GPS-Spurführungssystem selbst gebaut
Während seiner Online-Recherchen über parallele Fahrhilfen ist Christian Kugler, Bio-Landwirt im Nebenerwerb in Oberdürnbach im Weinviertel, auf das Selbstbau-GPS-Lenksystem Cerea gestoßen. Forenbeiträge unter cerea-forum.de sowie der Kostenvorteil gegenüber einem fertigen System haben ihn überzeugt. Kugler las sich in die Materie des „do it yourself“-Spurführungssystems ein, bis er die dafür benötigten Teile kaufte und nach Anleitung aus dem Forum zusammenbaute.
Beim Bauen hilft das Forum
Gebraucht werden dafür die Software aus Spanien, die direkt beim Hersteller um rund 200 Euro erhältlich ist, ein Windows-Tablet, ein GPS-Empfänger, ein USB-Hub sowie ein Motor, der das Lenkrad antreibt. Über einen 3D-Drucker werden die Zahnräder, die das Lenkrad drehen, sowie benötigte Gehäuse erstellt. Die Zeichnungen dafür stehen im Forum bereit. Gleichzeitig lässt sich über die Plattform jemand finden, der einen 3D-Drucker besitzt, die Teile für einen fertigt und zuschickt. „Im Forum herrscht reger Austausch, jedem fällt was anderes ein oder auf und das hilft schon sehr weiter“, gerät der 43-Jährige ins Schwärmen.
Telegrammgruppen im Forum helfen bei rascher Problemlösung
rum auch „Telegrammgruppen“. Sie sind ähnlich aufgebaut wie WhatsApp. Rund 1.000 Leute sind eingetragen, die selbst Erfahrungen mit Cerea gemacht haben. Die Teilnehmer tauschen sich überwiegend in deutscher Sprache aus. „Das Coole an den Telegrammgruppen ist, dass die Problemlösung relativ schnell geht. Man gibt seine Frage in die entsprechende Gruppe ein und oft innerhalb weniger Minuten hilft einem schon jemand weiter. Denn mit den meisten Problemen hatte jeder Anwender schon mal zu tun, weil alles sehr ähnlich ist, außer man macht was ganz Spezielles“, schildert Kugler, der sich auch die Basisstation für die Übertragung des Korrektursignals selbst gebaut hat.
„Es ist im Prinzip genau dasselbe noch einmal“, sagt der Tüftler. Das heißt, eine GPS-Antenne mit dem GPS-Empfängerchip, die zu Hause beispielsweise auf einem Gebäude montiert wurde. Die über die Satelliten ermittelte Position, wird mit der zuvor in den Chip eingetragenen Position verglichen und die Abweichung mittels Internet zum Traktor übertragen, womit dieser seine genaue Position bestimmen kann.
„Es ist im Prinzip genau dasselbe noch einmal“, sagt der Tüftler. Das heißt, eine GPS-Antenne mit dem GPS-Empfängerchip, die zu Hause beispielsweise auf einem Gebäude montiert wurde. Die über die Satelliten ermittelte Position, wird mit der zuvor in den Chip eingetragenen Position verglichen und die Abweichung mittels Internet zum Traktor übertragen, womit dieser seine genaue Position bestimmen kann.
Ein Zehntel der Kosten eines fertigen Systems
Kugler nutzt sein GPS-Spürführungssystem Marke Eigenbau seit drei Saisonen und ist davon begeistert. „Das Lenksystem macht die Arbeit entspannter, planbarer und deutlich präziser. Da alle Spuren am Feld vorgegeben sind, kann ich Betriebsmittel, wie Saatgut exakter ausbringen und auch unförmige Felder optimal bewirtschaften“, so der zweifache Familienvater, der den großen Preisvorteil der Selbstbauweise hervorstreicht. „Die Materialkosten belaufen sich auf rund 1.200 Euro, was zirka einem Zehntel jener eines fertigen Systems entspricht“, erklärt der Landwirt. Letzteres funktioniere zwar überwiegend einwandfrei, sei aber auf seine Funktionen begrenzt. „Verwendet man ein fertiges System muss man für alles Zusätzliche wieder bezahlen.“
Bei Eigenbau Zeit für´s Einarbeiten einplanen
Beim Selbstbau-GPS-System sei es notwendig, sich zu Beginn intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen. Das sei zeitaufwendig und bringe auch immer wieder Situationen mit sich, in denen das System nicht sofort wie erwünscht funktioniere. „Das Coole und Hilfreiche daran ist, dass man sich mit dem System intensiv auseinandersetzen muss und dadurch grundlegend weiß, wie es funktioniert. Daraus ergeben sich gleichzeitig viele Ideen, was man nicht noch alles damit machen könnte“, so Kugler, der auf seinem Bio-Betrieb Getreide, Mais, Sonnenblumen, Kürbis und Körnerleguminosen kultiviert. Auch eine Ölpresse zur Erzeugung von Speiseöl und Treibstoff für den Traktor zählen zum betriebseigenen Inventar.
Gezieltes Hacken mit Section Control
Eine solche neue Idee, die Christian Kugler hatte und umsetzte, ist die selbstgebaute Teilbreitenschaltung oder Section Control auf dem Hackgerät, mit der jede Scharreihe einzeln ausgehoben werden kann. Aktuell befindet sich das System noch in der Testphase und kommt bei nacheinander nicht gleichzeitig auslaufenden Reihen zum Einsatz. „Auf einem unförmigen Feld wird am Ende der schräg auslaufenden Reihen jede Scharreihe automatisch nach der anderen ausgehoben. Das Ganze ist Cerea gesteuert, das heißt das System weiß, wo die Feldgrenze ist und anhand dieser Information hebt sie nach den jeweiligen Reihen automatisch auf, das funktioniert“, sagt der technikaffine Landwirt. Für sein Hackgerät im fixierten Frontanbau ist eine GPS-Spurführung derzeit aber noch nicht möglich.
Cerea-System hat überzeugt
„Ich nutze Cerea für alle Arbeitsschritte, wenn ich mit dem Traktor auf den Acker fahre. Mit der Zeit entwickelt man immer mehr Ideen für weitere technische Entwicklungen und Arbeitserleichterungen, bleibt einem doch eine gewisse Zeit zum Nachdenken, wenn man nicht selbst lenken muss und alles funktioniert. Cerea macht einfach süchtig“, ist Christian Kugler von dem System zutiefst überzeugt.
Diese Betriebsreportage ist im Rahmen der LE14-20 geförderten LFI-Bildungskampagne "Digitalisierung in der Land- und Forstwirtschaft" entstanden. Mehr zum Thema Digitalisierung, neue Technologien und Landwirtschaft 4.0 unter https://www.lkdigital.at/.