Reportage: So sichert Stefan Sommerauer sein Grünland gegen Hitzeperioden ab
Düngung, tiefwurzelnde Gräser und erstmals auch Kalk
"Den ersten Schnitt sichere ich mit intensiver Düngung ab, denn der erste Schnitt ist die halbe Miete, wir brauchen ihn unbedingt", begründet der konventionell wirtschaftende Landwirt. "Außerdem setze ich auf tiefwurzelnde Gräser, weil sie mit Trockenheit eher zurechtkommen." Ab heuer beginnt er, einen Teil seiner Wiesen zu kalken. "Der Kalk erhöht die Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe, der Boden gibt dann mehr her", argumentiert Sommerauer. "Die Informationen der LK Grünlandexpertin Martina Löffler am Güllefachtag der BBK Lilienfeld in Traisen waren für mich ausschlaggebend, dass ich die Böden ab jetzt alle vier Jahre kalken werde."
Mähintervall hängt von Standort ab
Von den 37 Hektar Grünland, die Sommerauer bewirtschaftet, sind 5 ha Hutweide. Von den restlichen 32 ha mäht er 10 ha zweimal, danach weiden dort die Rinder. "Diese Flächen sind steil und ich dünge sie verhalten", nennt Sommerauer als Grund. Die steilen Südhänge und Kuppen mäht er nicht, wenn der Wetterbericht eine Trockenperiode vorhersagt. "Dann übersteht der Aufwuchs die Trockenheit besser", begründet Sommerauer. Die übrigen rund 22 ha, die hofnah liegen, kann er bis zu fünf Mal mähen.
Jedes Frühjahr Einsaat beim Wiesenhobeln
Heuer hat er am 10. Mai das erste Mal gemäht und die 22 ha in einem Schwung geerntet. Die ersten vier Schnitte siliert er in Fahrsilos, aus dem letzten macht er Silagerundballen. Diese Wiesen sät er im Frühjahr mit Wiesenhobel und Kleinsamenstreuer ein. Zwischen fünf und sechs Kilogramm Saatgut je Hektar wendet er auf, Rotschwingel ist mit dabei. "Auf den ausgebrannten Flächen, das sind meist zwischen 5 - 6 ha, säe ich im August oder September noch einmal mit 20 bis 25 kg Saatgut je Hektar ein, auch bei anderen Wiesen mit dünnem Bestand", berichtet Sommerauer. "Der Boden ist zu diesem Zeitpunkt noch warm und das Konkurrenzgras nicht mehr so stark." Dazu setzt er die Sämaschine von Güttler ein, eine Gemeinschaftsmaschine.
Das Saatgut mischt er am Hof. Dabei wechseln die Anteile jedes Jahr. "Einmal ist die Mischung knaulgrasbetonter, das andere Mal überwiegt Rispengras und das nächste Mal Raygras", erklärt der Landwirt. "Der Klee kommt von selber."
Schrittmachergemenge
Seit einigen Jahren stellt Sommerauer Versuche mit verschiedenen Feldfuttermischungen an. Auf 1,4 ha hat er vor drei Jahren Schrittmachergemenge angebaut, bestehend aus Luzerne, Weiß- und Rotklee und verschiedenen Gräsern. Die Kultur ist für ihn umständlich zu bewirtschaften, weil sie vom Erntezeitpunkt nicht mit den anderen Flächen zusammenpasst.
"Ich habe es angebaut, weil der vorige Bestand schlecht entwickelt war, der Boden gut und der Standort halbwegs ackerfähig ist", begründet Sommerauer. Das Schrittmachergemenge erntet er heuer das dritte Jahr. Bis zu vier Schnitte sind möglich und nach jedem Schnitt düngt er 20 Kubikmeter verdünnte Gülle je Hektar.
Der dritte Aufwuchs darf blühen
Den ersten, zweiten und vierten Schnitt siliert er, den dritten erntet er als Heu. "Wir lassen den dritten Aufwuchs blühen, damit wir die Luzerne länger halten", begründet der Bauer. "Den Bestand will ich noch zwei und damit in Summe fünf Jahre nutzen." Je nach wirtschaftlicher Situation plant er, diese 1,4 ha dann umzubrechen und Mais oder Hirse anzubauen.
Dran bleiben lohnt sich
Vor zwei Jahren hat er eine mit Vogelmiere verunkrautete Fläche umbrochen und neu angebaut. Die Saatgutmischung hat er selber zusammengestellt. Zu einer Dauerwiesenmischung hat er Knaulgras, Goldhafer und die Wiesenmischung "Greenstar Intensiv" dazugegeben. "Greenstar Intensiv" besteht aus Knaulgras, Rohrschwingel, Wiesenschwingel, Wiesenlieschgras und Rotklee. "Nach der Aussaat am 17. März 2020 war es kalt und trocken, die Saat ist nicht aufgegangen", erinnert sich Sommerauer. "So habe ich die Mischung noch einmal mit 85 kg auf 2,5 ha angebaut. Jetzt steht dort ein toller Bestand."
"Festulolium" versucht
Ebenfalls 2020 hat er auf 0,75 ha die Grassorte "Festulolium", bekannt auch als Wiesenschweidel, angebaut, eine Kreuzung aus Wiesensschwingel und Weidelgras. "Es war ein reiner Versuch", erinnert sich der Landwirt. "Im ersten Jahr haben wir die Fläche fünfmal gemäht, sechs- bis siebenmal Mähen wäre möglich gewesen. Auch im Vorjahr war die Futtermenge enorm und noch heuer ist die Ernte gut, aber es mischt sich schon Weißklee dazu."
Sommerauer betont die enorme Futtermenge, die mit dieser Grassorte möglich ist, aber die Kultur benötigt auch 200 kg Stickstoff je Hektar und entsprechend Niederschläge. Außerdem passen die Schnittzeitpunkte nicht mit den der anderen Grünlandbestände zusammen. "Hätte ich einen Acker mit 10 ha, würde ich das Gras sofort anbauen. Es ist ein super Futter", betont der Landwirt, der konsequent jedes Jahr alle Flächen einsät und so rund 1.500 Euro jährlich in Grassamen investiert.
Gezielt und schlagkräftig düngen
Auf 50% der Flächen, sie liegen rund um den Hof, verschlaucht Sommerauer Gülle mit einer Gemeinschaftsanlage. Deshalb hat er die Gülle vor dem Ausbringen bisher vom Maschinenring separieren lassen. "Durch das Separieren und die bodennahe Ausbringen gibt es weniger Verluste", betont der Landwirt. Jetzt plant er, sich einen eigenen Separator zu kaufen. "Das Stroh wird immer teurer und schwerer verfügbar, deshalb möchte ich das Separat als Einstreu nutzen", begründet er.
Die zweite Hälfte des Grünlandes liegt bis zu 5 km vom Hof entfernt, deshalb düngt er es mit dem Güllefass.
Mais als Nothelfer
"Der Preis für den Zukauf von Silomais am Stamm wurde bei uns empfindlich teurer", berichtet Stefan Sommerauer. "Deshalb habe ich heuer das erste Mal seit 20 Jahren wieder Mais angebaut." Damit nutzt er die heuer noch erlaubten 5% Grünlandumbruch.
Sommerauer kann aufgrund der Lage seines Betriebes in Summe nur 3 ha als Acker nutzen. "Die 2 ha werden fix bleiben, nächstes Jahr möchte ich nach Mais eine winterharte Frucht anbauen, wie zum Beispiel eine Leguminosenmischung", plant Sommerauer. "Nach drei Jahren Mais möchte ich Hirse anbauen und dann silieren, weil Hirse trockenresistenter ist als Mais." Sommerauer ist bewusst, dass Hirse weniger Energie enthält als Mais. Das will er mit zugekauftem Maisschrot ausgleichen. Für Hirse spricht, dass sie gleichzeitig mit Mais reif wird und man die gleiche Erntetechnik wie für Mais verwenden kann.
Trockenheit erfordert Lösungen
Heuer düngt er Mais mit Handelsdünger, dafür ist er auch aus der ÖPUL Maßnahme "Düngerverzicht" ausgestiegen. "Wenn es trocken ist, fallen 4 - 5 ha Grünland beim ersten Schnitt aus. Deshalb brauchen wir den Mais, der den Ausfall etwas ausgleicht", begründet Sommerauer. "Normalerweise kaufen wir 2 ha Silomais am Stamm zu, aber bei Trockenheit würden wir 7 ha brauchen, das geht ins Geld.“
Betriebsspiegel
Betriebsführer: LW Meister Stefan (43) und Gärtnerin Anita (41)
Familienmitglieder am Betrieb: Kinder: Andreas (21), Christina (18) Johanna (8); Eltern Josef (73) und Aloisia (69)
Bewirtschaftete Fläche
37 ha Grünland, davon 5 ha Hutweide; 10 ha dreischnittige und 22 ha bis zu fünfschnittige Wiesen, 2 ha Acker, 0,5 ha Wald
Tierhaltung
38 FV-Kühe, 50 bis 55 Stück Nachzucht am Betrieb
10.700 kg Stalldurchschnitt
Mitglied NÖ Genetik, NÖ TGD Teilnahme
750 bis 800 mm Niederschlag mit zunehmend schlechter Verteilung im Jahresverlauf
Familienmitglieder am Betrieb: Kinder: Andreas (21), Christina (18) Johanna (8); Eltern Josef (73) und Aloisia (69)
Bewirtschaftete Fläche
37 ha Grünland, davon 5 ha Hutweide; 10 ha dreischnittige und 22 ha bis zu fünfschnittige Wiesen, 2 ha Acker, 0,5 ha Wald
Tierhaltung
38 FV-Kühe, 50 bis 55 Stück Nachzucht am Betrieb
10.700 kg Stalldurchschnitt
Mitglied NÖ Genetik, NÖ TGD Teilnahme
750 bis 800 mm Niederschlag mit zunehmend schlechter Verteilung im Jahresverlauf