Wein predigen und Wein trinken
Kinder schauen sich ihr Verhalten von ihren Vorbildern ab. Sie verhalten sich so, wie sie es beobachten, nicht so wie wir es von ihnen erwarten. Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Nachahmung „leider“ im positiven wie negativen Sinne funktioniert. Hinzu kommt – wenn wir etwas sagen und nicht danach handeln, sind wir schlicht unglaubwürdig.
Wie Vorbilder sein?
„Ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser“ schrieb Heinrich Heine in einem Gedicht. Er prangerte damit die Forderung der Kirche an, dass sich das Volk mit seinen ärmlichen Verhältnissen abfinden solle, wenngleich die Geistlichkeit über die Stränge geschlagen hat. Seien wir ehrlich; wahrscheinlich kennt jeder von uns auch heutzutage Situationen, die diesem Bild ähneln – auch seitens der Land- und Forstwirtschaft. Die Frage ist: Wie können wir, liebe Leserinnen und Leser im besten Sinne Vorbilder sein – für unsere Kinder, für unsere Berufskollegen, für die Gesellschaft?
So könnte es gehen
Wenn Sie zum Beispiel von den Konsumenten erwarten oder fordern, regionale Lebensmittel zu kaufen, dann tun Sie das selbst mindestens genauso konsequent – bei Lebensmitteln, Rohstoffen und darüber hinaus. Sie kaufen zum Beispiel als Milchbäuerin bestimmt nicht nur die Produkte Ihrer Molkerei, sondern auch das Fleisch und Gemüse aus der Region – am besten im Geschäft Ihres Dorfes. Mittagessen gehen Sie zum Wirt ums Eck und nicht zum Möbelhändler mit Schnitzel-Dumpingpreisen. Ihre Bücher bestellen Sie selbstverständlich bei einem lokalen Buchhändler und nicht bei Amazon; Ihre Aufträge im Wohnbereich bekommt ein lokaler Tischler und nicht der Schwede. Bei Einladungen oder Geburtstagen organisieren Sie bäuerliche Mitbringsel: das kann die gute Flasche Wein eines heimischen Winzers sein, aber genauso vermarktete „Endprodukte“, für die Sie den Rohstoff liefern.
Man muss kein Direktvermarkter sein
Sie müssen kein Direktvermarkter sein, um Ihr Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft zu verschenken. Sie sind stolz auf die Ergebnisse der bäuerlichen Arbeit in Niederösterreich und vermarkten diese sozusagen im persönlichen Umgang mit Ihren Mitmenschen. Durch Ihr regelmäßig vorgelebtes Konsumverhalten geben Sie ein glaubwürdiges Beispiel für den Wert und das Funktionieren von regionalen Kreisläufen ab.
Mit gutem Beispiel voran
Das Schöne am REDEN UND VORLEBEN ist: Auch Sie als Person erfahren Wertschätzung, weil Sie den Wert Ihrer Arbeit deutlich sichtbar machen. Wir können und müssen allesamt nicht päpstlicher als der Papst sein; nur was wir von den Konsumenten verlangen, tatsächlich auch selbst vorleben. Ihre Kinder, Ihre Berufskollegen und auch die Konsumenten folgen Ihrem anziehenden Beispiel dann ganz automatisch; weil Sie nicht nur Wein predigen, sondern ihn auch selbst trinken.
Kommunikation ist mehr als reden
Das Wort Kommunikation kommt aus dem Lateinischen und heißt frei übersetzt „eine Verbindung herstellen“. Kommunikation ist demnach mehr als nur das geschriebene oder gesprochene Wort. Wir rufen durch unsere verbalen und nonverbalen Botschaften zum Handeln auf und bezwecken Reaktionen und Verhaltensänderungen.