"Der Saustall im Laufstall interessiert uns nicht“ meinten - kurz und knackig - Josef und Monika Rosner im Jahr 2009 zum Laufstall für Milchkühe. Wie es dazu kam, dass sie aus dem Altstall doch einen Laufstall machten, welche Rolle die LK Bauberatung dabei spielte und wie zufrieden sie nun sind, erzählen sie während eines Rundganges auf ihrem Betrieb in Allhartsberg.
Mit vier Kühen sind Josef und Monika Rosner 2007 in die Milchviehhaltung eingestiegen. "Weil uns die Milchwirtschaft liegt, haben wir 2009 einen Anbindestall für 16 Kühe gebaut“, berichten die beiden. "Ein Laufstall kam für uns aus Sauberkeits- und Platzgründen aufgrund der Hanglage nicht in Frage.“ Sie haben beim Stallbau immer nach der einfachsten Lösung gesucht, doch die Hanglage war immer die größte Herausforderung. „Da wir nicht in der Anbindehaltung bleiben konnten, haben wir den Anbindestall kostengünstig und platzsparend adaptiert und für die Kälber die 2007 gebaute Maschinenhalle in einen Tiefstreustall umgewandelt“, berichten Josef und Monika. "Doch die Arbeitsbelastung für das Melken war uns mit der Zeit zu hoch, weil wir die Kühe zum Melken zweimal täglich umtreiben mussten.“ Im Jahr 2017 war es dann soweit - ein Hallenzubau bergwärts oberhalb des bestehenden Anbindestalles war bewilligt. Die beiden mussten sich nur noch entscheiden, ob es ein Tiefstreu- oder Kompostsystem wird.
Laufstall bei Schneelage besichtigt
"Zu dieser Zeit hat uns LK-Bauberater Eduard Wagner empfohlen, noch vor Baubeginn einen Laufstall in Hanglage in Hollenstein anzuschauen“, denken Monika und Josef zurück. "Dort lag bereits Schnee und die Kühe mussten auf einem verschneiten und steilen Weg zweimal täglich zum Melkstand gehen. Der Bauer versicherte uns, dass das für die Kühe kein Problem ist, und mehr Schnee als in Hollenstein gibt es bei uns auch nicht. Deshalb haben wir unser Bauvorhaben noch einmal überdacht.“
Einfache und kostengünstige Variante gesucht und gefunden
Der Plan für den Hallenzubau ist dann in der Schublade verschwunden. Die beiden setzten sich mit Eduard Wagner zusammen und planten an einer neuen sowie einfachen und kostengünstigen Variante. So haben sie nun in Verlängerung des bestehenden Stalles einen Auslauf mit Tränke und Kratzbürste eingerichtet. Der Auslauf mündet in den neu gebauten Cucettenstall mit zwei Liegeboxenreihen. An jener Wand des Altbaues, die an den Auslauf grenzt, haben sie ebenfalls überdachte Liegeboxen errichtet, die fast immer belegt sind.
Eine Liegeboxenreihe vorerst zur Probe
"Wir richteten im Neubau zuerst nur eine Liegeboxenreihe ein, um zu sehen, ob unsere Kühe die Außenliegeboxen annehmen“, begründen Josef und Monika. "Und es hat funktioniert, damit haben wir die zweite Liegeboxenreihe gespiegelt.“ In einem 2 x 4 Fischgrätmelkstand melken sie die Kühe. "Das erste Mal dachte ich 'Um Gottes Willen‘. Es war schwierig und das Melken dauerte vier Stunden“, erinnert sich Monika, auch das genaue Datum weiß sie noch. "Es war der 19. November 2019. Doch schon am nächsten Tag hatten wir in gut einer Stunde gemolken. Entscheidend dafür war unser ruhiger und geduldiger Umgang mit den Tieren.“
Während der Melkzeit müssen die Rinder den Melkstand passieren, wenn sie vom Liege- zum Fressbereich möchten. Deshalb legen Josef und Monika zu dieser Zeit an den Barren frisches Futter vor. "Im Melkstand gibt es weder Futter noch Schrot, weil die Kühe dann ruhiger sind und den Melkstand weniger verschmutzen“, haben sie beobachtet. An fünf Fressplätzen bieten die beiden ausschließlich Heu zur freien Aufnahme an. Es handelt sich um Belüftungsheu, das die Kühe gerne fressen. "Meist ist es der zweite Schnitt, weil er auf unseren schattseitigen Flächen besser trocknet“, erklären Josef und Monika.
Einheitliche Ration mit Futtermischwagen
Das Futter legen sie mit einem Mischwagen vor. Sie haben ihn 2016 gekauft, weil das Zerlegen der Silageballen anstrengend ist. Ein Heukran beschickt den Futtermischwagen mit Heu, Stroh und Kleegrassilage. Dazu kommt Kraftfutter von den eigenen Betriebsflächen, das sie selber mischen. Geht der Vorrat aus, kaufen sie Kraftfutter zu. Bei der Kraftfuttermenge orientieren sie sich an den Inhaltsstoffen der Milch.
"Wir mischen das Futter einmal am Tag und legen es auch nur einmal täglich vor“, berichten Josef und Monika. "Melkende und Trockensteher bilden eine Gruppe.“
Die Nachzucht bleibt am Betrieb. Die Kälberboxen befinden sich im ältesten Teil des Stalles. "Kälber, Jungvieh und Trockensteher sind im Tiefstreubereich. Diesen können wir je nach Bedarf mit Gittern abtrennen, zum Beispiel für eine Abkalbung“, berichten die beiden.
Weniger Verluste bei Ammoniak
Beim Stallbau haben sie auch darauf geachtet, die Ammoniakemissionen so gering wie möglich zu halten. So ist die Güllegrube abgedeckt und die Laufflächen fallen zur Güllegrube hin. Außerdem bringen sie die Gülle mit einem Gemeinschaftsfass mit Schleppschuhverteiler aus. Den Fressgang reinigt ein Schrapper zwei- bis dreimal täglich, den Rest misten Josef und Monika mit dem Hoflader einmal am Tag aus.
"Bergmilchvieh“ ist ein Projekt der Europäischen Innovationspartnerschaft
Der Stall von Josef und Monika Rosner zählt zu den Projekten für "Innovative Baulösungen für Berg-Milchviehbetriebe“. Ihr Betrieb wird mit 31 anderen aus Österreich in der gleichnamigen Broschüre vorgestellt.
In den Berggebieten Österreichs werden bis zu 40% der Milchviehbetriebe in Kombinationshaltung betrieben. Neben der vorübergehenden Anbindehaltung sind die Tiere in der Vegetationsperiode regelmäßig auf der Weide oder haben Zugang zu einem Auslauf. Die zumeist kleinbäuerlichen Betriebe leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft. Milchverarbeitungsbetriebe und Lebensmittelhandel üben vermehrt Druck aus, der sich je nach Haltungsform auf den Auszahlungspreis der Milchproduzenten niederschlägt.
Um bei diesen neuen Herausforderungen die Weiterentwicklung und Modernisierung betroffener Betriebe zu unterstützen, wurde das EIP-Projekt "Bergmilchvieh“ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Bäuerinnen und Bauern, Beratung und Forschung unter Leitung der LK Österreich mit Unterstützung durch die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) wurden innovative Baulösungen bestehender Betriebe dokumentiert und Betriebe, die Stallumbauten durchgeführt haben, begleitet.
"Wenn wir schon 2009 einen Laufstall gebaut hätten, hätten wir ihn sicher anders gebaut“, sind die beiden überzeugt. „Hätten wir ganz neu gebaut, gäbe es nicht zwei, sondern nur eine Futterachse. Aber insgesamt sind wir mit unserem Stall sehr zufrieden. Wir würden ihn nie mehr hergeben. Die Tiere sind im Laufstall reinlicher, aber der Mist liegt halt überall herum.“ Beim letzten Satz können sich die beiden ein Schmunzeln nicht verkneifen. Eines steht für Monika und Josef aber außer Zweifel: "Die LK-Bauberatung war ausschlaggebend, dass wir so gebaut haben und wir sind froh darüber. Beim Tierwohl erreichen wir 91 von 100 Punkten.“
Ab nächstem Jahr möchten sie ihr Wissen und ihre Erfahrung an künftige Hofübernehmer weitergeben und deshalb jedes Jahr einen Praktikanten einstellen.
Betriebsspiegel
Betriebsführer Monika Rosner (39), HW Facharbeiterin und Kaufmännische Angestellte; Eigenbestandsbesamerin Familienmitglieder am Betrieb Gatte Josef Rosner (41), Söhne Robert (15), Michael (12), Florian (10); Eltern Josef (73) und Maria Rosner (73)
Bewirtschaftete Fläche 33 ha Grünland – davon 4 ha Weide, 10 ha Acker (Gerste, Weizen, Mais, Hafer, Ackerbohne, Klee) Tierhaltung 38 Kühe, davon 21 Fleckvieh-, 14 Holstein Frisian-, 4 Braunviehtiere sowie 4 Kreuzungstiere FV x HF; 1 FV-Zuchtstier; Nachzucht am Betrieb 7.631 kg Stalldurchschnitt 2021 Teilnahme am NÖ TGD
Bio Austria Mitglied, Vermarktung über „Zurück zum Ursprung“ (ZzU) Hofstelle liegt auf 529 m Seehöhe, 800 mm Jahresniederschlag; BHK Punkte: 106