Überdeckung des Verbrauchs.
Dazu werden:
- die Rentabilität als Kennzahl zur Wirtschaftlichkeit
- die Stabilität als Kennzahl zur Entwicklungsfähigkeit und mit der
- Liquidität die Zahlungsfähigkeit
Die Rentabilität ist die Basis des Betriebserfolges. Für eine stabile und nachhaltige Betriebsentwicklung sind aber auch eine positive Eigenkapitalentwicklung für die Stabilität und die Erhaltung der Liquidität unerlässlich. Liquiditätsprobleme können einen noch so rentablen Betrieb in seiner Existenz gefährden. Darum ist es die Aufgabe jedes Betriebsleiters, neben der Wirtschaftlichkeit eines Betriebes auch immer ein besonderes Augenmerk auf die Eigenkapitalbildung sowie auf die Liquidität zu legen. Die Stabilität gibt Auskunft über die Existenzsicherheit und die Entwicklungsfähigkeit des landwirtschaftlichen Familienunternehmens. Die wichtigste Kennzahl dazu ist die Eigenkapitalbildung, also die Überdeckung des Verbrauchs.
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Berechnung der Eigenkapitalbildung
Zur Berechnung des Eigenkapitals wird das gesamte, der Betriebsleiterfamilie zur Verfügung
stehende Einkommen berücksichtigt. Dem stellt man die Summe aus Privatverbrauch und
Sozialversicherungsbeiträgen gegenüber. Die Differenz zeigt dann die Über- oder Unterdeckung des Privatverbrauchs. Die zweite Ermittlungsart ergibt sich aus der Gegenüberstellung des Eigenkapitals in der Bilanz zum 1. Jänner und 31. Dezember unter Berücksichtigung der Privatentnahmen und Privateinlagen. Die Differenz ergibt die Eigenkapitalbildung und zeigt damit die Kontrollfunktion der doppelten Buchführung.
stehende Einkommen berücksichtigt. Dem stellt man die Summe aus Privatverbrauch und
Sozialversicherungsbeiträgen gegenüber. Die Differenz zeigt dann die Über- oder Unterdeckung des Privatverbrauchs. Die zweite Ermittlungsart ergibt sich aus der Gegenüberstellung des Eigenkapitals in der Bilanz zum 1. Jänner und 31. Dezember unter Berücksichtigung der Privatentnahmen und Privateinlagen. Die Differenz ergibt die Eigenkapitalbildung und zeigt damit die Kontrollfunktion der doppelten Buchführung.
Mit Eigenkapital Stabilität beurteilen
Wofür ist die Bildung von Eigenkapital notwendig?
- zur Kreditrückzahlung
- zur Abdeckung der Inflation bei Ersatzinvestitionen
- für Wachstumsinvestitionen
- für private Investitionen
- für Erbteilzahlungen
- für unvorhergesehene Ausgaben
- für den technischen Fortschritt.
Beurteilung der Eigenkapitalbildung
Zur Erhaltung der Entwicklungsfähigkeit und für unvorhergesehene Ereignisse ist zumindest im Durchschnitt der Jahre eine Überdeckung des Verbrauchs (Eigenkapitalbildung) erforderlich. Als eine ausreichende Überdeckung des Verbrauches bezeichnet man eine jährliche Überdeckung von mindestens 3,5% vom Anschaffungswert aller Anlagegüter,
wie zum Beispiel Wirtschaftsgebäude, Maschinen und Dauerkulturen. Der Prozentsatz von 3,5 erklärt sich durch eine langjährige durchschnittliche Inflationsrate von 2% und für einen Zuschlag von 1,5% für Betriebsentwicklungen. Da die Kapitalrückgewinnung über die Abschreibung ja nur vom ursprünglichen Anschaffungswert ausgeht ist eine "Rücklage" für die Inflation erforderlich, um bei Ersatzinvestitionen ein adäquates Anlagegut finanzieren zu können.
wie zum Beispiel Wirtschaftsgebäude, Maschinen und Dauerkulturen. Der Prozentsatz von 3,5 erklärt sich durch eine langjährige durchschnittliche Inflationsrate von 2% und für einen Zuschlag von 1,5% für Betriebsentwicklungen. Da die Kapitalrückgewinnung über die Abschreibung ja nur vom ursprünglichen Anschaffungswert ausgeht ist eine "Rücklage" für die Inflation erforderlich, um bei Ersatzinvestitionen ein adäquates Anlagegut finanzieren zu können.
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Entwicklungsfähig
Entwicklungsfähige Betriebe sind in der Lage, Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen, auch private Investitionen problemlos zu finanzieren.
Stagnierend
Stagnierende Betriebe verfügen über eine knappe Eigenkapitalbildung. Für Ersatzinvestitionen reichen die vorhandenen Rücklagen oft nicht aus, wodurch die Finanzierung teilweise mit Fremdkapital erfolgen muss.
Schrumpfend
Schrumpfende Betriebe verfügen über eine negative Eigenkapitalentwicklung. Zur Deckung
des Verbrauches, wie Lebensunterhalt für die Betriebsleiterfamilie und Sozialversicherung,
muss die Kapitalrückgewinnung über die Abschreibung verwendet werden. Ersatzinvestitionen können nur mit Fremdkapital finanziert werden.
Existenzgefährdet
Existenzgefährdete Betriebe weisen eine hohe Unterdeckung des Verbrauchs auf, wobei die gesamte Abschreibung zur Abdeckung des Privatverbrauchs nicht ausreicht. Damit verbunden ist eine zunehmende Verschuldung des Betriebes. Je mehr Fremdkapital im Betrieb vorhanden ist, je höher die Inflation ist, je risikoreicher die Produktionssparte ist und vor allem je mehr Anlagegut abgeschrieben ist, desto höher sollte die Eigenkapitalbildung sein. Je höher die Eigenkapitalbildung ist, desto krisenfester und entwicklungsfähiger ist der landwirtschaftliche Betrieb.
Entwicklungsfähige Betriebe sind in der Lage, Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen, auch private Investitionen problemlos zu finanzieren.
Stagnierend
Stagnierende Betriebe verfügen über eine knappe Eigenkapitalbildung. Für Ersatzinvestitionen reichen die vorhandenen Rücklagen oft nicht aus, wodurch die Finanzierung teilweise mit Fremdkapital erfolgen muss.
Schrumpfend
Schrumpfende Betriebe verfügen über eine negative Eigenkapitalentwicklung. Zur Deckung
des Verbrauches, wie Lebensunterhalt für die Betriebsleiterfamilie und Sozialversicherung,
muss die Kapitalrückgewinnung über die Abschreibung verwendet werden. Ersatzinvestitionen können nur mit Fremdkapital finanziert werden.
Existenzgefährdet
Existenzgefährdete Betriebe weisen eine hohe Unterdeckung des Verbrauchs auf, wobei die gesamte Abschreibung zur Abdeckung des Privatverbrauchs nicht ausreicht. Damit verbunden ist eine zunehmende Verschuldung des Betriebes. Je mehr Fremdkapital im Betrieb vorhanden ist, je höher die Inflation ist, je risikoreicher die Produktionssparte ist und vor allem je mehr Anlagegut abgeschrieben ist, desto höher sollte die Eigenkapitalbildung sein. Je höher die Eigenkapitalbildung ist, desto krisenfester und entwicklungsfähiger ist der landwirtschaftliche Betrieb.
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Die Erfassung aller Geschäftsfälle in Form der doppelten Buchführung für betriebswirtschaftliche Zwecke bildet die Basis und Chance die voraussichtliche Entwicklung der wirtschaftlichen Situation des landwirtschaftlichen Familienbetriebes schon viele Jahre im Vorhinein abschätzen zu können und gegebenenfalls entsprechende Gegenmaßnahen einzuleiten.
Liquidität - Das höchste Gut jedes Unternehmers, jedes Landwirtes!
Unter Liquidität versteht man die Fähigkeit pünktlich seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Banken und den Lieferanten nachkommen zu können. Die aussagekräftigste Kennzahl dazu ist die Kapitaldienstgrenze. Diese ist jener Betrag, der jährlich max. für die Tilgung von Krediten aufgebracht werden kann, ohne die Stabilität des Betriebes zu gefährden. Die Kapitaldienstgrenze muss immer über mehrere Jahre berechnet werden. Ein fünfjähriger Betrachtungszeitraum ist sinnvoll. Wie in Abb. 3 ersichtlich kann die Kapitaldienstgrenze im Mehrjahresvergleich deutlich schwanken. Besonders bei der Neuaufnahme von Krediten -sowohl für den betrieblichen als auch für den privaten Bereich- ist für die Planung der Finanzierbarkeit und zur Festlegung der Kreditlaufzeit die Berechnung der Kapitaldienstgrenze unerlässlich. Die aus der Buchführung gewonnene Information zur Höhe der Eigenkapitalbildung bildet die Basis zur Berechnung der Kapitaldienstgrenze.
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Berechnung der Kapitaldienstgrenze KDG:
Langfristige Kapitaldienstgrenze - Gibt jenen Betrag an, der jährlich für die Tilgung von zusätzlichen Krediten geleistet werden kann. Die Kapitalrückgewinnung über die Abschreibung steht weiterhin in vollem Umfang für Ersatzinvestitionen zur Verfügung.
Mittelfristige Kapitaldienstgrenze - Diese erhält man durch Hinzurechnung der Gebäudeabschreibung zur langfristigen Kapitaldienstgrenze. Es wird also die Kapitalrückgewinnung der Gebäudeabschreibung zur Tilgung verwendet. Somit steht ein deutlich höherer Betrag zu Kreditrückzahlung zur Verfügung. Es steht dann aber kein Kapital für Ersatzinvestitionen im Gebäudebereich zur Verfügung. Sofern innerhalb der Kreditlaufzeit keine Ersatzinvestitionen erforderlich sind, kann die mittelfristige Kapitaldienstgrenze zumindest teilweise ausgeschöpft werden.
Kurzfristige Kapitaldienstgrenze - Dazu wird zur mittelfristigen Kapitaldienstgrenze die Abschreibung der Maschinen und Geräte hinzu gerechnet. Es steht somit kein Kapital für Ersatzinvestitionen zur Verfügung. Die Ausschöpfung der kurzfristigen Kapitaldienstgrenze ermöglicht zwar sehr hohe jährliche Tilgungsraten, erhöht aber das Risiko. Die Folge können Liquiditätsengpässe während der gesamten Kreditlaufzeit sein bis hin zur Existenzgefährdung. Es ist kein Kapital für Ersatzinvestition vorhanden. Die Ausschöpfung der kurzfristigen Kapitaldienstgrenze ist im Sinne einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Betriebsführung nicht anzuraten.
Mittelfristige Kapitaldienstgrenze - Diese erhält man durch Hinzurechnung der Gebäudeabschreibung zur langfristigen Kapitaldienstgrenze. Es wird also die Kapitalrückgewinnung der Gebäudeabschreibung zur Tilgung verwendet. Somit steht ein deutlich höherer Betrag zu Kreditrückzahlung zur Verfügung. Es steht dann aber kein Kapital für Ersatzinvestitionen im Gebäudebereich zur Verfügung. Sofern innerhalb der Kreditlaufzeit keine Ersatzinvestitionen erforderlich sind, kann die mittelfristige Kapitaldienstgrenze zumindest teilweise ausgeschöpft werden.
Kurzfristige Kapitaldienstgrenze - Dazu wird zur mittelfristigen Kapitaldienstgrenze die Abschreibung der Maschinen und Geräte hinzu gerechnet. Es steht somit kein Kapital für Ersatzinvestitionen zur Verfügung. Die Ausschöpfung der kurzfristigen Kapitaldienstgrenze ermöglicht zwar sehr hohe jährliche Tilgungsraten, erhöht aber das Risiko. Die Folge können Liquiditätsengpässe während der gesamten Kreditlaufzeit sein bis hin zur Existenzgefährdung. Es ist kein Kapital für Ersatzinvestition vorhanden. Die Ausschöpfung der kurzfristigen Kapitaldienstgrenze ist im Sinne einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Betriebsführung nicht anzuraten.
Bei Investitionen in die Produktion bzw. im Vermarktungsbereich, die ein zusätzliches Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft erwarten lassen, erhöht sich naturgemäß auch die Finanzkraft des Betriebes. In diesem Fall wäre eine Planungsrechnung zur Ermittlung der zukünftigen Kapitaldienstgrenze erforderlich.
Seminarangebot zum erfolgreichen Einstieg in die Buchführung
Aufzeichnungen in Form der doppelten Buchführung bieten dem Betriebsführer umfassende und wertvolle Informationen zur wirtschaftlichen und finanziellen Situation des Betriebes. Im Arbeitskreis Unternehmensführung besteht für jeden Betriebsführer die Möglichkeit die Kennzahleninterpretation zu erlernen.
Das Seminar "Erfolgreicher Einstieg in die Buchführung" startet jeden Herbst neu. Es richtet sich an Betriebe, welche aus betriebswirtschaftlichen oder aus steuerlichen Gründen diese Form der Aufzeichnung zukünftig durchführen wollen.
Das Seminar besteht aus drei theoretischen Teilen und zwei Betriebsbesuchen vor Ort. Der Inhalt reicht von den Grundlagen der Buchführung über steuerliche Aspekte der doppelten Buchführung, einer Programmschulung bis zur Kennzahleninterpretation. Durch die zwei Beratungen am Betrieb kann auf betriebsindividuelle Gegebenheiten eingegangen werden. Nähere Information zu den Terminen entnehmen Sie bitte dem Bildungskatalog bzw. können Sie telefonisch unter 05 0259 25120 erhalten.