Initiative „Apfelsaft aus Apfel g’macht“ soll Lust auf Regionalität und natürlichen Saftgenuss machen
„Bei vielen Lebensmitteln – so auch bei Apfelsaft – wird häufig nach wie vor eine österreichische Herkunftsanmutung erzeugt, obwohl die Herkunft der Rohstoffe häufig nicht klar ist. Das ist für alle, die auf Regionalität beim Einkauf achten wollen, absolut irritierend“, erläutert Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager die Bemühungen der Landwirtschaftskammer NÖ bei der Kennzeichnung verarbeiteter Lebensmittel voranzukommen. „Ich freue mich über den durch die Corona-Pandemie verstärkten Trend hin zu Regionalität, der besonders bei unseren Direktvermarktern zu spüren ist. Auch der Handel und die Lebensmittelindustrie springt vor allem in der Werbung auf diesen Trend auf. Klar ist allerdings, wo Österreich draufsteht – oder abgebildet ist – muss auch Österreich drinnen sein. Hier gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf“, betont der Interessenvertreter.
Schmuckenschlager fordert Kontrolle und Ausweitung der Primärzutatenverordnung
„Die Vielfalt an verschiedenartigen Herkunftsangaben bei Apfelsäften im Supermarkt ist enorm. Hier sollte die im April 2020 verabschiedete Primärzutatenverordnung der EU mehr Sicherheit über die Herkunft schaffen. In Realität ist sie ein erster Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist sie in manchen Themen unzureichend, wird noch nicht kontrolliert und leistet dadurch nur ein Minimum mehr an Orientierung“, so Schmuckenschlager.
Ein von der LK NÖ durchgeführter Marktcheck bei den großen drei Playern im Lebensmitteleinzelhandel bringt zu Tage, dass zwar im Vergleich zu 2019 erfreulicherweise weniger, aber immer noch unklare bzw. täuschende Angaben auf Säften vorhanden sind – besonders bei günstigen und daher in großen Mengen abgesetzten Produkten. Diese Verordnung sieht vor, dass bei freiwilliger Angabe des Ursprunglandes oder des Herkunftsortes eines Lebensmittels (die Angabe kann in Worten oder auch mittels Bildsprache wie Fahnen angemutet werden) auch das Ursprungsland oder der Herkunftsort der primären Zutat verpflichtend anzugeben ist, sofern nicht mit dem Lebensmittel identisch. „Ich fordere daher das Verbraucherschutzministerium und BM Wolfgang Mückstein auf, die Einhaltung der Primärzutatenordnung so rasch als möglich mittels eines im Gesetz vorgesehenen mehrjährigen integrierten Kontrollplan (MIK) zu überprüfen; im aktuellen Kontrollplan 2020 – 2022 ist keine Kontrolle der Primärzutatenverordnung enthalten. Darüber hinaus bietet diese Verordnung keine Lösung für die irreführenden Herkunftsangaben „Hergestellt in Ö“ oder „Abgefüllt in Ö“ und lässt zu viel Interpretationsspielraum, zum Beispiel bei Apfelsaftkonzentrat aus China, das bei österreichischen Herstellern zu Saft verarbeitet wird. Hier erhoffe ich mir die Unterstützung des Ministers – im Sinne des Klimaschutzes, der heimischen Konsumenten und der Qualitätsproduktion unserer Bauern“, appelliert Schmuckenschlager.
Heimische Obstprodukte sind klimafreundlich und von höchster Qualität
Wer auf Nummer sichergehen will, dem sei der Kauf von direktgepresstem Apfelsaft empfohlen – am besten von regionalen Direktvermarktern oder klar gekennzeichnete Säfte aus dem Regionalregal im Handel. „Bei den Produkten der heimischen Obstbaubetriebe stammen die Früchte von ihren hofeigenen Apfelbäumen, welche ohne Umweg zu Saft gepresst werden. Dieses Verfahren ist ganz natürlich, die Produktion sowie Verarbeitung in der Region ist klimaschonend und die Qualität entspricht höchsten heimischen Anbaustandards“, erläutert Martin Sedelmaier, Obmann des NÖ Obstbauverbands und selbst Obstbauer in Thallern bei Krems, die Vorteile von heimischem Apfelsaft.
1300 niederösterreichische Obstbauern produzieren nach höchsten EU-Standards auf 2800 Hektar Fläche, davon 700 Hektar Äpfel; neben dem Apfel sind Marille und Erdbeere in großem Umfang in Niederösterreich heimisch. „Wer Produkte von heimischen Obstbauern bezieht, trägt zum Erhalt unserer wunderschönen Kulturlandschaft und dazu bei, dass die Wertschöpfung im Land bleibt. Beim Apfel haben wir in Österreich ideale Anbaubedingungen und eine absolute Selbstversorgung das ganze Jahr hindurch. Auch heuer zeichnet sich eine durchschnittliche aber sehr gute Ernte ab, für die wir sehr dankbar sind. Mit unseren vielen Sorten können wir allen Geschmäckern Genuss versprechen und weitgereiste Äpfel aus Übersee getrost im Regal liegen lassen“, so Martin Sedelmaier.
Regionalität gewinnt in Tourismus und Gastronomie immer mehr an Bedeutung
August Teufl, stellvertretender Direktor der Tourismusschulen HLF Krems, einer TOP-Ausbildungsstätte für den Nachwuchs in Tourismus und Gastronomie, ist mit Schülerinnen und Schülern vor Ort: „Die HLF Krems stehen für eine umfassende Ausbildung: Wir vermitteln Wissen, Können und Werte. Es gehört dazu, dass unsere Absolventen wissen, woher die von ihnen angebotenen Lebensmittel stammen und wie sie produziert werden. Aus der Praxis ist bekannt, dass auch immer mehr Gäste über die Herkunft der Speisen und Getränke Bescheid wissen wollen. Wir setzen auf hohe Dienstleistungsqualität und kommen dem Trend nach regionalen Besonderheiten und Qualitätsprodukten gerne nach. Ich freue mich, dass die Tourismus- und Gastronomiebranche damit auch ein wichtiger Partner für die heimischen Landwirte ist“, so Teufl.
Tipp für Konsumenten
Konsumentinnen und Konsumenten können Auffälligkeiten oder Ungereimtheiten jederzeit unter regionalitaetscheck@lk-noe.at melden. Die Landwirtschaftskammer NÖ geht den Meldungen für Sie gerne auf den Grund.