Milchmarkt rutscht abwärts
Seit Mitte 2025 hat sich die Stimmung auf den europäischen und internationalen Handelsplätzen für Milch- und Milchprodukte deutlich eingetrübt. Ende des Jahres hat diese Entwicklung auch die heimischen Milchpreise erreicht.
An der internationalen Handelsplattform GDT bewegt sich die durchschnittliche Notierung bereits seit Anfang Juni nach unten. Nach moderaten Verlusten bis Ende Oktober hat sich die Abwärtsbewegung zuletzt verstärkt. Treiber für diese Entwicklung ist vor allem die Notierung für Butter, die allein in den letzten Wochen um über zwanzig Prozent an Wert einbüßte. Schwächere Tendenzen verzeichneten auch alle anderen Milchprodukte. An der europäischen Terminbörse EEX in Leipzig büßte die Butternotierung nach einem ersten Kurssturz im August in den letzten Wochen ebenfalls neuerlich an Wert ein. Seit Mitte November gaben die Kurse um zehn Prozent nach und lagen zuletzt bei 4.300 €/t (~7.000 €/t Anfang August). Auch auf den Kassamärkten hat sich die Preissituation stark abgeschwächt. Für Tankmilch aus Österreich werden am norditalienischen Spotmilchmarkt Anfang Dezember nur mehr 34,02 Cent/Liter (netto, angeliefert nach Italien) bezahlt, nachdem es zum Jahreshoch im Juli noch über 64 Cent gewesen sind. Einen derartigen Preisabsturz in so kurzer Zeit hat es in den letzten 20 Jahren nicht gegeben. Schon dass das Preishoch nicht wie üblich im November sondern Mitte des Jahres erreicht worden ist, ist außergewöhnlich. Die sinkenden Rohstoffpreise haben sich bereits auf die Verbraucherpreise übertragen. Besonders stark in Deutschland, aber auch hierzulande wurden im LEH die Preise für Butter, aber auch andere Milchprodukte gesenkt. Die sinkenden Verkaufspreise zwangen die heimischen Molkereien in den letzten beiden Monaten ihre Auszahlungspreise zurückzunehmen. Zwischen vier und fünf Cent wird für GVO-freie Qualitätsmilch seit Oktober netto weniger bezahlt. Für die nächsten Monate ist angesichts der allgemeinen Entwicklung mit weiteren Absenkungen zu rechnen.
Was sind aber die Gründe für diesen negativen Trend?
Seit dem Sommer sind in so gut wie allen milchexportierenden Ländern die Produktionsmengen überdurchschnittlich stark gestiegen. Im September betrug das Plus zum Vorjahr global über vier Prozent und erreichte einen langjährigen Höchststand. 2025 liegt das Produktionshoch im Herbst über jenem vom Frühjahr. Für das Gesamtjahr wird bei den wichtigsten Exportländern ein Plus von 1,6 Prozent erwartet, auch 2026 wird die Milcherzeugung weiter steigen. Faktoren für das Produktionsplus sind die in letzten beiden Jahren stark gestiegenen Erzeugerpreise und global gut versorgte Futtermittelmärkte. In der EU sind die Anlieferungsmengen seit April ebenfalls laufend gestiegen. In Deutschland betrug die Mehrmenge im Oktober sechs und November über sieben Prozent. Für diesen untypischen Anstieg sind die verzögerten Abkalbungen als Folge des starken Auftretens der Blauzungenkrankheit ausschlaggebend, aber auch das gute Getreide- und Grünlandjahr haben dazu beigetragen. Die gute Preis- und Grundfuttersituation hat auch in Österreich zu einer Steigerung der Milchanlieferung geführt. Im September und Oktober lag die Produktion um sechs Prozent über dem Vorjahr. Nicht im gleichen Maß mitentwickelt hat sich allerdings die Nachfrage, das zeigt sich im globalen Handel mit Milchprodukten. Aufgrund der hohen Preise und des starken Euro wird der weltweite Handel 2025 im Rückgang erwartet. Zwar haben sich die Lieferungen nach China wieder verbessert, das gleicht aber den Rückgang in großen Importländern im Vorderen Orient nicht aus. Auch die geopolitischen Unsicherheiten wirken sich auf den Handel aus. Es ist daher in den kommenden Monaten weiter mit einem Käufermarkt zu rechnen.