Der Niederösterreichische Gemüsebauverband und der Bundesgemüsebauverband Österreichs luden gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich am 17. und 18. November zur Österreichischen Bundesgemüsebautagung ins Waldviertel ein. Branchenvertreter:innen aus ganz Österreich trafen sich bei der Firma WALDLAND, um aktuelle Themen des Gemüsebaus zu diskutieren. Fachvorträge sowie ein intensiver Austausch zwischen Praxis, Beratung und Wissenschaft prägten die zweitägige Veranstaltung.
In Österreich werden auf rund 19.000 Hektar etwa 670.000 Tonnen Gemüse produziert, rund 25 Prozent davon in Bio-Qualität. Nach herausfordernden Jahren zeigte sich der heimische Gemüsebau 2025 erholt: Die Branche berichtete von spürbar besseren Erträgen. Trotz einzelner regionaler Extremwetterereignisse konnten viele Betriebe überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen.
Ein Schwerpunkt der Tagung war das Thema Wasser. Besonders Spezialkulturen wie Feldgemüse oder Obst sind auf eine gesicherte Wasserversorgung angewiesen – nicht nur, um Erträge abzusichern, sondern vor allem auch, um die hohe Produktqualität zu gewährleisten. Es wird daher künftig vermehrt notwendig sein, einerseits Wasser in den Regionen zu halten und andererseits die Möglichkeit für Bewässerung zu schaffen. „Wasser ist für den Gemüsebau keine Option, sondern Voraussetzung. Nur mit einer entsprechenden Wasserversorgung können wir die heimische Gemüseproduktion auch in Zukunft sichern und die hohe Qualität gewährleisten“, waren sich Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, und Karl Auer, Obmann des Bundes- und NÖ Gemüsebauverbandes, einig. Der Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur ist nicht nur ein entscheidender Schritt zur Absicherung der landwirtschaftlichen Produktion – eine sichere Wasserversorgung gewährleistet auch die Lebensqualität in den Regionen.
Pflanzenschutzmittel: Fehlende Wirkstoffe gefährden die Produktion
Intensiv diskutiert wurde auch die angespannte Situation im Bereich Pflanzenschutz. Fehlende Wirkstoffe und die zunehmende Ausbreitung invasiver Schädlinge erschweren den wirtschaftlichen Gemüseanbau immer mehr. Während auf EU-Ebene laufend Zulassungen wegfallen, stehen oft keine geeigneten Alternativen zur Verfügung. Zusätzliche nationale Einschränkungen verschärfen die Situation weiter. Schmuckenschlager betonte: „Unsere Gemüsebetriebe arbeiten unter immer schwierigeren Bedingungen. Wir brauchen eine verlässliche, praxisgerechte und EU-konforme Zulassungspolitik bei Pflanzenschutzmitteln. Unsere Betriebe brauchen entsprechende Werkzeuge und Planungssicherheit, wenn wir die heimische Produktion langfristig absichern wollen.“
Ein weiteres Thema war die Diskussion rund um Arbeitskräfte und Lohnkosten. Handarbeit bleibt im Obst- und Gemüsebau unverzichtbar. Die derzeitigen Rahmenbedingungen in Österreich – insbesondere die hohen Lohnnebenkosten – belasten die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe erheblich. Zwar sind die Bruttokosten pro Arbeitsstunde in Österreich mit 18,90 Euro und Deutschland mit 18,20 Euro nahezu ident. Durch das deutsche Sondermodell für kurzfristig Beschäftigte reduzieren sich die Arbeitgeberkosten dort jedoch auf 14,80 Euro, was einer um rund 28 Prozent geringeren Belastung im Vergleich zu Österreich entspricht. Dieses Modell war bisher mit einer Beschäftigungsdauer von 70 Tagen begrenzt und wird ab Jänner 2026 auf 90 Tage ausgeweitet. Auch andere europäische Länder, darunter Italien, Polen und Frankreich, verfügen über günstigere Modelle. „Unsere Betriebe stehen im direkten Wettbewerb mit Ländern, die wesentlich günstigere Systeme für kurzfristige Arbeitskräfte haben. Wenn wir die heimische Gemüseproduktion erhalten wollen, brauchen wir dringend Entlastungen bei den Lohnnebenkosten – fair für die Beschäftigten und wirtschaftlich für die Betriebe“, erklärte Auer.
Einblicke in einen Leitbetrieb der heimischen Landwirtschaft
Veranstaltungsort war die Firma WALDLAND in Oberwaltenreith, die mit ihrem innovationsorientierten Betrieb für die heimische Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Viele ihrer Produkte finden international Absatz und leisten einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe.
Waldland Geschäftsführer Franz Tiefenbacher: „Die enge Zusammenarbeit mit den Gemüsebaubetrieben ist für uns von zentraler Bedeutung, denn wir stehen vor denselben Herausforderungen – allen voran der eingeschränkte Zugang zu wirksamen Pflanzenschutzmaßnahmen. Umso wichtiger ist es, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die eine nachhaltige und wirtschaftlich stabile Produktion ermöglichen.
Wir sind stolz darauf, mit mehr als 50 verschiedenen Blühkulturen einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität auf unseren Feldern zu leisten und gleichzeitig eine beachtliche regionale Wertschöpfung zu schaffen. Mit unserer Apotheke vom Feld sind wir – ebenso wie die heimischen Gemüsebauern – ein Garant für Versorgungssicherheit aus Österreich. Besonders zu Beginn der Erkältungssaison liefern wir essenzielle Rohstoffe wie Schlüsselblumenblüten für die Herstellung hochwertiger Erkältungsmittel. So verbinden wir ökologische Verantwortung mit regionaler Versorgung und nachhaltiger Landwirtschaft.“