Körnerleguminosen - welche Vorteile bieten Winterformen?
Um die Eiweißversorgung für Mensch und Tier mit heimischen Produkten sicherzustellen, beschäftigen wir uns an der Landwirtschaftlichen Fachschule Mistelbach seit einigen Jahren verstärkt mit der Produktion von Körnerleguminosen. Neben der Erhebung des Ertragspotenzials verschiedener Körnerleguminosen für die spezifischen Bedingungen des NÖ Weinviertels, werden auch unterschiedliche Sorten und Saatstärken einzelner Kulturen getestet.
Erbsen und Ackerbohnen im Test
Besonders interessant dabei ist, dass es bei Erbsen, Ackerbohnen, Linsen und Lupinen neben den Sommerformen auch Winterformen gibt. Daher setzen wir die Aufmerksamkeit, besonders bei den Erbsen und Ackerbohnen deutlich auf den Anbau von Winterformen, die eine gute Alternative und Ergänzung zu den Sommerformen sind.
Die Herbstaussaat bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Der Anbau der Winterungen erfolgt bereits Mitte Oktober. Der Boden ist über den Winter bedeckt und durchwurzelt und vor Bodenerosion optimal geschützt. Gegenüber den Sommer- haben die Winterformen einen entscheidenden Wachstumsvorsprung und sind mit der Ertragsbildung fertig, bevor es heiß und trocken wird. Durch die rasche Entwicklung im Frühjahr blühen die Winterformen der Körnerleguminosen entsprechend früher und haben auch einen früheren Reifezeitpunkt. Die Winterformen können außerdem unter guten Wachstumsbedingungen höhere Stickstoff-Fixierleistungen als ihre Sommerformen erzielen. Bei der Prüfung von unterschiedlichen Saatstärken hat sich gezeigt, dass sich eine höhere Saatstärke, als in der Praxis üblich, bisher bewährt hat, um Unkräuter bestmöglich zu unterdrücken und einen optimalen Bestand sicherzustellen. Durch die längere Vegetationsperiode ist das Ertragspotenzial der Winterungen unter guten Wachstumsbedingungen auch höher. Der Anbau von Wintererbsen im Gemenge mit Wintergetreide hat den Vorteil, dass der Reifezeitpunkt sehr ähnlich ist und eine gemeinsame Ernte ermöglicht, die dann als Futter verwertet werden kann. Die Versuchsergebnisse können unter lako.at/Versuche eingesehen werden.
Was können Körnerleguminosen?
Körnerleguminosen, wie Erbse, Ackerbohne, Sojabohne, Lupine, Linse und Kichererbse sind besonders eiweißreich, sie leisten daher einen wichtigen Beitrag in der Tierfütterung, spielen aber auch in der menschlichen Ernährung eine wesentliche Rolle. In der Fruchtfolge haben die Körnerleguminosen einen besonderen Stellenwert, da durch die Symbiose der Pflanze mit den Knöllchenbakterien an den Wurzeln Luftstickstoff im Boden gebunden wird und auch für die Folgekultur pflanzenverfügbarer Stickstoff bereitsteht. Zu den weiteren positiven Vorfruchtwirkungen zählen neben der gesteigerten Bodenfruchtbarkeit durch die Humusanreicherung, eine intensive Durchwurzelung des Bodens. Dadurch ergeben sich gute Lebensbedingungen für Bodenorganismen. Trotz der vielen Vorteile der Körnerleguminosen, hat die österreichische Landwirtschaft die Produktion pflanzlicher Eiweiße in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt, wodurch der Anbau nur mehr eine untergeordnete Rolle einnimmt. Stattdessen hat sich die Produktion der Eiweißpflanzen auf den amerikanischen Kontinent beschränkt, die steigende Importe und eine geringe Selbstversorgung nach sich zieht.