Gründüngungen zur Hochform führen
Gründüngungen oder Zwischenfrüchte haben ein sehr gutes Image. Sie blühen sehr vielfältig und sind damit für Insekten ein Eldorado. Sie schaffen eine hohe Biomasse und sind somit eine Grundlage für Humussteigerungen und für Mulchsaaten im Erosionsschutz. Sie stabilisieren Bodenlockerungen, sei es im Krumenbereich oder im Rahmen einer Bodenmelioration auch in tieferen Schichten. Sie sind auch Speicher von Stickstoff, entweder im Rahmen einer Wirtschaftsdüngerausbringung oder als Nutzer von Reststickstoff aus der Vorfrucht. Gründüngungen können aber ganz allgemein die Bodenfunktionen verbessern, wie die Erhöhung des Porenvolumens für die Luft- und Wasserversorgung, Nährstoffaufschlüsse und die Förderung von Bodenleben, was letztendlich auch der Ertragssteigerung dient und vieles mehr.
In einem mehrjährigen Gründüngungsversuch der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Steiermark auf einem trockengefallenen Gleyboden im Bezirk Leibnitz wurden zehn verschiedene Gründüngungen in Reinsaat und in handelsüblichen Mischungen inklusive einer nicht begrünten Kontrolle getestet. Die Varianten sind in Abbildung 1 aufgelistet. Der Versuch beinhaltet zusätzlich die Frage der Grundbodenbearbeitung mit Pflug oder Grubber zu den Begrünungsvarianten. Des Weiteren wurden alle Bodenbearbeitungs- und Begrünungsvarianten mit und ohne Schweinegülle in der Höhe von 60 kg Nff/ha gedüngt. Der Versuch wurde in dreifacher Wiederholung ausgeführt.
Die Aussaat wurde nicht, wie in der Praxis üblich, mit einem Säkasten auf einem Grubber getätigt, sondern - zur besseren Vergleichbarkeit von Grubber und Pflug bzw. eines besseren Feldaufganges - im kombinierten Anbau von Kreiselegge mit Drillmasche ausgeführt.
In weiterer Folge ist geplant, die Auswirkungen dieser Varianten auf den im Jahr 2020 angebauten Mais zu prüfen. Die Begrünungen sollen in den nächsten Jahren wieder auf derselben Parzelle getestet werden, um die langfristigen Effekte herauszufinden.
Ergebnisse
Die Ertragsfeststellung der oberirdischen Biomasse fand am 21. Oktober 2019 statt. Leider wurde die Gründüngung aufgrund von Niederschlägen erst am 16. August ausgesät. Dadurch fiel der Biomasseertrag unter das potenziell mögliche Niveau. Dennoch sind die Varianten sehr gut miteinander zu vergleichen und es wird deutlich, dass sich die Gülledüngung mit 60 kg Nff/ha positiv auf den Trockenmasseertrag ausgewirkt hat (Abbildung 3). Zum Teil wurde der Ertrag durch die Düngung mehr als verdoppelt, wie beispielsweise bei BodenlockerungsPluss (BLPl), Meliorationsrettich (MeRe), Senf und Wassergüte Rau (WGRS).
Sofern eine Humussteigerung durch die Begrünungen das Ziel ist, dann sollten auch höhere Biomasseerträge angestrebt werden dürfen. Nur so kann das Leistungspotenzial des Bodens auch genutzt werden. Es ist ein Trugschluss zu glauben, den Weg nur auf extensiven Pfaden zu beschreiten. Fitness braucht Leistung.
Zentrale Frage in Zusammenhang mit der Düngung von Zwischenfrüchten (primär mit Wirtschaftsdünger) ist die ökologische Auswirkung auf den Grundwasserschutz.
Die Landwirtschaftliche Umweltberatung Steiermark hat deshalb diesen Versuch zum Zeitpunkt der Ernte und im Frühjahr vor dem Maisanbau auf Nmin in zwei Tiefen (0-30 cm und 30-60 cm) untersucht. Gleichzeitig wurden im Herbst Pflanzenproben von den Zwischenfrüchten genommen, um den Stickstoffgehalt der Proben zu bestimmen. Damit konnte letztendlich der Stickstoffentzug der Gründüngungspflanzen bestimmt werden.
In Abbildung 4 sind die Stickstoffentzüge der verschiedenen Begrünungsvarianten nach Grubber bzw. Pflug und hinsichtlich einer Düngung mit und ohne Schweinegülle dargestellt. Dabei wird deutlich, dass die Varianten Npluss und Ackerbohne in Reinsaat mehr Stickstoff aufnehmen, als ihnen über die Düngung zur Verfügung gestellt wurde. Über 40 kg N je Hektar wurden bei Wassergüte früh, ÖPULfit, Wassergüte Rau und Speedpluss aufgenommen.
Leider konnten wir den wichtigen Aspekt der Stickstoffaufnahme über die unterirdische Biomasse, welcher insbesondere bei Meliorationsrettich und Ölrettich eine große Rolle spielen dürfte, aus arbeitstechnischen Gründen nicht erheben. Bei den Leguminosen, wie Ackerbohne etc., kommt das Argument des N-Entzuges über Wirtschaftsdünger nicht in Frage, weil diese Kulturen ohnedies selbst sehr viel Stickstoff aus der Luft binden. Im Ergebnis der Abbildung 4 war der Entzug bei Ackerbohne in Reinsaat ohne Düngung sogar höher.
Zusammenfassung
Wenn es das primäre Ziel ist, durch Zwischenfrüchte Boden, Wasser und nachfolgender Kultur etwas Gutes zu tun, dann realisiert man dies am besten mit gut gewachsenen Gründüngungen. Reduziert man dies auf die reine Biomasseproduktion, wäre der Anbau von Ackerbohne in Reinsaat ausreichend, obwohl damit eine gute Durchwurzelung des Bodens mit verschiedenen Wurzelarten unterbleibt. Sofern Bodenaspekte dazukommen sind Kulturen, die eine tiefe Lockerung stabilisieren, unumgänglich, dazu gehören die Retticharten. Zu Blühzwecken sind Buchweizen und Phacelia ideal. Die Streitfrage ist, ob mehr als drei bis fünf Mischungspartner notwendig sind? Diese Antwort bleibt vorerst bis zur Maisernte im heurigen Herbst unbeantwortet, weil dann zumindest eine ökonomische Antwort gegeben werden kann. Aus praktischen Gründen kann allerdings schon jetzt gesagt werden, dass mehr als fünf Mischungspartner schwieriger umzusetzen sind.