Warum Familie Populorum beschlossen hat, die Milchproduktion auslaufen zu lassen und auf Bio-Legehennen zu setzen, erklärten uns die Familienmitglieder beim Eiersortieren. Dabei haben wir erfahren, wie es ihnen bei der Umstellung erging und worauf sie bei der Hennenhaltung Wert legen.
„Wie stellst du dir das vor? Und wohin mit dem Geflügel? Das war die erste Reaktion meines Vaters, nachdem ich ihm vor rund acht Jahren die Idee mit der Hühnerhaltung präsentierte“, erinnert sich Raphael Populorum schmunzelnd. Es mussten schon einige tausend Stück sein, damit die Familie ein entsprechendes Einkommen daraus lukrieren konnte. Dafür war ein großes Gebäude mit Auslauf notwendig. „Das hatten wir nicht und mir ging es gegen den Strich, außerhalb des Hofverbandes neu zu bauen und im Hof stehen dann die Ställe leer“, begründet Vater Franz seine damalige Skepsis gegenüber der Geflügelhaltung.
Hennenwissen
Legeleistung Die Legeleistung beschreibt den täglichen Eieranfall in Prozent bezogen auf die Tierzahl. Sie errechnet sich aus der Anzahl der gelegten Eier dividiert durch die Tierzahl mal 100.
Doch vor drei Jahren fiel endgültig die Entscheidung: Die Milchviehhaltung wird auslaufen, weil Raphael den Betrieb nicht mit Milchproduktion, sondern mit Hühnern weiterführen möchte. Zuerst sollten es Masthühner sein. „Für Mastgeflügel war der Schlachthof aber zu weit entfernt und die Hennenaufzucht als Alternative würde zuviel Arbeitszeit binden. Deshalb haben wir uns für die Legehennen entschieden“, erklären Raphael und seine Eltern Franz und Maria.
Dann haben sie im Frühjahr 2018 die Firma Eiermacher GmbH in Kremsmünster kontaktiert, die unter anderem eine Eierpackstelle und eine Brüterei betreibt. „Mit der Firma haben wir einen Vertrag für den Junghennenbezug und die Eierlieferungen unterzeichnet“, so die Familie.
Volierenstall mit Wintergarten und Auslauf außerhalb des Hofverbandes errichtet
Franz, Maria und Raphael Populorum haben den neuen Stall für 6.000 Legehennen außerhalb des Hofverbandes errichtet. Eine UVP-Prüfung hat ergeben, dass der gewählte Standort aufgrund der Windrichtung der beste ist. 360 Meter Stromkabel wurden gelegt und ein Brunnen wurde gebohrt. Beim Stallsystem handelt es sich um einen Österreichischen Volierenstall mit Wintergarten und Auslauf. Im Volierenstall sind Mist-, Futter-, Nest- und Sitzstangenebene übereinander angeordnet.
„Wir wollten einen Stall mit Holzkonstruktion, errichtet von einem Holzbauhändler aus der Region, um die Wertschöpfung in der Region zu halten und weil Holz als Baustoff einfach freundlicher und wärmer ist“, begründen die drei. „Wir haben uns für verleimtes Holz entschieden, weil dessen Oberfläche leichter zu reinigen ist und sich Ungeziefer nicht einnisten kann.“ Gebaut haben sie von Mitte März bis Mitte Oktober 2019. Parallel errichteten sie eine 460 Kubikmeter fassende Güllegrube.
In Summe hat die Familie rund 750.000 Euro brutto investiert. Von den Nettokosten wurden 30 Prozent gefördert. In 15 bis 20 Jahren soll die Investition abgeschrieben sein.
Zeitgleich haben Populorums das Stallsystem von Thomas Lehner für sich entdeckt. „Er hat damals die österreichische Voliere gerade etabliert, und wir wussten, dieses System wird es“, erinnern sich Raphael, Franz und Maria. Die Voliere gliedert sich in Etagen, unten beginnend mit dem planbefestigten Boden, von dem ein Schrapper den Mist zur Güllegrube transportiert. Über der Mistebene sind Futterbahnen und die Wasserlinien angeordnet, dann folgen die Nester und darüber wieder Futterbahnen und Wasserlinien. Ganz oben befinden sich die Sitzstangen. Die Nester sind als Gruppennester ausgeführt und mit Dinkelspelzen eingestreut. „Da die Eier darin versinken, können sie die Hennen nicht zertreten oder aufpecken“, erklären die drei.
Turngeräte und Co. für die Tiere
Im Stall und im Wintergarten streuen sie mit Stroh ein. Im Wintergarten gibt es noch Sandkisten für ein Staubbad, Holzgestelle als „Turngeräte“ und Heuballen zum Zerzupfen. Picksteine bieten sie den Hennen im Stall und im Außenscharraum an. Im Auslauf stehen überdachte Sandkisten bereit und Sträucher für die Deckung.
Mitte März 2019 haben sie mit dem Stallbau begonnen und auch schon die Junghennen bei den Eiermachern geordert, damit sie beim geplanten Fertigstellungstermin Mitte Oktober den Stall beziehen können. „Die Junghennen muss man ein halbes Jahr vor dem geplanten Liefertermin bestellen“, so Populorums. „Die vorgeschriebenen Impfungen erhalten die Tiere im Aufzuchtbetrieb.“ Die Hennen sind beim Einstallen 17 Wochen alt.
Anfangs legen sie sehr viele Eier in den Größen XL und L. „Das größte, bisher gelegte Ei wog 112 Gramm und hatte drei Dotter“, schildert Raphael. Über die Legeperiode verteilt liegt die Legeleistung bei 88 bis 90 Prozent. Gesteuert wird sie über ein Lichtprogramm.
Steuerung für Licht, Futter und Auslauf
Anfangs halten Populorums bis zu zwei Wochen lang den Tag mit zwölf Stunden relativ kurz, damit die Hennen noch an Gewicht zulegen. Dann folgt für rund vier Wochen eine Tageslänge von 15,5 Stunden, bevor auf die maximal erlaubten 16 Stunden erhöht wird. „Das heißt, mindestens acht Stunden Ruhezeit sind vorgeschrieben“, erläutert Raphael. Aber nicht nur das Licht, auch die Futterzeiten, der Zugang zu den Nestern, zum Wintergarten und zum Auslauf werden automatisch nach Raphaels Programmierung gesteuert. „Lasse ich die Hennen zu früh aus den Nestern, werden die Bodeneier mehr. Je länger die Nester aber zugänglich sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Hennen die Eier verschmutzen und sich der Anteil an Bruch- und Schmutzeiern erhöht“, begründet Raphael. „Hier tasten wir uns an das Optimum heran.“
Andere Futterzusammensetzung macht sich bemerkbar
Die Junghennen bekommen eineinhalb Wochen lang Vorlegefutter, das nicht so viel Rohprotein enthält, wie das Legefutter. Beide Futtermittel beziehen sie über die Futtermittelfirma Auer aus Garsten, die auf Hendlfutter spezialisiert ist und je nach Bedarf der Tiere Kräuter dazumischt. „Wir merken eine andere Futterzusammensetzung bei den Hendln sofort“, betonen die drei. „Es ist faszinierend, wie schnell es ihnen mit dem richtigen Futter wieder gut geht. So haben wir beobachtet, dass Oregano die Verdauung unterstützt.“
Alle 15 Wochen kommt der Betreuungstierarzt
Der Betreuungstierarzt kommt alle 15 Wochen. Er untersucht die Hennen in der 20. bis 24. Lebenswoche auf Salmonellen und danach nimmt er alle 15 Wochen Stiefeltupfer. Jeden Morgen kontrollieren die Familienmitglieder selbst im Stall, wie es den Hühnern geht und ob es am Boden verlegte Eier gibt. An der Steuerung können sie ablesen, wie viel das Geflügel gefressen und getrunken hat. Geht die Legeleistung zurück und steigt die Ausfallrate, lässt Raphael eine auffällige Henne sezieren. „So kann man zum Beispiel an der Leber erkennen, was dem Tier fehlt und rasch reagieren“, erklärt der Junglandwirt.
Stallputz nach 15 Monaten
Nach rund 15 Monaten scheiden die Hennen aus. Dann machen Populorums den Stall besenrein, waschen ihn mit dem Hochdruckreiniger und Warmwasser. Danach lassen sie ihn abtrocknen, bevor sie ihn anschließend mit einem Desinfektionsmittel über Nacht einnebeln. „In der Früh wird alles geöffnet, damit es durchziehen kann“, schildern die drei. „Jetzt legt bereits die zweite Partie seit 16. Dezember des Vorjahres Eier.“
Täglich schalten sie nachmittags das Transportband ein, das die Eier aus den Nestern befördert. Im Idealfall achten zwei Personen darauf, dass die Eier, die aus den Nestern auf das Förderband rollen, an der Abnahmestation ankommen.
Dort sortiert ein Familienmitglied geschickt Bruch-, Schmutz- und Bluteier aus, während immer 30 makellose Eier automatisch in die Kunststofftassen abgelegt werden. Anschließend stapelt eines der Familienmitglieder die Tassen mit den gestempelten Eiern übereinander und stellt diese auf die Paletten.
Einmal pro Woche holt ein LKW der Firma Eiermacher vier Paletten, das sind rund 35.000 Eier. „Die Firma sortiert in der zentralen Packstelle die Eier nach ihrer Größe“, berichten die drei. „Wir erhalten ein Sortierprotokoll. Bezahlt wird immer pünktlich, zum Beispiel wird der Geldbetrag für die Jännerlieferung Ende Februar überwiesen.“
Für Eier der Größen XXL, XL und L bezahlen die Eiermacher derzeit 18,5 Cent netto pro Ei, für M-Eier 17,2 Cent, für S-Eier sechs Cent und für XS-Eier vier Cent. Ebenfalls vier Cent gibt es für Industrieware, also Bruch-, Schmutz- und Bluteier.
Hennen erlauben freie Zeiteinteilung „Wir hatten beim Eiabsatz kein Sommerloch und auch Corona spüren wir nicht negativ“, berichten Raphael, Franz und Maria. Den dreien gefällt die Arbeit mit den Hühnern besser als mit den Kühen, weil die Zeiteinteilung freier ist. „Wenn man Freude an der Hühnerhaltung hat, dann ist man auch erfolgreich. Wichtig vor dem Einstieg ist jedenfalls, sich um einen Markt umzuschauen“, rät die Familie.
Meisterbrief als Ziel gesteckt Raphaels nächstes Ziel ist der Geflügelmeister. Seine Eltern sind sich einig: „Wenn Raphael nicht so begeistert von der Hühnerhaltung wäre, hätten wir nicht umgestellt. So haben wir den Schritt in einem Alter getan, in dem wir ihn mit voller Kraft unterstützen können. Für uns passt es, und wir würden diesen Schritt noch einmal machen.“
Betriebsspiegel
Betriebsführer LW & FW Facharbeiter Franz (53), Maria (50) Populorum, Handelsschulabschluss
Familienmitglieder am Betrieb Sohn Raphael (24), Absolvent Francisco Josephinum, Bio Austria Geflügelpraktiker und Hofnachfolger mit Freundin Ines Jany (22), Töchter Sophie (26), Katharina (13); Mutter Hermine (84)
Bewirtschaftete Fläche 55 ha Acker (Dinkel, Roggen, Hafer, Gerste, Triticale, Winterweizen, Sommergerste, Kleegras, Mohn); 5 ha mehrmähdiges Grünland; 15 ha Wald
Tierhaltung 20 Fleckvieh-Kühe – auslaufend 6.000 Legehennenplätze; Teilnahme am QGV
Vermarktung Eiervermarktung über die Firma Eiermacher und Direktvermarktung Ab Hof, an Regionalläden, an Nahversorger und Großküchen