Herbst nutzen: Jetzt geht es Ungräsern in Getreidebeständen an den Kragen

Ungräserbekämpfung im Herbst als Basis
Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Raygras, Trespe, Windhalm und Co breiten sich von Jahr zu Jahr weiter aus und machen immer häufiger Probleme. Eine Ursache dafür sind Fruchtfolgen mit einem überhöhten Anteil an Winterungen. Beim Wintergetreideanbau hat auch der Saatzeitpunkt großen Einfluss auf den Ungrasdruck. Mit einem um drei Wochen verzögerten Saatzeitpunkt könnte beispielsweise die Keimrate von Ungräsern um rund 50 Prozent reduziert werden, was ein großer Beitrag zu sauberen Beständen wäre.
Tipp für besonders herausfordernde Standorte - Falsches Saatbett
Auf besonders herausfordernden Standorten ist ein sogenanntes falsches Saatbett eine weitere Möglichkeit den Ungrasdruck in der anschließend angebauten Kultur zu reduzieren. Hierfür wird bereits rund zwei Wochen vor dem eigentlichen Anbautermin eine Saatbettbereitung vorgenommen. Dadurch werden die Samen aus dem Bodenvorrat in der oberen Bodenschicht zur Keimung angeregt. Kurz vor dem Anbau der Hauptkultur werden die aufgelaufenen Pflanzen mechanisch durch eine neuerliche flache Saatbettbereitung oder mit Herbiziden beseitigt. Der Feldaufgang der nun angebauten Kultur kann dann unter merklich geringerem Ungras- und Unkrautdruck erfolgen.
Vermehrt Herbizidresistenzen bei Frühjahrsherbiziden
Nach dem gehäuften Auftreten von Minderwirkungen bei der Ungräserbekämpfung im Frühjahr 2023 wurden gezielt Untersuchungen hinsichtlich Herbizidresistenzen durchgeführt. Die Ergebnisse waren mit vielen bestätigten Resistenzen leider oft wenig erfreulich. Im Grunde gibt es für die Getreideungräserbekämpfung im Frühjahr zwei unterschiedliche Wirkmechanismen. Zum einen sind das die ALS-Hemmer, die oft als Sulfonylharnstoffe bezeichnet werden und mit dem Wirkmechanismus B ausgewiesen sind (z.B.: Atlantis, Avoxa, Broadway Plus, Husar OD, Husar Plus). Zum anderen gibt es die ACCase-Hemmer welche durch den Wirkmechanismus A ausgewiesen sind und in den Produkten Axial 50, Axial Komplett und im Avoxa enthalten sind.
In Niederösterreich wurden sowohl bei Ackerfuchsschwanz, Raygras als auch Windhalm Resistenzen bei beiden Wirkmechanismen festgestellt. Dies äußert sich meist darin, dass eine Bekämpfung mit dem entsprechenden Wirkmechanismus schlicht weg nicht mehr greift.
Was tun bei Resistenzen?
Um solchen Resistenzen vorzubeugen oder auch als Herbizidlösung für Resistenzstandorte ist die Ungräserbekämpfung im Herbst ein wichtiger Baustein. Gerade aber die Bekämpfung von Problemungräsern wie Ackerfuchsschwanzgras, Raygras oder Trespen im Herbst erfordert entsprechendes Knowhow für zufriedenstellende Ergebnisse.
Zulassungsende für Produkte mit dem Wirkstoff Flufenacet
Der Wirkstoff Flufenacet hat seine Zulassung verloren. Dieser Wirkstoff kommt in vielen Getreide-Herbstherbiziden, aber auch im Maisherbizid Aspect Pro vor. Er bildet bei vielen Produkten die Basis für die Ungräserbekämpfung und kann mit den aktuell verfügbaren Alternativen kaum ersetzt werden. Dort wo eine Gräserbekämpfung erforderlich ist, wird es sinnvoll sein auf Flufenacet vorerst nicht zu verzichten, solange eine Anwendung noch erlaubt ist. Mögliche Alternativen sind erst in den kommenden Jahren zu erwarten.
Für das Getreide-Herbstherbizid Cadou SC wurde die Abverkaufsfrist mit 05. Dezember 2025 und die Aufbrauchsfrist mit 05. Dezember 2026 bereits festgelegt. Für weitere Produkte, die ebenfalls diesen Wirkstoff enthalten, werden die Abverkaufs- und Aufbrauchsfristen zeitnah von der zuständigen Behörde festgelegt.
Für das Getreide-Herbstherbizid Cadou SC wurde die Abverkaufsfrist mit 05. Dezember 2025 und die Aufbrauchsfrist mit 05. Dezember 2026 bereits festgelegt. Für weitere Produkte, die ebenfalls diesen Wirkstoff enthalten, werden die Abverkaufs- und Aufbrauchsfristen zeitnah von der zuständigen Behörde festgelegt.
Tipp
Wer heuer und besonders auch noch im Herbst 2026 auf den Wirkstoff Flufenacet setzen möchte, sollte sich früh genug bevorraten, um möglichen Engpässen aus dem Weg zu gehen. Gleichzeitig ist bei Lagerbeständen auf die geltenden Aufbrauchsfristen zu achten! Mehr Infos finden Sie im Pflanzenschutzmittelregister des BAES.
Ausreichende Feuchte und ein abgesetztes Saatbett
Die immer wärmere Witterung fördert nicht nur die Entwicklung der Getreidebestände vor oder während des Winters, sondern auch jene von Unkräutern und Ungräsern. Eine üppige Entwicklung von Klettenlabkraut, Kamille, Ehrenpreisarten, Vogelmiere und Taubnesselarten über den Winter kann durchaus ertragswirksam werden, was speziell für frühere Saatzeitpunkte bis Mitte Oktober gilt. Bei den meist sehr bodenwirksamen Wirkkomponenten sollte der Boden ausreichend feucht und abgesetzt sein. Ein ausreichend feines Saatbett ohne grobe Klutten trägt zu einer optimalen Wirkung durch einen einheitlichen Herbizidfilm an der Bodenoberfläche bei. Ein Anwalzen nach dem Anbau kann zusätzliche Vorteile bringen. Größere Mengen organische Masse an der Bodenoberfläche können kleine Unkräuter und Ungräser abschatten und so zu Minderwirkungen führen.
Optimaler Einsatzzeitpunkt ist entscheidend
Neben ausreichend Feuchtigkeit ist der optimale Einsatzzeitpunkt entscheidend. Hierbei gilt es vorweg zu klären, ob schwer bekämpfbare Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Raygräser oder Trespen zu erwarten sind. Ist dies der Fall, so richtet sich der Behandlungszeitpunkt nach deren Entwicklung und sollte zum Zeitpunkt des Durchstoßens bis maximal 3 cm Keimblattlänge der Ungräser erfolgen. In der Praxis sind die Einsatzzeitpunkte sehr oft zu spät gewählt, was zu Minderwirkungen führen kann. Zielt die Behandlung ausschließlich auf Unkräuter ab, so sollten diese die Keimblätter ausgebildet haben bzw. nicht über das 2-Laubblattstadium hinaus entwickelt sein. Kurz nach der Anwendung dürfen die Nachttemperaturen nicht unter -3°C sinken. 10 - 14 Tage nach der Behandlung braucht es Temperaturen, die ein aktives Wachstum der Unkräuter und Kulturpflanze erlauben.
Worauf bei Behandlung im Herbst achten?
Der überwiegende Anteil, der im Herbst eingesetzten Wirkstoffe, verfügt über wenig resistenzanfällige Wirkmechanismen, was ein großer Vorteil gegenüber den Frühjahrsherbiziden ist. Gibt es zum Behandlungszeitpunkt im Herbst schon größere Unkräuter, dann wird die Zumischung von blattaktiven Produkten wie z.B.: Express SX, Flame Duo oder Saracen erforderlich. Bei der Anwendung sind die Auflagen hinsichtlich der Abstände zu Oberflächengewässern und jene auf abtragsgefährdeten Flächen zu beachten. Zusätzlich gibt es für viele Produkte oder Wirkstoffe Jahresauflagen, was deren Einsatz nur einmal pro Kultur oder Vegetationsperiode und zum Teil nur alle zwei Jahre auf derselben Fläche erlaubt, z.B.: Battle Delta, Lentipur 500, Nucleus und Pontos.
Breite Produktpalette der Herbstherbizide im Feldbauratgeber
Zugabe von Mischpartnern möglich
Für die Behandlung von schwierig bekämpfbaren Ungräsern wie Ackerfuchsschwanz, Raygräsern oder Trespen muss die Aufwandmenge des Wirkstoffes Flufenacet auf 240 g/ha durch die Zugabe von Mischpartnern wie z.B.: Cadou SC, Glosset SC Nucleus oder Sunfire erhöht werden. Nach der Anwendung gilt es vorerst die Wirkung abzuwarten. Bei schwierig bekämpfbaren Ungräsern kommt man nicht immer an die gewünschte Wirkung von 100 Prozent heran. Jedenfalls werden aber die Nachauflaufprodukte hinsichtlich Resistenzbildungen massiv entlastet.
Einsatz von Axial 50 zeigt Wirkung
War der Einsatz von bodenwirksamen Produkten im Herbst nicht möglich, oder wird eine Korrektur notwendig, so zeigen sich Herbsteinsätze von Axial 50 mit 0,9 l/ha als sehr wirkungsvoll. Achtung: Axial 50 ist nicht zur Trespenbekämpfung geeignet! Der Einsatz von Axial 50 kann bei einigermaßen milden Temperaturen durchaus noch Anfang Dezember erfolgen. Temperaturen von 5°C am Anwendungstag und keine strengen Nachtfröste unter -2°C in den Tagen vor oder nach der Anwendung reichen hierfür schon aus. Die Ungräser sollten für eine ausreichende Blattmasse jedoch mindestens drei Blätter ausgebildet haben. Die Wirkung tritt zuverlässig ein, kann jedoch mehrere Wochen auf sich warten lassen.
Empfehlung
Doppelflachstrahldüsen sind bei einer Ungrasbekämpfung mit blattaktiven Produkten zu empfehlen. Der Einsatz von Axial 50 darf nur einmal in der Vegetationsperiode erfolgen.
Fazit: Frühjahrsungrasbekämpfung als Korrekturmaßnahme
Die Praxis zeigt, dass die Ungrasbekämpfung im Frühjahr aus verschiedenen Gründen nicht immer zuverlässig funktioniert. Deshalb sollte diese, dort wo es möglich ist, schon im Herbst erfolgen und die Frühjahrsungrasbekämpfung eher als Korrekturmaßnahme betrachtet werden. Gerade bei einem starken Ungrasdruck ist die Bekämpfung im Herbst alternativlos. Dies gilt speziell für Wintergerste, da hier im Frühjahr überhaupt nur mit Axial 50 oder Axial Komplett eine Gräserbekämpfung erfolgen kann.
Bei absoluter Trockenheit im Herbst macht der Einsatz von Herbstherbeziden meist weniger Sinn, auch viel organische Masse an der Bodenoberfläche z.B.: durch Maisstroh kann die Wirksamkeit herabsetzen. Bei guten Bedingungen sollte eine Herbstbehandlung aber jedenfalls ins Auge gefasst werden. Die meisten Produkte verfügen auch über eine ausreichende Windhalmwirkung.
Bei absoluter Trockenheit im Herbst macht der Einsatz von Herbstherbeziden meist weniger Sinn, auch viel organische Masse an der Bodenoberfläche z.B.: durch Maisstroh kann die Wirksamkeit herabsetzen. Bei guten Bedingungen sollte eine Herbstbehandlung aber jedenfalls ins Auge gefasst werden. Die meisten Produkte verfügen auch über eine ausreichende Windhalmwirkung.