Bäuerinnen NÖ fordern ausgewogene Geschlechter-Verteilung in Entscheidungsgremien
Präsidentin der Bäuerinnen NÖ Irene Neumann-Hartberger betont: „Die Mehrfachbelastung der Frauen macht sich auch bei den Auswirkungen der Corona-Krise bemerkbar, denn vor allem Frauen stehen an vorderster Front. So sind Beschäftigte im Gesundheitswesen und im Lebensmittelhandel überwiegend weiblich. Die unbezahlte Betreuungsarbeit nimmt zu, insbesondere mit Homeschooling. Ebenso kommt es in Krisenzeiten zu mehr häuslicher Gewalt. Gleichzeitig belegt eine Studie der ‚University of Liverpool Management School‘, dass von Frauen geführte Staaten die Corona-Pandemie besser bewältigen.“
„Gläserne Decke“ verhindert, dass Frauen die Weichen für die Zukunft mitbestimmen
Dass Frauen bei der Besetzung von Funktionen in Entscheidungsgremien noch immer einen großen Aufholbedarf haben, wurde in der Krise unter anderem auf Pressefotos und in Medienberichten deutlich sichtbar. Bei den aufgrund der Hygienemaßnahmen verkleinerten Gremiensitzungen war die „zweite Reihe“, die oftmals weiblich besetzt ist, nicht eingeladen. Damit waren Frauen seit Ausbruch der Pandemie noch weniger in Entscheidungen und Zukunftsfragen eingebunden. „Aber gerade jetzt werden entscheidende Weichen für unser aller Zukunft gestellt. Denken wir an die Gemeinsame Agrarpolitik, die Klimaschutzpolitik oder die Digitalisierung sowohl in der Wirtschaft als auch in unserem gesamten Alltag.“, so Neumann-Hartberger. „Wir sind überzeugt, dass wir diese enormen Herausforderungen nur in einem ausgewogenen Miteinander sinnvoll bewältigen können. Wir Frauen sind bereit, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen“, erklärt Wagner.
Frauen sind gut ausgebildet, interessiert und motiviert
In der kürzlich online erarbeiteten Strategie der Bäuerinnen NÖ kommt diese Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme vehement zum Ausdruck: „Die Bäuerinnen NÖ wollen die Regionen und unseren Lebensraum aktiv mitgestalten. Zentrale gesellschaftliche Herausforderungen wie die Umsetzung des Green Deal und flexible und leistbare Dienstleistungsinfrastruktur im ländlichen Raum sind nur in einem breiten Schulterschluss zu bewältigen“ so Wagner. Die Bäuerinnen bilden sich seit vielen Jahren dafür mit dem Zertifikatslehrgang “ZAMm unterwegs – Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“ weiter. Seit 2010 hat der Lehrgang mehr als 450 Absolventinnen österreichweit, in Niederösterreich sind es 100. “Das sind alles Frauen, die sich etwas zutrauen und bereit sind, politische Verantwortung zu übernehmen“, sagt Neumann-Hartberger. Auch sie selbst hat ihren politischen Weg im Jahr 2011 damit begonnen. Heute engagiert sie sich nicht nur als Landesbäuerin, sie arbeitet auch in der bäuerlichen Interessensvertretung und im Nationalrat entscheidend mit.
Erste Erfolge der Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung in der LK NÖ
Um Frauen im ländlichen Raum die Türen zur politischen Mitgestaltung zu öffnen, haben die Bäuerinnen österreichweit die „Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung in der Land- und Forstwirtschaft“ ins Leben gerufen. Die Charta ist eine Selbstverpflichtung, mit der Organisationen ihren Weg zu mehr Genderausgewogenheit starten. Die Landwirtschaftskammer NÖ ist bereits 2017 als Pionier der Charta beigetreten. Bei der letzten Kammerwahl im März 2020 wurden auch deutliche Verbesserungen sichtbar. „Es gibt nun insgesamt fünf Frauen mehr in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer NÖ, fünf Frauen mehr als Obmann-Stellvertreterinnen in den Bezirksbauernkammern und fünf Frauen mehr als Bezirksbauernkammerrätinnen. Dennoch sind wir auch dort noch nicht am Ziel mit mindestens 30 Prozent Frauen in allen Gremien. Vor allem in den Bezirken und in der „ersten Reihe“ ist da noch großes Potential“, berichtet Wagner.
Ausblick
Ausgehend von den Erfolgen in der Landwirtschaftskammer NÖ werden die Bäuerinnen NÖ nun auch weitere Organisationen zur Unterzeichnung der Charta einladen. Neumann-Hartberger: „Wir werden in den nächsten Wochen gezielt auf agrarische Organisationen zugehen und sie einladen mit uns Bäuerinnen gemeinsam einen partnerschaftlichen und damit zukunftsfähigen Weg zu gehen. Ziel ist es bei allen Entscheidungs- und Bestellungsprozessen zumindest ein Drittel Frauen zu berücksichtigen und das als Standard zu verankern.“