Der Mehrwert an Nährwert
Eine tierartspezifische und leistungsgerechte Tierernährung steigert die Effizienz im Zuge der Lebensmittelproduktion, bezieht ökonomische Aspekte mit ein und reduziert den Ausstoß an umweltrelevanten (Stickstoff-)Emissionen. Darüber hinaus ist die Nährstoffversorgung von größter Bedeutung für die Tiergesundheit wie auch das Wohlbefinden der Tiere. Vor dem Hintergrund der aktuellen Legehennenfütterung (Kasten rechts oben) stellt sich die Frage, wie die Legehennenfütterung der Zukunft aussieht beziehungsweise aussehen soll, um den vielfältigsten Ansprüchen Genüge zu tun. Leistungsfähiger, kostengünstiger, weniger belastend, nachhaltiger soll die Haltung sowie Nährstoffversorgung werden und das bei einer optimalen Produktqualität, Einhaltung höchster Tierschutzanforderungen und zu einem „fairen Preis“. Eine ressourceneffiziente Tierhaltung und ein nachhaltiger Rohstoffbezug sind deshalb unerlässlich und darüber hinaus „lohnt“ sich genaueres Hinschauen auf den Nährwert.
Nur ein Drittel des Futterproteins landet im Ei
Wirft man einen genaueren Blick auf die Legehennenration, so findet sich ungefähr ein Drittel des Futterproteins in der gebildeten Eimasse wieder. Was mit den verbleibenden rund 65 Prozent geschieht, hängt von Genetik und Alter der Legehenne sowie von der Fütterung ab – der Rest wird ausgeschieden (Grafik). Dieser tatsächlich nutzbare Anteil wird maßgeblich durch die Auswahl des Einzelfuttermittels und dessen Be- und Verarbeitung bestimmt, denn nur „verdauliches“ Protein beziehungsweise „verdauliche Aminosäuren“ können auch tatsächlich in tierische Leistung umgewandelt werden. Hier zeigen sich aber große Unterschiede.
Demzufolge ist die Kenntnis der Nährstoffzusammensetzung sowie das Nährstoffliefervermögen von Einzelfuttermitteln die unumgängliche Grundlage für eine optimale Rationsberechnung und steht im Fokus aktueller Forschungen (precision feeding). Neben „äußeren Einflüssen“ wie etwa dem Standort, Witterung, Düngung sowie der Sortenwahl stellt die Futtermittelbe- und -verarbeitung den Haupteinflussfaktor auf die Verdaulichkeit dar.
Demzufolge ist die Kenntnis der Nährstoffzusammensetzung sowie das Nährstoffliefervermögen von Einzelfuttermitteln die unumgängliche Grundlage für eine optimale Rationsberechnung und steht im Fokus aktueller Forschungen (precision feeding). Neben „äußeren Einflüssen“ wie etwa dem Standort, Witterung, Düngung sowie der Sortenwahl stellt die Futtermittelbe- und -verarbeitung den Haupteinflussfaktor auf die Verdaulichkeit dar.
Verarbeitung ist nicht gleich Verarbeitung
Für die Verarbeitung beziehungsweise Aufbereitung von rohen Sojabohnen stehen eine Vielzahl an unterschiedlichsten Verfahren und Bauweisen zur Verfügung (Toaster, Röster, Extruder etc.). All diese Verfahren eint die Anwendung von Temperatur über eine bestimmte Zeitspanne, um eine ausreichende Reduktion der verdauungshemmenden Stoffe der Rohbohne (vorrangig Trypsininhibitoren TIA; natürlicher Fraßschutz der Bohne) sicherzustellen. Ziel der Behandlung ist also eine maximale Reduktion von TIA (mindestens unter vier Gramm pro Kilogramm). Infolge zu hoher Temperaturen bei der Verarbeitung der Rohbohne kann jedoch nachteilig eine Schädigung der Rohnährstoffe, im Speziellen des Proteins beziehungsweise der Aminosäuren, auftreten. Dadurch sinkt jener Anteil des verfügbaren Proteins und Leistungseinbußen können die Folge sein. Nur durch entsprechende Rationsanpassungen kann dieser ausgeglichen und der Leistungserhalt gesichert werden. Um eine optimale Einschätzung der Verarbeitungsqualität von Sojafuttermitteln zu erhalten, scheint nach derzeitigen Erkenntnissen die Erfassung der Proteinlöslichkeit in Kalilauge (KOH) als Indikator für eine Überbehandlung in Kombination mit der Erfassung der Aktivität des Trypsininhibitors als Indikator einer Unterbehandlung als zielsicher. Neben klassischen nasschemischen Verfahren kann auch das Verfahren der Schnellanalytik durch Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) wichtige Hinweise liefern. Aktuelle Fütterungsversuche zeigen ebenfalls, dass Ergebnisse der NIRS-Analytik von Einzelfuttermitteln wie beispielsweise Mais, Sojakuchen und Co. neben dem Nachweis der optimalen Verarbeitungsqualität auch zielsicher zur Rationskalkulation genutzt werden können.
Auswirkungen auf die Ration und Nährstoffversorgung
Die der Grafik zugrunde liegenden Daten stammen aus einer aktuell durchgeführten Studie unter Beteiligung einer Vielzahl an Europäischen Sojaverarbeitern nach dem Motto – was geht an Sojabohne ins Werk und was kommt an Sojakuchen raus. Bei einer konstanten Einsatzmenge von 28 Prozent Sojakuchen in der Ration, variiert der Gehalt an Protein zwischen 153 und 189 Gramm pro Kilo Legehennenalleinfutter, man liegt also deutlich unter oder über den geltenden Bedarfsempfehlungen. Dieser Effekt kann bei den erstlimitierenden essenziellen Aminosäuren ebenfalls nachgewiesen werden. Der Gehalt an Methionin und Cystein weist eine Spannweite von 7,4 bis 8,1 Gramm pro Kilo zwischen den Legehennenrationen auf, wobei sich der Gehalt an Lysin aufgrund der unterschiedlichen Sojakuchen zwischen 8,6 und 10,3 Gramm pro Kilo bewegt. Neben einer nicht bedarfsgerechten Versorgung an diesen Aminosäuren kann hierbei auf ein nicht zufriedenstellendes Verhältnis der Aminosäuren zueinander – dem sogenannten „Idealprotein“ – hingewiesen werden.
Restölgehalt kann mitunter zu Problemen führen
Auf Grund des sehr unterschiedlichen Restölgehaltes in den Sojakuchen (Minimum: 49,3 Gramm pro Kilo; Maximum 80,3) weist auch der Gehalt an umsetzbarer Energie (AMEN) deutliche Unterschiede zwischen den kalkulierten Rationen auf (Minimum: 11,34 MJ pro Kilo; Maximum 11,96). Diese Schwankungen in den Nährstoffgehalten können zu deutlichen Leistungsminderungen (reduzierte Eizahl und Eigewicht) sowie einem gesteigerten Auftreten von Verhaltensstörungen (beispielsweise Kannibalismus) führen. Demgegenüber resultiert eine Überversorgung mit Nährstoffen neben Stoffwechselstörungen (beispielsweise Fettleber) in einer Belastung der Umwelt (gesteigerte Stickstoff-Emissionen) sowie ökonomischen Einbußen.
Der entscheidende Punkt ist, dass diese kalkulierten Alleinfutter zwar gleich viel „kosten“, aber nicht den gleichen „nährstofflichen Wert“ ausweisen. Somit sollte speziell bei Eiweißfuttermitteln, allen voran bei Sojafuttermitteln, der „Mehrwert an Nährwert“ auch preisliche Beachtung finden.
Nährstoffgehalt und Verarbeitungsqualität prüfen
Zusammenfassend ist es wichtig, dass bei Sojazukauf oder innerbetrieblicher Aufbereitung von Soja nicht nur der Nährstoffgehalt, sondern auch die Verarbeitungsqualität, angepasst an die Eigenschaften der Rohbohne, geprüft wird. Dies sei speziell im Hinblick auf die stark steigende Anbaufläche und Zahl an dezentral verarbeitenden Betrieben erwähnt. So wird es möglich, die Leistung zu erhalten, hochwertige Lebensmittel herzustellen und dabei sowohl Umwelt als auch Brieftasche zu schonen.
Fakten zur aktuellen Legehennenfütterung
- Verwertung. Für die Bildung von einem Kilo Eimasse sind rund zwei Kilo Futter erforderlich.
- Futterkosten. 50 bis 60 Prozent der Gesamtkosten der Legehennenhaltung entfallen auf Futterkosten.
- Eiweißkosten. Mehr als 50 Prozent der Futterkosten werden durch Eiweißfuttermittel (vorrangig Soja) verursacht.
- Eiweißverwertung. Maximal ein Drittel des Futterproteins wird in das „Ei“ transformiert.
- Stickstoff. Ein erheblicher Anteil der Stickstoff-Ausscheidungen lässt sich durch die Rationskalkulation auf Basis verdaulicher Aminosäuren sowie der Integration synthetischer Aminosäuren vermeiden.