"Wir verstromen Holz am Hof“
Mit ihrer Holzvergaseranlage liefert Familie Eblinger aus Stephanshart seit Anfang 2019 den gesamten erzeugten Strom als Ökostrom zu 22,22 Cent je Kilowattstunde ins Netz. Zugleich haben sie das ganze Jahr über jede Menge Wärme für die Schweinehaltung und das Trocknen von Heu, Getreide, Hackschnitzeln, Mais und Trester zur Verfügung.
Betriebsspiegel
Betriebsführer
LW Meister Bernhard (26) und Mutter Sissi (49)
Familienmitglieder am Betrieb
Gattin Viktoria (29), Tischlerin mit Maturaabschluss; Söhne Nikolaus (2,5), Benedikt (14 Monate); Vater Ernst (62), die Schwestern Johanna (13), Regina (16), Bruder Stefan (17), Katharina (20)
Bewirtschaftete Fläche
45 ha Acker (Mais, Gerste, Weizen, Luzerne), 4 ha Wald
Tierhaltung
90 Zuchtsauen, 700 Schweinemastplätze - geschlossenes System
Teilnahme am NÖ TGD
LW Meister Bernhard (26) und Mutter Sissi (49)
Familienmitglieder am Betrieb
Gattin Viktoria (29), Tischlerin mit Maturaabschluss; Söhne Nikolaus (2,5), Benedikt (14 Monate); Vater Ernst (62), die Schwestern Johanna (13), Regina (16), Bruder Stefan (17), Katharina (20)
Bewirtschaftete Fläche
45 ha Acker (Mais, Gerste, Weizen, Luzerne), 4 ha Wald
Tierhaltung
90 Zuchtsauen, 700 Schweinemastplätze - geschlossenes System
Teilnahme am NÖ TGD
Meisterprojekt Holzvergaseranlage
"Aus Hackschnitzeln Strom und Wärme zu erzeugen, beschäftigt uns schon seit 2013“, denkt Bernhard Eblinger zurück. "Die Strom- und Wärmeerzeugung aus Holzgas war auch Projektthema meiner Meisterausbildung.“ Doch erst 2016 passt der Ökostromtarif mit 22,22 Cent, den sich Bernhard nach Beratung und mit Unterstützung von LK-Experten Herbert Haneder gleich sichert. Zu dieser Zeit sucht die Firma Hargassner nach so einem Betrieb, um die neu entwickelte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage unter Praxisbedingungen zu betreiben. "Da hat alles gut zusammengepasst“, erinnert sich Bernhard. Nach einem intensiven Planungsjahr beginnt der Landwirt 2018 mit Unterstützung der gesamten Familie mit dem Bau. Fernwärme- und Stromleitungen werden verlegt, Zähler, Heizraum und Trocknungsbox in die bestehende Maschinenhalle eingebaut.
Die KWK-Anlage besteht aus dem Vergaser und dem KWK-Stromgenerator, der für 20 Kilowatt Strom und 61 Kilowatt Wärme ausgelegt ist. Die Wärme nimmt ein 40.000 Liter Puffer auf.
Hohe Anforderungen an das Hackgut
Der Vergaser verlangt einen Wassergehalt im Hackgut von unter 15%, einen möglichst geringen Feinanteil und eine Hackgutgröße P16 bis P31. "Die höchste Ausbeute bringt frisches Holz, also Stämme, die sofort getrocknet und verstromt werden“, weiß Bernhard, der aber trotzdem sicherheitshalber für zwei Jahre im Voraus Hackschnitzel vorrätig hat. Das Hackgut kauft er zum Teil zu und rechnet nach Atrotonne ab. Seinen Lieferpartnern zahlt er für entsprechende Qualität Preise, die etwas über dem aktuellen Marktniveau liegen.
Er mischt das Hartholz, derzeit fast nur Esche, bis zu 50% mit Fichte von Schadflächen. "Im Firmenversuch lief der Vergaser ausschließlich mit Fichte. Wir haben ihn zu Beginn nur mit Esche beschickt“, berichtet Bernhard. "In den Vertiefungen der groben Eschenrinde sammeln sich Erde und Sand. Dadurch sind die Ablagerungen sandig und bröckelig, im Gegensatz zu den feinen Ascherückständen bei Fichte.“
Mit Fichte- Strom- und Wärmeausbeute steigern
Fichte verbrennt bei höheren Temperaturen, die den Aufschluss verbessern. Es bildet sich auch weniger Teer. "Buche wäre wegen der dünnen Rinde ebenfalls interessant, aber derzeit haben wir sehr viel Eschenschadholz“, bedauert der Landwirt, der es mit Fichte mischt, um die Strom- und Wärmeausbeute zu verbessern. Übrig bleibt Kohlenstoff, der über die Gülle wieder als Dünger auf den Acker kommt.
Mit dem Vergaser hat er täglich etwa eine halbe Stunde Arbeit. "Bis jetzt läuft die Anlage problemlos“, freut sich Bernhard. "Und vom Kundendienst werden wir sehr gut betreut. So haben wir am Vergaser nachträglich noch einiges verändert und verbessert, die Holzverstromung ist ja noch eine junge Branche.“
Landwirt erledigt Service selbst
Die Servicearbeiten erledigt der Landwirt selbst. Dazu zählen zum Beispiel der Ölwechsel nach 1.000 Betriebsstunden und das große Service nach 3.000 Stunden. "Beim großen Service stelle ich den Motor einen Tag zuvor ab, weil er bei 1.300 °C Betriebstemperatur Zeit zum Abkühlen braucht“, erklärt Bernhard. Dann reinigt er den Kessel, kontrolliert die beweglichen Roststäbe und säubert den Wärmetauscher. Außerdem wechselt er die Filterpatrone. Da der Holzvergaser rund 8.000 Stunden im Jahr läuft, muss er achtmal Öl wechseln und dreimal das große Service durchführen. Einmal im Jahr erledigt der Installateur die Abgasmessung.
Trocknungsbox können auch andere nutzen
Während Eblingers den in der KWK-Anlage erzeugten Strom jederzeit zu 100% abliefern können, ist es im Sommer schwierig, die Abwärme zu nutzen. Deshalb bietet Bernhard anderen Landwirten an, Heu und Hackschnitzel in der Trocknungsbox am Hof zu trocknen. Vor allem das Heutrocknen ist stark nachgefragt.
In sieben bis acht Jahren abbezahlt
"Unter den angenommen schlechtesten Bedingungen wird sich die Anlage in 14 bis 15 Jahren amortisieren, genau, wenn der Ökostromtarif endet“, hat Bernhard ausgerechnet. "Dabei sind Stromverbrauch und eine Stunde Arbeitszeit täglich mit 20 Euro je Stunde eingerechnet. Aber unter den derzeitigen Bedingungen ist die KWK-Anlage in sieben bis acht Jahren abbezahlt. Hoffentlich hält sie auch solange, weil wir doch intensiv fahren.“
Auf dem Weg zum energieautarken Hof
Zeitgleich mit dem Holzvergaserkessel hat Bernhard eine 100 Kilowatt Hackschnitzelheizung errichtet. Dort verheizt er mindere Hackgutqualitäten und Rückstände der ausgesiebten Ware. Wärmeabnehmer sind Schweinestall, Wohnhaus und ein benachbartes Einfamilienhaus.
Abluftwärmetauscher, Photovoltaik und Solar
Dann gibt es noch den Abluftwärmetauscher, den Bernhards Vater 1997 im Schweinestall eingebaut hat und der immer noch in Betrieb ist. Außerdem liefert seit 2010 eine neun Kilowatt Photovoltaikanlage Strom für den Eigenbedarf. "2012 haben wir noch eine 32 m2 Solaranlage aufs Stalldach montiert. Das würden wir aus heutiger Sicht nicht mehr machen, weil sie nur tagsüber Wärme liefert, der Holzvergaser aber auch in der Nacht“, so Bernhard.
Von 7.000 auf null Liter Heizöl
Vor Inbetriebnahme der KWK-Anlage haben sie jedes Jahr rund 30.000 Kilowattstunden Nachtstrom sowie zwischen 5.000 und 7.000 Liter Heizöl verbraucht, um die Stallungen zu heizen, vor allem in der Ferkelaufzucht. "Jetzt brauchen wir beim Heizen nicht mehr sparen, weil Tag und Nacht genug Wärme vorhanden ist“, freut sich der Landwirtschaftsmeister. "Würden wir dieselbe Wärmemenge mit Heizöl erzeugen, würden wir rund 10.000 Liter davon verbrauchen.“ Rund 300.000 Euro netto haben Eblingers in KWK-Anlage, Pufferspeicher, Infrastruktur, Installations- und Umbauarbeiten investiert, gefördert mit 30 Prozent über die Umweltrichtlinie. Abwicklungsstelle ist die Kommunalkredit Public Consulting (KPC). "Wir haben für die Stromlieferung ein Einzelunternehmen gegründet“, erklärt Bernhard. "Damit haben wir uns die Steuern, die bei der Investition angefallen sind, wieder zurückgeholt.“ Für den Ökostrom fällt keine Umsatzsteuer an.
Mutter und Sohn führen den Betrieb
Mittlerweile ist Bernhard, der mit seiner Mutter Sissi den Betrieb gemeinsam führt, auf doppelte Buchhaltung umgestiegen. "Damit können wir Lagerbestände flexibler handhaben“, so der Landwirtschaftsmeister.
"Wir heizen mehr, aber ökologischer"
In nächster Zeit werden Eblingers den Lagerplatz für die Hackschnitzel überdachen und die Photovoltaikanlage erweitern. "Das Beste ist, dass wir bei der Wärme nicht mehr sparen müssen. Wir heizen mehr, aber ökologischer als vorher“, freut sich die ganze Familie. "Ein Windrad wäre für uns auch in Frage gekommen, hätte das Windaufkommen entsprochen.“
Mehr Einblicke
Weitere Fotos vom Betrieb, der 2019 auch bei der Wahl zum innovativsten Betrieb Niederösterreichs teilnahm, finden Sie hier.