LKV Kennzahl: Worauf achten, wenn man wächst?
Etablierte Routinen neu denken?
Landwirte haben ständig Entscheidungen zu treffen – kleinere und größere. Zu den wichtigen Entscheidungen zählt sicher der Schritt zu einer großen Bestandesaufstockung, die meist mit einem Stallneubau oder größeren Umbau einhergeht. Neben der finanziellen Belastung kommt in dieser Phase auch eine erhöhte Arbeitsbelastung auf den Betrieb zu. Denn neben den Routinearbeiten muss noch die Bauaufsicht geführt und oftmals auch mitgearbeitet werden. Zu einem Problem kann es dann werden, wenn für Beobachtungen der Tiere im Stall die Zeit fehlt. Ist dann der Stallbau abgeschlossen steht noch die Bestandesaufstockung an. Passt dann das Managementsystem, das bisher gut funktioniert hat, auch noch für die große Herde? Oder müssen etablierte Routinen neu gedacht und umgestellt werden.
Analyse soll Einblicke bringen
Mit dieser Fragestellung wurden die Jahresabschlusszahlen über einen Zeitraum von 10 Jahren durchforstet. Es wurden jene Betriebe herausgefiltert, wo sich der Kuhbestand mit Stichtag 30. September um mindestens 50 Prozent von einem Jahr auf das andere erhöht hat, und dabei 30 Kühe überschritten hat. Die Betriebe wurden nicht persönlich besucht und befragt, daher sind die genauen Hintergründe, wieviel Eigenleistung wurde eingebracht bzw. wie lange die Bauphase angedauert hat, nicht bekannt. In der Annahme wird das erste Jahr als das Ausgangsjahr vor Baubeginn angesehen. Im zweiten Jahr wird zu einem großen Anteil die Bautätigkeit angefallen sein, im dritten Jahr wurde der Stall fertiggestellt und der Bestand aufgestockt. Das vierte Jahr wird wieder als ein Routinejahr betrachtet, wo sich die Abläufe normalisiert haben. Wahrscheinlich gibt es hier Überschneidungen zwischen den Jahren. Ausgewertet wurden Milchleistung, Fett-Eiweißkilogramm, Zellzahl, Serviceperiode, Zwischenkalbezeit und Totgeburtenrate.
Die Analyse-Ergebnisse im Überblick
Es konnten 30 Betriebe mit den geforderten Kriterien herausgefiltert werden, die im Durchschnitt von 27 Kühe auf 50 Kühe aufgestockt haben. Entgegen ersten Annahmen, hat sich im Durchschnitt über alle Betriebe hinweg, nur der Anteil an Totgurten und verendeten Kälber auffällig verändert. Dieser erhöht sich vom ersten auf das zweite Jahr von 4,03 Prozent auf 6,43 Prozent und sinkt danach in den Folgejahren wieder. Andere Werte wie Milchleistung, Zellzahl oder Serviceperiode bleiben, im Jahr der Bautätigkeit, relativ konstant. Im Aufstockungsjahr, vom zweiten auf das dritte Jahr sinkt im Durchschnitt die Zellzahl von 196.000 auf 164.000. Dies lässt sich mit der starken Verjüngung des Bestandes erklären. Im letzten Beobachtungsjahr, dem vierten Jahr, sinkt im Schnitt die Serviceperiode deutlich um 13 Prozent von 109 auf 95 Tage. Es wurde nicht erhoben, ob diese Betriebe womöglich nach der Aufstockung Aktivitätssensoren für Brunsterkennung einsetzen.
Starke Schwankungen bei einzelnen Betrieben sichtbar
Aber wenn im Durchschnitt auch nur wenig Auffälligkeiten zu finden sind. Auf Einzelbetriebsebene sind teilweise starke Schwankungen erkennbar, wo die Aufstockung deutliche Verschlechterung in den Kennzahlen mit sich bringt. Um diese näher beurteilen zu können, müssten aber die Betriebe genauer zu den Umständen während der Aufstockung befragt werden.
Fazit
Kräftige Bestandesaufstockung soltlen gut geplant sein. Der Landwirt sollte sich selbst einschätzen können, wieviel Mehrarbeit zumutbar ist, ohne dass das Stallmanagement darunter leidet und mit Freude und Erfolg im neuen Stall Kühe gemolken werden.