Die wirtschaftliche Zukunft gehört auf Kronsteiners Hof in Emmersdorf der Stiermast. Welche Rolle der neue Stall dabei spielt, über das Stallkonzept und wie zufrieden die Familie damit ist, darüber haben wir vor Ort erkundet.
Nicht nur Josef Kronsteiner und seine Eltern können sich am neuen Standort beim Arbeiten frei bewegen – auch die Rinder genießen das Doppelte an Platz als vorgeschrieben und die Außenliegefläche mit Stroh. „Ich wollte nach meiner Ausbildung einen Arbeitsplatz am Hof. Doch durch die beengte Ortslage des Betriebes konnten wir die Stiermast nicht ausweiten“, begründet Josef junior, der seit 2019 Betriebsführer ist und die Milchkuhhaltung am ursprünglichen Standort auslaufen lässt. „Auch Bauplatz gab es keinen geeigneten im Ort und am Ortsrand. Deshalb sind wir mit dem Stall und den dazugehörigen Anlagen auf ein Grundstück inmitten unserer Flächen ausgesiedelt, rund einen Kilometer von der Hofstelle entfernt.“
Gutachten für Bauen im Grünland
Um für diesen Standort die Baugenehmigung zu erhalten, musste zuvor ein landwirtschaftlicher Sachverständiger der NÖ Landesregierung ein positives Gutachten für Bauen im Grünland erstellen.
Rinder liegen auch im Winter gerne draußen
Nachdem Josef sich gemeinsam mit seinen Eltern über verschiedene Stallvarianten informiert hat, nahm er Kontakt mit der LK-Bauberatung auf. Mit Berater Eduard Wagner hat die Familie einige Ställe besichtigt, darunter einen, dessen Liegeflächen mit Stroh eingestreut waren. „Uns hat dort gut gefallen, dass die Stiere, obwohl sie zwischen Innen- und Außenbereich frei wählen konnten, auch im Winter gerne draußen waren“, erinnert sich der Landwirt.
Ein Jahr Planung mit Beratung der Landwirtschaftskammer NÖ
Nach rund einjähriger Planungsphase, begleitet von Bauberater Wagner, fiel im November 2017 mit dem Aushub der Kanäle der Startschuss zum Stallbau. „Das Wasser kommt vom Hochbehälter der Ortswasserversorgung, der unmittelbar an unser Grundstück grenzt“, so der Landwirt. „Für die Stromversorgung mussten wir eine 800 Meter lange Zuleitung legen.“
Die Aufstallung haben sie selbst gefertigt. Die Getreidesilos sowie die Getreidemahl- und Mischanlage haben sie gebraucht erworben.
Selbstfahrender Futtermischwagen
„Den selbstfahrenden Futtermischwagen haben wir ebenfalls aus zweiter Hand in sehr gutem Zustand gekauft“, erklärt Josef. „Wir wählten dieses Fabrikat, weil wir damit zwischen dem alten Stall im Ort und dem neuen pendeln und somit Maststiere und Kühe füttern können. Und das geht nur, weil der Mischwagen mit 2,6 Metern Höhe auch in den alten Stall passt.“
Im Sommer reichen vier Ballen Stroh pro Woche als Einstreu, bei nasskaltem Wetter und im Winter brauchen die Tiere mehr, abhängig vom Niederschlag. Die Liegeflächen werden mit dem Frontlader eingestreut. Die Strohmistmatratze treten die Rinder laufend nach außen, unter der Aufstallung durch. Den durchgetretenen Mist räumt der Landwirt einmal pro Woche mit dem Frontlader weg. Dreimal im Jahr mistet er die gesamte Liegefläche aus. Austretende Flüssigkeit fließt in die Güllegrube. „Den kompostartigen Mist bringen wir am Acker aus“, berichtet Josef. „Das verbessert die Humusbildung und das war mit ein Grund, auf Stroh zu setzen.“
Stroh und Außenklima gut fürs Tierwohl
Im Vergleich zum alten Stall im Ort gibt es keine Probleme mit Beinen und Klauen. Das Außenklima im Liegebereich stärkt das Immunsystem. Die Tiere können zwischen Innenfressplatz auf Spalten und mit Stroh eingestreutem Außenliegeplatz frei wählen. „Heuer waren sie sogar eingeschneit und es hat ihnen gefallen“, freut sich Josef. „Sie sind abgehärtet, weil sie das ganze Jahr draußen sind. Grippe und Husten habe ich seither nicht mehr beobachtet.“
Ruhigere Tiere durch mehr Platzangebot
Das Mehr an Platz und die mit Stroh eingestreute Liegefläche haben weitere Vorteile. „Die eigenen sowie die zugekauften Stierkälber brauchen wir nicht enthornen“, erklärt der Landwirt. „Durch das erhöhte Platzangebot können schwächere Tiere ausweichen. Bisher gibt es keine Verletzungen.“ Er hat beobachtet, dass die Tiere auch insgesamt ruhiger sind.
Zugekaufte Kälber kommen zumindest für zwei Monate in Quarantäne. Dazu nutzen Kronsteiners den alten Stall am Heimbetrieb. Wenn die Stierkälber vier Monate alt sind, übersiedeln sie in den neuen Stall. „Da das alte Gebäude ein traditioneller Warmstall ist, bleiben die Jungtiere im neuen Stall für 14 Tage im Innenbereich, um sich zu akklimatisieren“, erklärt Josef. „Alle Rinder erhalten nur heimische Futtermittel, wie zum Beispiel Rapsschrot. Auf Sojaschrot verzichte ich zur Gänze.“
Bei QPLUS Rind zählen die Auswertungen
Der Landwirt nimmt mit der Stiermast an den Programmen „QPLUS Rind“ und „AMA Gütesiegelstier“ sowie an der ÖPUL-Maßnahme „Tierschutz – Stallhaltung“ teil.
Die Auswertungen im Rahmen von „QPLUS Rind“ zeigen, dass sich seit der Übersiedlung in den neuen Stall die Mastdauer um einen Monat verkürzt hat, obwohl sich die Tiere bewegen. „Das heißt, die Rinder verlieren kein Gewicht, sie sind gesünder und der Umtrieb verkürzt sich“, freut sich Josef. „Mir sind die Auswertungen über QPLUS Rind sehr wichtig. So sehe ich in der Auswertung genau, wieviel Prozent meiner Maststiere die Handelsklassen E und U erreichen, wo das durchschnittliche Schlachtgewicht liegt und wie hoch die Nettotageszunahmen sind. Außerdem sieht man den Vergleich zu anderen Betrieben. Die De-minimis Förderung von 2.400 Euro pro Jahr, die bei Teilnahme am Programm „QPLUS Rind“ ausbezahlt wird, deckt den zusätzlichen Programmaufwand ab.
Voraussetzungen für die QPLUS Rind-Teilnahme
AMA Gütesiegel oder Bio Betrieb mit einem AMA Gütesiegel-Vertrag
Teilnahmevereinbarung mit einer Abwicklungsstelle
AMA-Zusatzvereinbarung
Die Teilnahmegebühr setzt sich aus einem Sockelbetrag und einem Stückbeitrag je vermarktetem Tier zusammen. Die genauen Teilnahmegebühren können Interessierte bei ihrer Abwicklungsstelle erfragen. Die Abwicklungsstellen sind zu finden auf amainfo.at.
Kronsteiner: "Tierwohl ist die Zukunft"
Josefs Ziel ist der AMA Gütesiegelstier, der unter 18 Monate alt ist und so nah wie möglich an die 450 Kilogramm Schlachtgewicht herankommt, damit er den Gütesiegelzuschlag voll ausschöpfen kann. An der ÖPUL-Maßnahme „Tierschutz – Stallhaltung“ nimmt er ebenfalls teil. Hier wird eine Prämie für die Stallhaltung von männlichen Rindern auf eingestreuten Liegeflächen in Gruppen mit erhöhtem Platzangebot gewährt.
Für Familie Kronsteiner war es kein leichter Schritt, den Maststall auszusiedeln. Die Entscheidungsfindung hat schon 2011 nach Josefs Matura begonnen. „Jetzt sind wir sehr froh über diesen Schritt. Der Auslauf hat zwar mehr Geld gekostet, die Tiere sind aber gesünder, nehmen schneller zu und Tierwohl ist die Zukunft.“
QPLUS Rind: Vorteile für den Landwirt
Zentrale Auswertung der betrieblichen Leistungsdaten
Direkte Wege der Unterlagen über EDV-Schnittstellen
Geringer Zeitaufwand für den Betrieb, weil zum Beispiel Datenerfassung und Auswertung die Abwicklungsstelle übernimmt
Betrieb ist regional einem Qualitätsbeauftragten (Betreuer) zugeteilt
Betriebsindividueller Leistungsbericht als Basis zur Leistungsverbesserung, Betriebscheck und Verbesserungsvorschläge inklusive.
Finanzieller Vorteil
Förderung der Teilnahmegebühr
De-minimis Beihilfe: siehe Tabelle
Kündigung halbjährlich per 30.06. und 31.12. möglich
Neue De-minimis Staffelung bei QPLUS Rind Teilnahme