Kraftfutter bei Milchkühen effizient einsetzen
Nachdem Kraftfutter zu den produktivsten Betriebsmitteln zählt, bringt ein „über den Daumen“ Sparen nicht den gewünschten Erfolg. Es muss sich vielmehr jeder Betrieb überlegen, wie der Kraftfuttereinsatz optimiert werden kann, ohne dass es zu Leistungseinbußen kommt oder die Tiergesundheit leidet.
Preisnotierungen für Rapsextraktionsschrot
Grundfutterqualität hat Vorrang
Die Potentiale von Grundfutter müssen ausgenutzt werden. In den letzten Jahren hat sich der Nährstoffgehalt der ersten Grünlandaufwüchse auf einem hohen Niveau stabilisiert. Eine große Streuung der Energiedichte und zum Teil geringe Qualitäten gibt es vor allem bei den Folgeaufwüchsen (Grafik unten). Verbesserungspotential gibt es auch bei der Konservierung. Heubetriebe benötigen leistungsfähige Trocknungsanlagen, um die Feldlagerdauer zu verkürzen und hygienisch stabile Lagerverhältnisse zu schaffen.
Bei der Silagekonservierung geht es vor allem darum, die Voraussetzungen für eine gute Vergärung zu schaffen. Futterverschmutzungen müssen vermieden werden, das Futter muss ausreichend zerkleinert, rasch sehr gut verdichtet sowie luftdicht abgeschlossen werden. Um die Vergärung in die richtige Richtung zu lenken, ist der Einsatz von Siliermitteln von Vorteil. Bei der Entnahme muss der Vorschub am Silo hoch genug sein.
Streuung der Energiedichte von Grassilagen
Kühe müssen viel Grundfutter fressen
Die Grundfutteraufnahme hängt von der Grundfutterqualität, der vorgelegten Menge, der Fressplatzgestaltung und dem Fütterungsmanagement ab. Für jede Kuh soll ein Fressplatz zur Verfügung stehen und stressfrei zu erreichen sein. Der Futtertisch muss glatt und gut zu reinigen sein. Das Futter soll täglich frisch vorgelegt und mehrmals am Tag nachgeschoben werden. Bei Mischrationen hat sich die frische Vorlage am Abend bewährt. Das Futter darf nicht im Mischwagen zwischengelagert werden. Zu den Hauptfresszeiten können die Kühe auch im Fressgitter fixiert werden, damit auch die rangschwachen Kühe stressfrei fressen können. Bei hohen Temperaturen muss auf eine ausreichende Kühlung und optimale Wasserversorgung geachtet werden. Die Klauen der Kühe müssen regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden.
Kraftfutter gezielt einsetzen
Wie die Auswertungen bei den steirischen Arbeitskreisbetrieben von 2021 zeigen, gibt es sehr große Streuungen bei der Kraftfuttereffizienz. Betriebe mit 6.000 Kilogramm produzierter Milch je Kuh und Jahr verbrauchen rund 0,10 bis 0,30 Kilo Kraftfutter je Kilogramm produzierter Milch. Auf Betrieben mit 9.000 Kilo Milch liegt die Kraftfuttereffizienz zwischen 0,17 bis 0,37 Kilo Kraftfutter (Grafik unten). Auffallend ist somit die große Streuung von rund 0,2 Kilo Kraftfutter je Kilogramm produzierter Milch zwischen Betrieben mit ähnlich hohem Leistungsniveau.
Auswertung Kraftfuttereffizienz
Damit es am Ende des Jahres nicht zur einer großen Überraschung kommt, soll der Kraftfutterverbrauch je Kilogramm produzierter Milch monatlich kontrolliert und mit den Orientierungswerten für die jeweiligen Leistungsbereiche verglichen werden (Tabelle 1). Bei einer Leistung von 8.000 kg produzierter Milch je Kuh und Jahr soll dieser z.B. nicht höher als 0,23 kg Kraftfutter je kg produzierter Milch sein. Die Orientierungswerte wurden von den AK Ergebnissen 2021 und der dafür notwendigen Grundfutterleistung abgeleitet.
Orientierungswerte für den Kraftfutterverbrauch
Die Kraftfuttermengen sollen nicht nur an die Milchmenge, sondern auch an das Laktationsstadium und den Milcheiweißgehalt angepasst werden. Daneben muss besonders ab dem 200. Laktationstag die Körperkondition mitberücksichtigt werden.
Besonders in der kalten Jahreszeit kann aufgrund einer hohen Grundfutteraufnahme Kraftfutter eingespart werden. Bei großen Kraftfuttermengen von über 10 Kilo je Tier und Tag verschlechtert sich die Kraftfuttereffizienz, da es zu einer erhöhten Grundfutterverdrängung kommt. Wichtig ist auch, die Kraftfutterverwertung durch das Tier ständig im Auge zu behalten. Kraftfutter, das sich im Kot wiederfindet, ist sehr teuer. Besonders Selbstmischer müssen darauf achten, dass vor allem Körnermais ausreichend zerkleinert wird. Die Auswurfmenge am Transponder und auch die Waage für den Mischwagen müssen immer wieder kontrolliert werden. Die notwendige Ergänzung der Ration mit teurem Eiweißfutter muss sich am Milchharnstoffgehalt orientieren. Werte von rund 20 mg/100 ml Milch im Mittel der Leistungsgruppe sind ausreichend.
Kraftfutterkosten senken
In der Regel sind Einzelfuttermittel wie Biertreber, Trockenschnitzel, Melasse, Rapsextraktionsschrot und Futterharnstoff günstiger zu bekommen als Fertigfutter. Sie können auch ohne weitere Bearbeitungsschritte beispielsweise sehr gut in Mischrationen eingesetzt werden. Die AK Milch Auswertungen zeigen, dass Betriebe, die Eigenmischungen einsetzen, geringere Kraftfutterkosten haben. Dazu sind aber die entsprechende Ausstattung (Lagerraum, Mahl- und Mischanlage) und zusätzliche Arbeitszeit notwendig. Beim Zukauf von Fertigfutter müssen auf jeden Fall Angebote und Preisvergleiche eingeholt werden.
Der Einsatz von teuren Spezialfuttermitteln muss sehr gezielt erfolgen und ständig hinterfragt werden.