Erfahrungen aus dem Nachsaatversuch Einzelkomponenten.
Die letzten Jahre haben durch wiederkehrende trockene Witterungsphasen einiges an Schäden im Dauergrünland hinterlassen. Lückige Bestände bringen jedoch die Chance einer Nachsaat im Spätsommer mit sich, da das mühsame Ausstriegeln und Verbringen des Striegelgutes (v.a. Gemeine Rispe-Filz) dann nicht notwendig ist. Dies sollte aus Sicht der Bodenfruchtbarkeit unbedingt vermieden werden. Der Folgende Artikel stellt Erfahrungen der Nachsaat von Einzelkomponenten mit Grünlandstriegel in einem Praxisversuch von August 2021 vor.
Praxisversuch - Standort
Der Versuch wurde im Pölstal auf einem Südwest-Hang auf 950 m SH angelegt. Das Ausgangsgestein der Versuchsflächen ist der leicht verwitternde phyllitische Glimmerschiefer. Dieses Ausgangsgestein ist gekennzeichnet durch eine gute Verwitterung, für Grünland gute Ausgangs-pH-Werte und eine stark sandige, also leichte Bodenart. Dies führt zu einer schlechten Wasserhaltefähigkeit und vor allem bei Süd-West Ausrichtung zu Trockenschäden im Grünland. Diese Böden sind im obersteirischen Berggebiet über Silikatgestein weit verbreitet (vgl. www.bodenkarte.at).
Bewirtschaftung
Die Fläche wird zwei bis dreimal jährlich gemäht, im Herbst erfolgt eine Nachweide - in Koppelung mit einer Besatzdauer von vier Tagen. Erhaltungskalkung mit ca. 600 kg kohlensaurem Kalk alle fünf Jahre (Mehr ist aufgrund des guten pH-Wertes, der leichten Bodenart und der Mistdüngung hier nicht notwendig), Hyperphosphat mit ca. 150 kg/ha 2021 mit Mistdüngung ausgebracht, Ziel dies hier alle drei bis fünf Jahre durchzuführen. Mistdüngung mit Rottemist (sechs Monate gelagert, 1x umsetzen) ca. 15 m³ Herbst, ca. 10 m³ verdünnte Gülle nach dem ersten Schnitt am ha. Mutterkuh und Ochsenhaltung, ca. 1,2 GVE/ha.
Nachsaatversuch Einzelkomponenten
Die einzelnen Sorten wurden in je einer Überfahrt mit 3 m Arbeitsbreite Güttler Greenmaster am 16. August 2021 nachgesät (Abb. 2). Die Hangneigung beträgt zwischen 10 und 20%. Unser aufrichtiger Dank gilt Gabriele Hirsch, RWA, für die Bereitstellung des Saatgutes, sowie Landwirt Martin Kreuzer für die Ausbringung mit dem Güttlerstriegel. Als Saatstärken wurden die Angaben für die Neuanlage der jeweiligen Art herangezogen (10 - 30 kg/ha).
Abb. 2 Folgende Einzelkomponenten werden getestet, hangwärts ansteigend:
Es wurde bewusst kein Englisch Raygras verwendet, da dieses auf dem Versuchsfeld bereits mit einem hohen Prozentanteil von 25 - 35% vorhanden ist (Abb. 3). Weiters dominiert die Wiesenrispe, allerdings zum größten Teil mit der Schmalblättrigen Variante (Art Schmalblatt-Wiesenrispe - Poa angustifolia).
Lückigkeit: 10% vor dem Striegeln am 16. August 2021, zwei Wochen nach dem 2. Schnitt.
Abfuhr von Striegelgut: notwendig oder nicht?
Erste Ergebnisse nach einem Jahr: Fokus Rotklee
Das Zitat der Grünlandsaat lautet: "egal wann, feucht und warm muss es sein"! Also, aufgrund der notwendigen oberflächlichen Ablage der Feinsämereien muss ausreichend Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum vorhanden sein. Obwohl das im Herbst 2021 nur teilweise der Fall war (v.a. der Winter war ab November wieder sehr trocken), reichten die Regenfälle im September-Oktober aus, um die Samen anwachsen zu lassen. Besonders der Rotklee (beide Sorten im Versuch sind Acker-Rotkleesorten mit rascher Entwicklung) stand bereits im ersten Aufwuchs, und dann besonders im zweiten Aufwuchs 2022 bereits gut da - die Deckung des Rotklees der Sorte SPURT stieg von ursprünglich 10 auf 35%, bei der Sorte TEMPUS von 10 auf 20% an (Abb. 6). Bei entsprechender Lückigkeit und pH-Wert >6 ist auch die Einsaat von Luzerne möglich.
Bei den Grasarten heißt es noch geduldig sein, die Pflanzen sind da, aber Knaulgras und Wiesen-Schwingel teilweise noch mit sehr wenigen Bestockungstrieben (2 - 5). Die Gräser werden daher in einem späteren Bericht vorgestellt.
Fazit
Der oft (auch von mir) gescholtene Einsatz von raschwüchsigen Ackerrotklee-Sorten (man bekommt im Handel fast nur diese) im Dauergrünland muss aus den Erkenntnissen des ersten Jahres Nachsaatversuch überdacht werden. Obwohl der Kurzlebigkeit dieser Sorten von zwei bis drei Jahren, können sie doch in trockenen Jahren (heuer war für den Rotklee eine ideale Witterung - warm und zwischendurch feuchte Phasen) entscheidend positiv zur Bodenfruchtbarkeit beitragen, und zwar aufgrund seines Wurzeltiefganges und der Sticksstoffbindung über die Knöllchenbakterien (siehe Abb. 7).
Folgende Punkte sind dabei zu beachten:
Zeitpunkt und Lückigkeit: Wetter nach der Saat nicht zu trocken, Lückenanteil mind. 30%
pH-Wert und Phosphorversorgung: pH >5,5, Phosphor-Versorgungsstufe B-C
Düngung: Gülle nach Ansaat verhalten - im Herbst besser Mist statt Gülle, oder Menge stark reduzieren