Aus betriebswirtschaftlicher Sicht schmerzt jeglicher Betriebsmitteleinsatz. Gestiegene Kosten stehen sinkenden Erzeugerpreisen gegenüber. Welche Rolle dabei die Betriebsmittel spielen und welche Schrauben man drehen kann, um Kosten zu sparen? Hier erfahren Sie mehr.
Mit weniger Betriebsmitteleinsatz Zeit und Geld sparen
Oberflächlich betrachtet ist der Betriebsmitteleinsatz mit Arbeitsgängen verbunden und verursacht somit neben den Kosten der Betriebsmittel auch Maschinen und Arbeitskosten. Professioneller Ackerbau erfordert komplexe Entscheidungen und gut ausgebildete Fachkräfte. Der Anwendungszeitpunkt, die Wahl des Betriebsmittels und auch die genaue Einsatzmenge wollen gut durchdacht sein. Landwirte und Landwirtinnen streben gute Deckungsbeiträge und in der Folge Einkünfte bei nur geringem Betriebsmitteleinsatz an.
Kostenstruktur im Getreidebau
Die Kosten des Getreidebaus umfassen neben den Direktkosten (Ausgaben für Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel) auch übrige Vorleistungskosten (Maschinenkosten, allgemeine Kosten) und Faktorkosten (Ausgaben für Arbeit, Kapital, Ackerland).
Getreidebau genauer beleuchtet
Gemäß Kostenrechnungen im Rahmen der Meisterausbildung in NÖ in den Jahren 2018 bis 2022 umfassen die Kosten bei konventionell wirtschaftenden Betrieben etwa 1.780 Euro pro ha Getreide. Die ausgewerteten Betriebe sind über das ganze Bundesland verteilt. Würde man nur das östliche Niederösterreich betrachten, wären die Gesamtkosten pro ha etwas geringer (tendenziell größere, auf Marktfruchtbau spezialisierte Betriebe). Die Kosten bei Biobetrieben sind ähnlich, sie unterscheiden sich im Bereich der Direktkosten (Pflanzenschutz und Dünger), bei den Gemeinleistungen (ÖPUL) und beim Ertragsniveau. Die grundsätzlichen Zusammenhänge gelten für Biobetriebe genauso.
Welche Kosten fallen zusätzlich an?
An Gemeinleistungen stehen diesen Kosten neben den Direktzahlungen Zahlungen im Rahmen der ländlichen Entwicklung (ÖPUL, Ausgleichszulage) und sonstigen Gemeinleistungen gegenüber. Die Gemeinleistungen betrugen im Betrachtungszeitraum 450 Euro pro ha. Nebenleistungen umfassen beim Getreideanbau Erlöse aus Strohverkauf und allfällige Versicherungsentschädigungen (Hagel- bzw. Mehrgefahrenversicherung). Sie betrugen im Schnitt 68 Euro pro ha. Eine detailliertere Aufstellung finden Sie hier.
Kostenentwicklung seit 2020
Legt man diese Betrachtung auf das Jahr 2024 um, so sind im Vergleich mit 2020 Kostensteigerungen in allen Bereichen zu verzeichnen. Neben den Direktkosten sind hier höhere Ausgaben für Lohnmaschinen zum Beispiel Mähdrusch, Indexierungen bei beispielsweise Sachversicherungen und Steigerungen im Bereich der Faktorkosten wie Lohnansatz, Zins- oder Pachtkosten zu nennen. Die Mehrkosten machen etwa 335 Euro pro ha Getreide aus.
Wo ist ein Kostenrückgang zu erwarten?
In naher Zukunft sind sinkende Ausgaben am ehesten im Bereich der Direktkosten zu erwarten - die Zahlungen für Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel könnten aufgrund von sinkender Nachfrage und stark gesunkener Getreidepreise zurückgehen. Es ist also durchaus möglich, dass sich die Gesamtkosten wieder etwas reduzieren, wobei wegen der generellen Inflation ein Rückgang auf das Niveau um 2020 unrealistisch erscheint.
Wie legt man Kosten von der Fläche auf das Erntegut um?
Die ausgewerteten Betriebe erzielten (laut eigenen Angaben) einen Durchschnittsertrag von 6,05 t pro ha. Legt man nun die Kosten pro ha auf den Ertrag um, so errechnen sich Gesamtkosten von rund 300 Euro pro t Getreide. Zieht man von diesen Kosten die Nebenleistungen (11 Euro pro t) und die Gemeinleistungen ab, so war um 2020 ein Getreidepreis von 211 Euro pro t notwendig, um die durchschnittlichen Produktionskosten zu decken, also auch die Faktorkosten abzudecken.
Passt man die Kosten an das aktuelle Niveau an (Frühjahr 2024), wären anstelle der 211 Euro pro t Getreide 265 Euro notwendig, um die durchschnittlichen Produktionskosten abzudecken.
Auswirkung verschiedener Ertragsniveaus auf den notwendigen Preis
Die tatsächlich erreichten Erträge im Ackerbau hängen von vielen Parametern ab - Witterung, Wasserverfügbarkeit, Nährstoffversorgung, Konkurrenzdruck, Schädlings- und Krankheitsdruck, … um nur einige zu nennen. Auch bei den ausgewerteten Betrieben waren die Erträge sehr unterschiedlich.
Auf die Produktionskosten wirkt sich das erreichte Ertragsniveau vor allem im Bereich der Direktkosten aus (Saatgutkosten, Nährstoffentzug, Kosten für Pflanzenschutz). Daneben können höhere Maschinenkosten und auch ein höherer Arbeits- und Kapitaleinsatz anfallen.
Um die Auswirkung des erreichten Ertrages auf den notwendigen Erzeugerpreis darzustellen, werden die dargestellten Gesamtkosten auf drei Ertragsniveaus umgelegt (4, 6 und 8 t Kornertrag pro ha). Es wird ein Nährstoffentzug von 42 Euro pro t Kornertrag angesetzt und die Pflanzenschutzmittelkosten mit 16 Euro pro t Kornertrag angesetzt. Zudem wird mit einem höheren Arbeitszeitaufkommen (+ 2 Akh von 4 auf 8 t Kornertrag) gerechnet.
Höherer Ertrag - höherer Preis?
Aus der Abbildung ist ersichtlich, dass der notwendige Getreidepreis bei einem Ernteertrag von 8 t Getreide von 265 auf 217 Euro pro t Getreide zurückgeht, obwohl mit höheren Nährstoffentzug, Pflanzenschutzmittelaufwand und Arbeitserledigungskosten gerechnet wird. Es ist allerdings so, dass sich viele Kosten verdünnen. Im Gegenzug steigt der notwendige Getreidepreis, wenn der Ertrag zurückgeht. Im Beispiel von 265 auf 361 Euro pro t Getreide. Es kann natürlich sein, dass bei unpassender Witterung eine Mehrgefahrenversicherung greift und die Versicherungsleistung den Ertragsausfall abdeckt.
Fazit
Gestiegene Kosten und höhere Anforderungen an die Bewirtschaftung erfordern einen effizienten Einsatz aller Betriebsmittel. Für den Bereich Saatgut bedeutet dies, die bestgeeignetste Technik zu nutzen um mit möglichst wenig Aufwandmenge homogene und gesunde Bestände zu etablieren. Hier gilt es Überlappungen nach Möglichkeit zu vermeiden und mit möglichst exakten Fahrgassenabständen einen effizienten Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz zu ermöglichen.
Im Bereich der Düngung gilt es alle Nährstoffe zu berücksichtigen und im Bereich der Stickstoffdüngung bedarfsgerecht zu arbeiten (Nmin-Untersuchung, Anrechnung N-Mengen von Vorfrüchten und Zwischenfrüchten, intelligenter Technikeinsatz).
Im Bereich des Pflanzenschutzes sind die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes einzuhalten - bezüglich Wirkstoffeinsatz ist auf Resistenzmanagement zu achten und der tatsächlich erwartbare Krankheitsdruck kann mit Hilfe von Prognosemodellen besser eingeschätzt werden (Apps, warndienst.at). Bezüglich des Maschineneinsatzes gibt es enorme Fortschritte im Bereich der Aussaattechnik (Direktsaat) und es gilt Zwischenfrüchte und Begrünungen zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu nutzen.
Daneben bedeuten diese Gesetzmäßigkeiten, dass weitere Restriktionen des Betriebsmitteleinsatzes - zum Beispiel durch den Green Deal - höhere Erzeugerpreise und/oder finanzielle Ausgleichsleistungen erfordern, damit kostendeckend produziert werden kann.
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