Schwanzbeißen: Wie gehen Arbeitskreisbetriebe damit um?
Es gibt drei verschiedene Formen von Schwanzbeißen:
- Zweistufiges Beißen ist die häufigste Form. Sie beginnt mit sanftem Beknabbern und kann mit blutigen Schwänzen eskalieren. Frühzeitiges Beobachten und Intervenieren verhindern Ausbrüche.
- Spontanes Beißen entsteht aus Frustration, zum Beispiel, wenn zu wenig Fressplätze vorhanden sind, schlechtes Stallklima oder Temperaturschwankungen herrschen. Es beginnt sofort mit gewaltsamem Beißen und schweren Verletzungen, wobei sich immer mehr Tiere anschließen.
- Zwanghaftes Beißen tritt bei Einzeltieren auf. Mögliche Ursachen sind genetisch-, stoffwechsel- oder gesundheitsbedingt. Tätertiere muss man schnell erkennen und separieren. Meistens kann man sie nicht erneut in die Gruppe eingliedern.
Ergebnisse „Schwanzbeißer-Umfrage“
In einer Umfrage berichteten die Arbeitskreismitglieder über ihre Erfahrungen mit Maßnahmen zum Vermeiden von Schwanzbeißen. Von den rund 130 Arbeitskreis-Betrieben in NÖ nahm rund die Hälfte an der Befragung teil. Rund 24 Prozent sind mit der Situation bezüglich Schwanz- und Ohrverletzungen „sehr zufrieden“, 59 Prozent sind „eher zufrieden“ und rund 17 Prozent sind „eher unzufrieden“.
Klima, Tiergesundheit und Fütterung als entscheidende Faktoren
Klima, Tiergesundheit und Fütterung sind wichtige Bereiche für die befragten Schweinehalter:innen. Um Schwanz- und Ohrverletzungen zu vermeiden, setzen sie am häufigsten Beschäftigungsmaterialien ein, gefolgt von Anpassungen in der Fütterung und beim Platzangebot. Zu den häufigsten Maßnahmen zählen „Beißer aus der Bucht nehmen“ sowie „zusätzliches Beschäftigungsmaterial anbieten“. Diese Ergebnisse stimmen auch mit diversen Studienergebnissen zum Thema „Schwanzbeißen“ überein.
Beschäftigungsmaterial in vielen Varianten möglich
Metallketten, Kunststoffobjekte und Weichholz setzen mehr als 50 Prozent der Befragten klassisch als Beschäftigungsmaterial ein. Mehr als 40 Prozent setzen Kunststoffobjekte und Naturseile in der Abferkelbucht ein. Heu und Stroh verwenden etwa ein Viertel der Betriebe als Beschäftigungsmaterial über alle Haltungskategorien hinweg. Erde und Torf setzen die Betriebe häufig in der Abferkelbucht ein, gefolgt von Mehlen, wie Stein- oder Grünmehl, und Fasermixen. Auch in der Ferkelaufzucht geben mehr als 20 Prozent der Betriebe Mehle und Fasermixe. Trockenschnitzel und Pellets werden gerne als Beschäftigungsfutter angewandt.
Mehr Platz für die Tiere
Mehr als ein Drittel der befragten Betriebe in der Ferkelaufzucht und mehr als zwei Drittel in der Schweinemast bieten den Tieren bewusst mehr Platz, als Mindeststandards vorgeben.
Die Betriebe wurden auch befragt, unter welchen Bedingungen aus ihrer Sicht die Haltung von unkupierten Tieren funktionieren könnte, unter Berücksichtigung, dass jegliche Kosten abgegolten werden.
Dabei wurden Änderungen an den Haltungsstandards und ein höheres Platzangebot am häufigsten genannt.
In einem Webinar wurden die Ergebnisse vorgestellt. Danach berichtete ein Arbeitskreisbetrieb, der seit längerer Zeit nicht mehr kupiert, von seinen Erfahrungen.
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Im Arbeitskreis „Schweinehaltung, Ferkelproduktion und Schweinemast“ profitieren alle Mitglieder: Individuelle Fachinformationen und ein konstruktiver Austausch stärken die Praxis und fördern die Qualität in der Produktion. Jetzt Mitglied werden.
Achtung: Tierhaltererklärung 2026 nicht vergessen
Die Tierhaltererklärung für das Jahr 2026 muss bis 31. März 2026 elektronisch im VIS eingegeben werden. Unabhängig davon, ob man kupierte oder unkupierte Tiere hält, muss die Tierhaltererklärung jährlich erneuert werden. Die Regelung gilt auch für Kleinstbetriebe, bereits ab einem Schwein.
Hier geht‘s zu den Checklisten für den Aktionsplan Schwanzkupieren:
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Links zum Thema
- Schon seit langem ist es DAS große Thema bei Schweinehalterinnen und Schweinehaltern - das Schwanzbeißen. Doch welchen Einfluss haben darauf Haltung, Genetik, Fütterung und Co.? Eine vierteilige Artikelserie soll nun etwas mehr Licht in die Thematik bringen. Wissenschaftliche Fakten treffen dabei auf Erkentnisse aus der Praxis.