Ethik für Bauern und Tiere?
Herr Dr. Dürnberger, was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten ethischen Fragestellungen für die Land- und Forstwirtschaft? Worauf soll jede Bäuerin/jeder Bauer eine Antwort haben?
Landwirtinnen und Landwirte sollen heute nicht mehr „nur“ Qualitätsprodukte produzieren, sie sollen auch ihrer besonderen Verantwortung für Umwelt, Klima und Tiere nachkommen. Im besonderen Fokus der Debatte steht dabei die Nutztierhaltung. Die zentrale ethische Frage lautet: Welchen moralischen Umgang schulden wir eigentlich Tieren? Und eben auf diese Frage sollte jeder Landwirt, jede Landwirtin eine Antwort geben können, von der er/sie selbst überzeugt ist und die er/sie begründen kann.
Die Haltung von Menschen gegenüber Tieren und somit auch gegenüber Nutztieren, hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Wie ist Tierhaltung mit gutem Gewissen – aus ethischer Perspektive – möglich?
Die gegenwärtige Gesellschaft hat in der Tat einen völlig neuen Zugang zu Tieren: Für viele ist ihr Haustier so etwas wie ein Familienmitglied. Und wir wissen auch viel mehr über die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Tieren als in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten. Beispielsweise gibt es Studien, die zeigen, dass Schweine lernen können, auf bestimmte Namen zu hören. Derartige Erkenntnisse wirken sich natürlich auch auf die Debatten rund um die Nutztierhaltung aus. Und genau vor diesem Hintergrund müssen wir als gesamte Gesellschaft die Frage diskutieren, welche Landwirtschaft wir eigentlich – mit gutem Gewissen – verantworten können. Eine Dynamik zeigt sich dabei in den vergangenen Jahren immer stärker: Tiere sollen nicht nur gesund und leidensfrei gehalten werden, sondern sie sollen ein möglichst gutes Leben haben. Das Schlüsselwort, das hierbei prominent geworden ist, lautet Tierwohl.
Auch die Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft wird immer notwendiger, weil immer weniger Menschen einen praktischen Bezug haben und die Erwartungshaltungen häufig nicht mit der Realität übereinstimmen. Wer soll den Dialog
Wenn es um die Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft geht, ist auch und besonders die einzelne Landwirtin, der einzelne Landwirt gefordert. Gerade wenn es um Werte geht, ist nämlich nichts so effektiv wie die persönliche Begegnung. All die Bemühungen wie „Tage der offenen Stalltür“ oder Initiativen mit Schulklassen sind daher von besonderer Bedeutung.
Dabei geht es vor allem darum, Vertrauen zu generieren: Beispielsweise, indem man nicht nur über Zahlen, Daten und Fakten, sondern auch über die eigenen Wertvorstellungen spricht und die Probleme, die sich auftun, nicht kaschiert, sondern diese selbst aktiv zum Thema macht.
Buchtipp
Ethik für die Landwirtschaft – Das philosophische Bauernjahr von Christian Dürnberger
Das Buch beschäftigt sich mit ethischen Fragen in Bezug auf die Landwirtschaft als Antwort auf gesellschaftliche Erwartungen. Es ist dabei keine fachphilosophische Arbeit, sondern wendet sich explizit an Landwirtinnen und Landwirten selbst. Eine ausführlichere Buchbeschreibung folgt in einer der kommenden Ausgaben. ISBN-13: 979-8637671571
Das Buch beschäftigt sich mit ethischen Fragen in Bezug auf die Landwirtschaft als Antwort auf gesellschaftliche Erwartungen. Es ist dabei keine fachphilosophische Arbeit, sondern wendet sich explizit an Landwirtinnen und Landwirten selbst. Eine ausführlichere Buchbeschreibung folgt in einer der kommenden Ausgaben. ISBN-13: 979-8637671571