Wie ein Neueinstieg in die Fischvermarktung trotz Corona-Einschränkungen gelingt
"Alles hat zu! Was machen wir jetzt mit unseren schlachtreifen Fischen?“, war der erste Gedanke, der Marlene und Christian Kirchmayer zu Beginn des Lockdowns im März durch den Kopf schoss. Die beiden sind Ende des Vorjahres neu in die Fischproduktion eingestiegen und wollten nun zum ersten Mal ihre Fische verkaufen.
Christian ist Fischereifacharbeiter und für die Forellen und Saiblinge in der Durchflussanlage in Hohenberg zuständig. Marlene managt Marketing und Verkauf.
Lieferdienst hat sich nicht gerechnet
“Zuerst wollten wir einen Lieferdienst einrichten“, erklärt Marlene. Dazu hat sie alle Vereine in der Umgebung angeschrieben und bei den Filialen der Handelsketten Infofolder ausgehängt. Als Mindestbestellwert legte sie 20 Euro fest. "Der Zeitaufwand war enorm und finanziell hat sich der Lieferdienst nicht gerechnet“, erinnert sie sich. "Aber wir kamen mit vielen Menschen ins Gespräch, die jetzt großteils zu Stammkunden geworden sind.“ Die Gastronomiebetriebe hat sie per E-Mail und persönlich kontaktiert. "Ich habe ihnen unsere Produkte vorgestellt, mit dem Ergebnis, dass nun viele dieser Betriebe Kunde bei uns sind“, berichtet Marlene. "So hat sich der Aufwand, verbunden mit Anfahrt und Zeit für persönliche Gespräche, gelohnt.
Bedürfnisse der Kunden kennen und reagieren
Nebenbei hat sie bei ihren Besuchen erfahren, dass die Gastronomen ganze Fische benötigen, die ausgenommen zwischen 300 und 350 Gramm wiegen sowie Filets, die rund 200 Gramm schwer sind. "Die Wirte wollen entweder den ganzen Fisch braten oder von einem Fisch genau zwei Filets anbieten“, erklärt Marlene. "Sie wollen die Filets nicht stückeln. Deshalb müssen wir die Fische mit 500 Gramm Lebendgewicht aus der Anlage holen.“ Diese Herausforderung haben sie mit dem Kauf eines passenden Sortiergitters gelöst.
Persönlicher Kontakt am wichtigsten
"Das Wichtigste ist der persönliche Kontakt“, betont Marlene. Viele Kunden hat sie über Mundpropaganda, die eigene Homepage, über Facebook und Instagram gewonnen. Die Hauptabnehmer befinden sich zwischen St. Pölten und Mariazell.
Für Verkauf und Marketing frei gespielt
Kirchmayers haben von Anfang an geplant, das Schlachten, Verarbeiten und Verpacken von Fisch auszulagern. Deshalb haben sie auch keine Schlacht- und Verarbeitungsräume beim Neubau der Durchflussanlge eingeplant "Damit spielen wir Zeit für die Vermarktung frei“, betonen die beiden. "Wir haben gleich zu Beginn am eigenen Leib gespürt, wie richtig diese Entscheidung ist.“
An Grenzen gestoßen
Als sie in den ersten vier Wochen während des Lockdowns das Lieferservice anboten, haben sie im Schlachtraum eines Kollegen alle Fische von Hand geschlachtet, filetiert und verpackt. "Dabei sind wir an unsere Grenzen gestoßen, das hätten wir auf Dauer nicht durchgehalten“, sind Christian und Marlene überzeugt. "Für die Vermarktung blieb dann fast keine Zeit mehr.“
Schlachträume für Fische
Es gilt auch für das Schlachten von Fischen: Das ÖKL-Merkblatt 53 "Direktvermarktung - Schlacht- und Verarbeitungsräume für die Vermarktung von Fleisch und Fleischwaren“. Die Räumlichkeiten für Schlachtung, Verarbeitung und Lagerung sind entsprechend dem Arbeitsablauf, der Produktionsmenge und unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und des Hygienerisikos zu planen. Das Merkblatt ist um 7 Euro hier oder unter
Tel.-Nr.: 01 5051891 zu bestellen.
Zusammenarbeit mit Partner schaufelt Zeit für Vermarktung frei
Mittlerweile hat ein Partner in Mariazell die Arbeiten vom Schlachten bis zum Verpacken übernommen. "Wir fischen einmal pro Woche die Fischmenge ab, die wir voraussichtlich benötigen und liefern sie lebend nach Mariazell“, erklären Christian und Marlene. "Dort schlachtet unser Partner nur die Menge, die wir ihm aufgrund unserer Bestellungen vorgeben. Damit wird jeder Fisch frisch verarbeitet.“ Der Partner verpackt die Fische auch gleich fix fertig nach ihren Vorgaben. Christian und Marlene holen die Ware am Nachmittag ab und bekleben jede Packung nach dem Abwiegen mit Schmucketiketten. "Durch das Auslagern der Arbeitsschritte vom Schlachten bis zum Verpacken ersparen wir uns zwei Arbeitskräfte“, begründen die beiden. Den verpackten Fisch lagern sie bis zum Ausliefern in ihrem Kühlhaus am Hof.
Ab Hof-Verkauf mit Fisch und Wild
Jeden Samstag von neun bis elf Uhr bietet Marlene bei der Durchflussanlage die Fischprodukte Ab Hof in einem Verkaufsanhänger an. Filets vom Saibling, von Regenbogen- und Lachsforelle gibt es frisch oder geräuchert. Frisch gibt es die Fische auch im Ganzen. Gebeizt werden nur Lachsforellenfilets angeboten. Auch ein Räucherfischaufstrich zählt zu den Ab Hof-Produkten. Interessierte führt Christian durch die Fischzuchtanlage. Regelmäßig bieten Kirchmayers auch Wildfleisch Ab Hof aus dem eigenem Revier an.
Listung in Filialen der Handelsketten und bei Regionalläden sichert Absatz auch in Corona-Zeit
Derzeit beliefern sie mit ihren Fischprodukten Filialen von Spar und Nah&Frisch, sowie Regionalläden zwischen St. Pölten und Mariazell mit Fisch. Auch bei den Hoflieferanten in Wilhelmsburg sind sie gelistet.
Fischproduktion und Vermarktung laufen gut. Christian ist seit heurigem Jänner im Vollerwerb und Marlene hat mit Ende Juli ihren Bürojob aufgegeben, um sich Vollzeit um Fischverkauf und Marketing zu kümmern. Der Ab Hof-Verkauf, die Listung in den Filialen der Handelsketten und bei den Regionalläden sichert ihnen trotz Corona-Einschränkungen in der Gastronomie den Absatz.
Fischproduktion und Vermarktung laufen gut. Christian ist seit heurigem Jänner im Vollerwerb und Marlene hat mit Ende Juli ihren Bürojob aufgegeben, um sich Vollzeit um Fischverkauf und Marketing zu kümmern. Der Ab Hof-Verkauf, die Listung in den Filialen der Handelsketten und bei den Regionalläden sichert ihnen trotz Corona-Einschränkungen in der Gastronomie den Absatz.
Betriebsspiegel
Betriebsführer
Fischereifacharbeiter Christian (30) & Ehefrau Marlene Kirchmayer (29), Hotelfachfrau
Tierhaltung
Fischproduktion im Durchflussbecken, Beteiligung an Brüterei und Aufzucht
Direktvermarktung
Fischfilets frisch, geräuchert/gebeizt an Handelsketten, Gastronomie und Ab Hof;
präsent auf Facebook und Instagram
Verarbeitung ausgelagert
Besatzfische in allen Größen
Fischereifacharbeiter Christian (30) & Ehefrau Marlene Kirchmayer (29), Hotelfachfrau
Tierhaltung
Fischproduktion im Durchflussbecken, Beteiligung an Brüterei und Aufzucht
Direktvermarktung
Fischfilets frisch, geräuchert/gebeizt an Handelsketten, Gastronomie und Ab Hof;
präsent auf Facebook und Instagram
Verarbeitung ausgelagert
Besatzfische in allen Größen