Güllezusätze: Die Lösung aller Probleme?
Güllezusätze in Raumberg-Gumpenstein unter der Lupe
Am Markt sind viele Produkte erhältlich, die die Probleme mit Nährstoffverlusten und Geruchsentwicklung bei der Güllelagerung lösen sollen. An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein werden die Herstellerangaben unabhängig überprüft. Der Leiter dieser Prüfanstalt, Alfred Pöllinger-Zierler, fasste die bis jetzt vorliegenden Ergebnisse zusammen.
Vom Wasser bis zu Kalkstickstoff
Schon seit Jahrzehnten ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Gülleverdünnung mit ausreichend Wasser (1:1) zu einer deutlichen Verringerung von Nährstoffverlusten und gleichzeitigen Verbesserung in der Fließfähigkeit führt. Dieser Vorteil kommt besonders bei warmen Temperaturen zu tragen, dem allerdings mehr Transport und höhere Ausbringkosten gegenüberstehen.
Gesteinsmehle (Zeolith,…) können den pH-Wert der Gülle senken und damit auch den Ammoniakverluste und die Geruchsentwicklung vermindern. Sie setzen sich aber oft in der Grube ab und bilden Rückstände, die aufwändig entfernt werden müssen. Positive Effekte auf Methan- und Lachgasentwicklung konnten nicht festgestellt werden. Bei Gipspräparaten muss überdies die Bildung von Schwefelwasserstoffgas beachtet werden. Die Zugabe von Kalkstickstoff wiederum kann besonders die Freisetzung von Methan und Lachgas stark senken, auf Ammoniak und Geruch hat dieser Güllezusatz aber keinen messbaren Einfluss.
Mit Mikroorganismen, Melasse, Molke und Hefe den pH-Wert senken
Neben anorganischen Zusätzen wird in der Praxis eine Vielzahl von organischen Substanzen eingesetzt, vor allem effektive Mikroorganismen, aber auch Melasse, Molke und Hefen. Die bisherigen Untersuchungen bescheinigen diesen Produkten eine nachweisbare pH-Senkung und Verminderung der Ammoniak- und Methanemissionen. Allerdings sind auch die Nachteile zu nennen, nämlich eine oft verschimmelte Schwimmdecke und eine sehr starke Geruchsentwicklung der behandelten Gülle. Am schwerwiegendsten ist jedoch die Erhöhung der Schwefelwasserstoffkonzentration, die bei unsachgemäßer Güllemanipulation sogar lebensbedrohlich sein kann!
Ansäuern mit Schwefelsäure in Österreich keine Option
Das Ansäuern der Gülle mit Schwefelsäure, wie es beispielsweise in Dänemark praktiziert wird, hält der Experte für keine Option in Österreich. Schwefelsäure gilt als Gefahrengut, der Umgang damit erfordert eine spezielle Ausbildung und eine solche Anwendung würde sicherlich kritisch in der Öffentlichkeit und in der Landwirtschaft selbst gesehen werden.
Mit bodennaher Ausbringung gegen Feinstaubbelastung
Warum gibt es überhaupt ein Problem mit Emissionen aus dem Wirtschaftsdünger? Alfred Pöllingers Antwort: "Weil Ammoniak eine Vorläufersubstanz des gesundheitsschädlichen Feinstaubs darstellt und die Landwirtschaft sein Hauptverursacher ist!" Um die daraus resultierende gesetzlich vorgeschriebene Ammoniakreduktion bis 2030 zu erreichen, werden derzeit verschiedene Maßnahmen heftig diskutiert. Als die mit Abstand wirksamste Maßnahme nennen Fachleute die bodennahe Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern sowie die Separierung der Rindergülle. Aktuell setzt die Politik auf die freiwillige Teilnahme, aber noch sind es zu wenige Betriebe, die mitmachen. Würde die Hälfte der Gülle bodennah ausgebracht, könnten die vorgeschriebenen Ziele erreicht und drohende Zwangsregulierungen verhindert werden.
Mit dem Arbeitskreis Milchproduktion immer top informiert
Wollen Sie auch von Betriebszweigauswertung, Erfahrungsaustausch und top Informationen aus erster Hand profitieren, dann werden Sie Mitglied im Arbeitskreis Milchproduktion, Tel.-Nr.: +43 5 0259 23300, www.ak-milch.at.
Kurz gefasst
Güllezusätze können Emissionen vermindern. Sie wirken aber nicht gegen alle Schadstoffe gleich gut und ihre Anwendung ist mit teilweise starken Nachteilen verbunden. Obwohl es also keine Patentlösung gibt, müssen dennoch emissionsmindernde Maßnahmen ergriffen werden, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Mit einer raschen Umstellung der heimischen Güllewirtschaft auf Separation und die bodennahe Ausbringung könnte dies gelingen.