Entsorgung von Problemunkräuter: Aktuelle Rahmenbedingungen für Ambrosie und Stechapfel
Bildergalerie
(5 Fotos)
Günstiger Mahdzeitpunkt bei Ambrosie: Beginn der männlichen Blüte. © Vera Pachtrog-Wilfinger/LK Niederösterreich
Durch blühende Ambrosie besteht eine enorme Pollenbelastung. © Vera Pachtrog-Wilfinger/LK Niederösterreich
Ambrosie: Behalten Sie Randbereiche im Auge. © Vera Pachtrog-Wilfinger/LK Niederösterreich
Stechapfel am besten vor Ausbildung der Samenkapseln bereinigen. © Vera Pachtrog-Wilfinger/LK Niederösterreich
Ausgerissener Stechapfel mit Samenkapseln sollte unbedingt abtransportiert werden. © Vera Pachtrog-Wilfinger/LK Niederösterreich
Management erhält die Ertragsfähigkeit
Frühzeitige Managementmaßnahmen sind das Um und Auf in der Eindämmung von Neophyten wie Ambrosie und Stechapfel. Eine vollständige Bekämpfung ist in stärker befallenen Gebieten i.d.R. nicht mehr möglich. Die Pflanzen bilden eine Vielzahl langlebiger Samen. Diese sollten möglichst nicht zur Samenreife gelangen, um den Aufbau der Bodensamenbank zu unterbinden.
Chemische Bekämpfung eingeschränkt möglich
Eine chemische Bekämpfung kann nur in Mais sinnvoll erfolgen. Gegen Ambrosie und Stechapfel wirken Packs, die als Komponenten Triketone enthalten (z.B. Laudis, Laudis Profi, Elumis-Packs). Des Weiteren zeigen Adengo, Casper, Arrat (Achtung! Ende der Aufbrauchsfrist am 7.11.2025) und MaisTer Power eine Wirkung. Eine umfassende Auflistung von Herbiziden ist im Feldbauratgeber für den Frühjahrsanbau 2025 zu finden. Bei der Auswahl muss unbedingt darauf geachtet werden, dass Ambrosie und Stechapfel von den Präparaten miterfasst werden. Grundsätzlich ist eine Kombination aus blatt- und bodenwirksamen Komponenten sinnvoll.
Ambrosie in Soja, Sonnenblume und Ölkürbis
In Soja muss bei Auftreten von Ambrosie unbedingt eine Vorauflaufbehandlung erfolgen! Hierzu eignet sich Artist (Achtung auf Sortenverträglichkeit! Informationen vorab einholen!). Dieses Pflanzenschutzmittel muss 2025 verbraucht werden, da die Zulassung mit 15.02.2026 endet. Ebenso wirksam ist eine Spritzfolge aus 2 - 2,5 l/ha Proman + 0,75 - 1 l/ha Spectrum gefolgt von Pulsar 40 (0,75 - 1 l/ha Pulsar 40 + 0,1 l/ha Silwet Top) im Nachauflauf. Eine Korrektur von Ambrosie ist maximal bis zum 2. Laublatt des Unkrautes möglich. Pulsar 40 darf nur einmal auf derselben Fläche und nur alle drei Jahre angewendet werden. Für die Splittingbehandlung mittels Pulsar Plus wurde für 2025 wieder ein Antrag auf Notfallzulassung gestellt.
Eine Bekämpfung in Sonnenblume ist lediglich bei Imazamox-toleranten Sorten (Clearfield und Clearfield Plus) möglich. In Ölkürbis stehen gegen Ambrosie und Stechapfel keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung.
Eine Bekämpfung in Sonnenblume ist lediglich bei Imazamox-toleranten Sorten (Clearfield und Clearfield Plus) möglich. In Ölkürbis stehen gegen Ambrosie und Stechapfel keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung.
Ambrosie vor der Blüte entfernen
Ambrosie wächst dort, wo immer sie Platz findet. Deshalb sind besonders Feldränder, Weg- und Straßenränder sowie Ruderalflächen vom Auftreten der Pflanze betroffen. Auf diese „Nebenschauplätze“ ist besonders zu achten.
Die männlichen Blüten der Ambrosie bilden eine Vielzahl von Pollen. Dies sollte durch rechtzeitiges Entfernen der Pflanze durch z.B. Mahd oder Ausreißen verhindert werden. Ambrosie ist sehr regenerationsfähig und kann nach einem Schnitt wieder vermehrt blühfähige Seitentriebe bilden. Daher sollte man bei der Wahl des Mahdzeitpunktes auf den Beginn der Ausbildung der männlichen Blüte achten, da Ambrosie in diesem Stadium am empfindlichsten ist. Die Maßnahme sollte nach vier bis fünf Wochen wiederholt werden. Pflanzenmaterial das vor der Blüte entfernt wird und somit keine Samen enthält, kann vor Ort vertrocknen oder kompostiert werden. Handschuhe sind beim Berühren der Pflanze notwendig, da auch Hautkontakt Reaktionen auslösen kann.
Stechapfel nur mit Handschuhen berühren
Stechapfel sollte man unbedingt vom Feld entfernen. Einerseits ist die Pflanze ein konkurrenzstarkes Unkraut. Andererseits besteht auch die Gefahr einer Verunreinigung des Ernteguts durch die im Stechapfel enthaltenen Tropanalkaloide. Wird die Pflanze vor der Ausbildung von Samenkapseln ausgerissen, kann das Pflanzenmaterial zum Vertrocknen liegen gelassen werden. Beim händischen Bereinigen sind Handschuhe unbedingt notwendig, da die gesamte Pflanze giftig ist.
Optimalen Zeitpunkt verpasst?
Sobald Ambrosie blüht, besteht eine enorme Pollenbelastung. Bei Eindämmungsmaßnahmen schützt ein Mund-Nasen-Schutz vor den Allergenen. Ab der Blüte sollte auch das Pflanzenmaterial vom Feld und Feldrand entfernt werden. Die Samen können auf der abgeschnittenen bzw. ausgerissenen Pflanze nachreifen! Auch die Samenkapseln des Stechapfels reifen stark nach und bilden keimfähige Samen. Man sollte Pflanzen mit Samenkapseln daher unbedingt abtransportieren.
Die Bereinigung der Felder ist ein sehr zeitaufwendiges Unterfangen und es stellt sich die Frage: Wohin mit den Pflanzen?
Pflanzenmaterial entsorgen
Die sicherste Lösung, insbesondere für die widerstandsfähigen Samen, wäre eine Entsorgung über den Restmüll mit folgender Verbrennung. Für Einzelpflanzen bzw. Pflanzenteile (z.B. Samenkapsel des Stechapfels), die in Plastiksäcken entsorgt werden, ist das eine mögliche Herangehensweise. Jedoch schreibt das Abfallwirtschaftsgesetz unter § 28b eine gesonderte Entsorgung von biogenem Material vor. Sprich: Kompostierung. Deshalb kann bei der Übernahme bei Müllsammelstellen seitens des Personals auf die professionelle Kompostierung verwiesen werden. Beim Transport zu Entsorgungsstellen verhindert man eine ungewollte Verteilung von Samen, indem die Pflanzen möglichst geschlossen (z.B. durch Abdeckung mit einer Plane) befördert werden.
Die Entsorgung von Ambrosie- und Stechapfelsamen wird kontrovers diskutiert. Von einigen Stellen wird die Möglichkeit über den Restmüll befürwortet, die sich jedoch in einem gesetzlichen Spannungsfeld befindet. Seitens des Verbandes für Kompost und Biogas wurde mitgeteilt, dass die Abbauprozesse in zertifizierten (!) Kompostanlagen die Keimfähigkeit der Samen ausreichend zerstört. Eine Liste der zertifizierten Kompostanlagen kann unter https://www.kompost-biogas.info/kompost/anlagenstandorte/ abgerufen werden.
Die Entsorgung von Ambrosie- und Stechapfelsamen wird kontrovers diskutiert. Von einigen Stellen wird die Möglichkeit über den Restmüll befürwortet, die sich jedoch in einem gesetzlichen Spannungsfeld befindet. Seitens des Verbandes für Kompost und Biogas wurde mitgeteilt, dass die Abbauprozesse in zertifizierten (!) Kompostanlagen die Keimfähigkeit der Samen ausreichend zerstört. Eine Liste der zertifizierten Kompostanlagen kann unter https://www.kompost-biogas.info/kompost/anlagenstandorte/ abgerufen werden.
Achten Sie auch auf Haus und Hof
Da die Samen als blinde Passagiere leicht verschleppt werden, ist auch am Betrieb Aufmerksamkeit gefordert. Ergreifen sie bei einem Auftreten unbedingt Maßnahmen um sich und ihre Familie vor negativen Auswirkungen zu schützen. Stechapfel ist aufgrund seiner Giftigkeit insbesondere für Kinder gefährlich und die hoch allergene Wirkung von Ambrosie betrifft sowohl Alt als auch Jung.
Für eine individuelle Beratung steht Ihnen das Team der Landwirtschaftskammer Niederösterreich zur Verfügung.
Wissenswertes
- Gelangen Stechapfelsamen in das Erntegut, muss dieses mit aufwendigen Verfahren wie z.B. der Farbauslese aufbereitet werden. Andernfalls muss die Ernte vernichtet werden.
- Experten schätzen die direkten und indirekten Mehrkosten für den Gesundheitssektor durch Allergien gegen Ambrosia auf insgesamt 275 Millionen Euro jährlich.