Großer Vorsprung beim Tierwohl
Auf allen Ebenen der Politik und Wirtschaft wird daran gearbeitet, wie Haltungssysteme in der Tierhaltung verbessert werden können. In der Geflügelwirtschaft hat dieser Prozess bereits Mitte der 80er-Jahre begonnen. Die konstante Weiterentwicklung der Geflügelhaltung, die immer die Absatzmöglichkeiten am Markt berücksichtigte, führte dazu, dass in Österreich Eier und Geflügelfleisch aus Tierwohl- und Biostallungen überall im Handel zu finden sind.
Ei: höchster Tierwohlanteil
Österreich ist keine Insel der Seligen. Daher ist der Blick auch auf die globale Produktion zu richten. Weltweit werden an die 80% der Konsumeier in klassischen Käfiganlagen produziert. In Europa leben rund 40% (Tendenz rückläufig) der Hennen in ausgestalteten Käfigen. Österreich ist als einziges EU Land vorzeitig aus dieser Haltungsform ausgestiegen. Das war nur möglich, weil es bereits einen praxiserprobten Ersatz in Form von mehrtägigen Volieren gab und der Lebensmittelhandel dem "Österreichei" den Vorzug gab. Rechts- und Absatzsicherheit sind die wichtigsten Voraussetzungen, um die Umstellung einer ganzen Branche in Bewegung setzen zu können.
Entwicklung geht weiter
Die AMA Statistik zeigt die mengenmäßige Entwicklung der Konsumeier im Lebensmittelhandel. Bodenhaltungseier werden in den nächsten Jahren leicht abnehmen. Diese Hennenplätze wechseln überwiegend in die Freilandhaltung. Bioeier verkaufen sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten etwas schlechter. Eine Stabilisierung des Marktes ist jedoch in Sicht. Mit 248 Eiern Pro-Kopf-Verbrauch hat sich das Ei wieder als wertvolles Grundnahrungsmittel überaus positiv in die Gunst der Verbraucher zurückgemeldet. In allen Geschäften des Lebensmittelhandels werden Boden,- Freiland- und Bioeier angeboten.
Die Inlandsversorgung bei Konsumeiern beträgt 98%. Das umfangreiche Tierwohl- und Umweltpaket (gentechnikfreie Fütterung, kein Käfig, kein Schnabelstutzen, geringerer Besatz, Tageslicht, höchster Freiland- und Bioanteil usw.) gibt dem Konsumenten die Möglichkeit, darüber zu entscheiden, in welchem Haltungssystem seine Henne Eier legt.
Mast: Drittel Bio und Tierwohl
Es ist nahezu unbekannt, dass ein Großteil der Masthühner weltweit in Käfiganlagen gehalten wird. Diese Haltungsform ist in Österreich verboten. Auch Dunkelstallungen ohne Tageslicht gehören der Vergangenheit an. Bereits Ende der 80er-Jahre wurde mit einer kleinen Biohendlmast begonnen, die mittlerweile 20% der gesamten etwa 14 Mio. Mastplätze umfasst. Zusammen mit der konventionellen Tierwohlmast sind knapp ein Drittel aller Mastplätze Bio- oder Tierwohl-Mast.
Hühnermast in Österreich
Mastplätze | in Prozent | |
Gesamt | 13.719.735 | |
Konventionelle Mast | 10.876.890 | 79,28 |
davon Tierwohlmast | 1.600.000 | 11,66 |
Biomast | 2.842.845 | 20,72 |
Anteil Tierwohl und Bio | 4.442.845 | 32,38 |
Tierwohlstallungen
Vor zehn Jahren wurde mit der Entwicklung von Tierwohlstallungen begonnen. Tageslicht, Aufsitzflächen und der Zugang zu einem Wintergarten sind zentrale Elemente dieser Ställe. Tierwohl wird auch durch optimale Umweltbedingungen sichergestellt. Lüftungssysteme, vollflächige Fußbodenheizungen bis hin zu Sprühkühlungssystemen ermöglichen ein vom ersten bis zum letzten Masttag optimales Klima im Stall. Zusätzlich werden in diesen Tierwohlstallungen auch langsam wachsende Rassen eingestellt, um auch diese Wünsche erfüllen zu können. Diese Entwicklung braucht verlässliche Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Einsteigerfreundlich
Durch die in der Hühnermast übliche Vertragsproduktion wird das Investitionsrisiko erheblich reduziert. Garantierte Preise über definierte Zeiträume tragen dazu bei, dass Neueinsteiger in die Tierwohlmast investieren. Begleitet werden sie dabei von den Geflügelberatern der Landwirtschaftskammern und von der Erzeugergemeinschaft GGÖ. Neue Hühnermaststallungen werden mittlerweile nur noch als Tierwohlstallungen errichtet. Österreich verkauft Hendlprodukte nach Deutschland. Daher ist auch diese Marktentwicklung zu beobachten. In Deutschland werden große Teile des Handels auf die Haltungsstufe 3 (entspricht hierzulande Tierwohlstallungen) umgestellt. Daher werden die Tierwohlprogramme laufend verglichen und angepasst. Besonders zu erwähnen ist, dass auch die österreichische Standardhendlmast, bezogen auf Tierwohl, weit über dem EU-Niveau liegt. In Österreich wird mit 30 Kilogramm je Quadratmeter, in der EU mit bis zu 42 Kilogramm produziert. Gentechnikfreie Fütterung, Tageslicht, Beschäftigungsmaterial usw. sind auch in der Standard AMA Gütesiegelmast umgesetzt. Mit 81% Inlandsversorgung bei Hendlfleisch und einem laufend leichten Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauches auf aktuell 10,27 Kilogramm kann von sehr guten Marktverhältnissen ausgegangen werden.
Mehr Arbeitszeit nötig
Jede Medaille hat zwei Seiten. Tierwohlstallungen sind bedeutend größer, technisch aufwendiger und somit sehr teuer. Tageslichtstallungen in der Hühnermast sind wesentlich schwieriger und zeitaufwendiger in der Tierbetreuung, im Vergleich zu den in der EU üblichen Dunkelstallungen. Langsam wachsende Rassen verbrauchen mehr Futter. Die Ressourcenfrage wird in der Branche häufig gestellt.