Kleinere EU-Weizenernte
In der auslaufenden Vermarktungssaison 2023/24 standen die internationalen Weizennotierungen und damit auch die heimischen Kassapreise aufgrund eines riesigen und zu Dumpingpreisen auf den Markt gebrachten Angebots an russischem Weizen und umfangreicheren ukrainischen Verladungen über das Schwarze Meer unter Druck. Nun gibt es erste Einschätzungen für die Weizenbilanz 2024/25.
Für die EU-Weizenernte gehen verschiedene Institutionen von einer zum Vorjahr leicht verringerten Erntemenge aus. So rechnet die EU-Kommission mit einem Minus von 4,1 Prozent, bei einer prognostizierten Ernte von 127,1 Mio. Tonnen.
Hauptursache für den Produktionsrückgang ist die verringerte Anbaufläche. Besonders in West- und Nordeuropa führten zu feuchte Bedingungen bei der Aussaat zu einem verstärkten Anbau von Frühjahrskulturen. In Frankreich wie in Deutschland liegt der Weizenanbau auf einem 10-Jahrestief. Das schlägt sich in der Produktion nieder: Bei Weichweizen prognostiziert die EU-Kommission gegenüber dem 5-Jahresdurchschnitt in Frankreich, Spanien und Tschechien ein Ernteminus von 5 bis 10 Prozent, in Deutschland sogar von über 10 Prozent. Deutlich über dem Durchschnitt wird die Produktion dagegen in Ungarn, der Slowakei und besonders in Italien erwartet. Durch die kleinere Erzeugung sollen bis Ende 2024/25 auch die Weizenlagerbestände der EU spürbar abgebaut werden. Nach einem Mehrjahreshoch von 20,4 Mio. Tonnen am Ende dieser Saison sollen es in einem Jahr nur noch 12,2 Mio. Tonnen sein.
Für die weltweite Produktion wird dagegen ein neuer Rekord erwartet. Die Menge soll um 10,5 Mio. Tonnen auf 798 Mio. Tonnen ansteigen. Dabei dürfte das Ernteergebnis in Russland (88 Mio. t statt 91,5 Mio. 2023) und der Ukraine (21 Mio. t statt 23 Mio.t) geringer als im Vorjahr ausfallen. In Russland werden verursacht durch Frostschäden in Zentralrussland und Trockenheit im Süden die Ertragsaussichten laufen zurückgenommen. Auch in den USA gibt es Wettersorgen. Mit höheren ernten wird dagegen in Indien und China, aber auch in Kanada und Australien gerechnet. Da nicht nur die Produktion, sondern auch der globale Verbrauch einen neuen Höchststand erreichen soll, wird sich der Abbau der globalen Lagerbestände 2024 fortsetzen. Das Verhältnis Lager zu Verbrauch soll sich auf 31,6 Prozent verkleinern. Ohne die hohen Lagervorräte Chinas sinkt das Verhältnis sogar auf 19 Prozent. Damit ist die internationale Weizenbilanz sehr angespannt und führt für 2024/25 zu positiveren Preisaussichten. Diese sind an den Terminmärkten und auch am Kassamarkt bereits spürbar. So hört man in Niederösterreich für Qualitätsweizen von Vorvertragspreisen von 240 bis 270 Euro/t netto.