Wertvolle Lebensmittel von Almen und Weiden | Rückblick 70. NÖ Almwandertag auf die Ober Burgstallweide

Für Johannes Schmuckenschlager LK NÖ Präsident und Josef Mayerhofer, Obmann des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsvereins, ist der Almwandertag eine wichtige Veranstaltung, um auf die vielen Mehrwerte der Alm- und Weidewirtschaft hinzuweisen. „Unsere Almen und Weiden sind ein wertvoller Teil unserer Kulturlandschaft. Ihre Vielfältigkeit ist Produktionsgrundlage für wertvolle Lebensmittel, bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen und schützt durch die Bewirtschaftung die Menschen in den umliegenden Siedlungsräumen“, betonen die beiden.
Forderndes Almjahr
Für Josef Mayerhofer, war heuer ein forderndes Almjahr. „Der Schnee hielt sich lange auf den Hochalmen und verursachte schwere Schäden an Bäumen und Zäunen. Dann verschärften Hitze und Trockenheit die schwierige Situation noch“, blickt Mayrhofer zurück. „Es war auch für die Halter nicht einfach, denn die Tiere grasten auf Suche nach Futter durch die Zäune und Wasser musste täglich frisch in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.“ Die Herausforderungen des Klimawandels gilt es gemeinschaftlich anzugehen.
Auch das Almurteil drückte stark auf die Stimmung der Auftreiber. „Wir bewirtschaften mit unseren Tieren Almen und Weiden. Wir sind stolz darauf und freuen uns, wenn uns Wanderer besuchen“, betont Mayerhofer. „Es muss eine Lösung geben, die für beide Seiten passt. Das kürzlich geschnürte Almpaket, das die Eigenverantwortung der Wanderer an die erste Stelle rückt, ist ein erster und wichtiger Schritt.“
Konfliktfreies Miteinander
Das konfliktfreie Miteinander ist auch LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf ein Anliegen. „Die Almen und Weiden sind Arbeitsplatz der Bäuerinnen und Bauern, Lebensraum für Tiere, die ihren Instinkten gehorchen und unverzichtbare Erholungsräume für die Bevölkerung. Das soll auch so bleiben“, lässt Pernkopf keine Zweifel aufkommen. „Hier wird hart gearbeitet. Die Almen und Weiden sind kein Freichlichtmuseum. Unserer Gesellschaft ist diese Tatsache offensichtlich immer weniger bewusst – deshalb ein großes Danke an die Bäuerinnen und Bauern, die hier großartige Arbeit leisten.“
Er betont, dass die Landwirtschaft nicht Verursacher sondern Opfer des Klimawandels ist. „Die Alm- und Weidebauern bewirtschaften die Futterflächen seit tausenden von Jahren und erzeugen dabei mit Milch und Fleisch hochwertige Lebensmittel“, gibt Pernkopf zu bedenken. „Von einer Wiese können nur Wiederkäuer leben und zugleich Lebensmittel produzieren.“ Nicht zuletzt sind für ihn Almen und Weiden die Seele des Landes, weil sie Entspannung vom Alltag bieten.
Grünlandbasierten Rinderhaltung einfordern
„Nicht jedermann ist bewusst, dass die heimischen Alm- und Weidebewirtschafter wertvolle Arbeit für unser aller Lebensraum leisten. Damit das so bleibt, braucht es Stabilität in unserer Polit-Landschaft und ein klares Bekenntnis zur grünlandbasierten Rinderhaltung. Dieses Bekenntnis werden wir im Rahmen der GAP- und Regierungsverhandlungen konsequent einfordern. Denn die meist familiär geführten Betriebe und die Hofübernehmer machen ihre Arbeit gerne, brauchen aber Perspektiven für die Zukunft“, will sich Bauernbund-Präsident Georg Strasser für die Alm- und Weidebauern einsetzen.
Tolles Rahmenprogramm
Musikalisch umrahmten das Fest der Musikverein St. Oswald und Dorli Draxler von der Volkskultur Niederösterreich mit Norbert Hauer und Toni Distelberger. Die feierliche Almmesse zelebrierte Pfarrer Hans Wurzer.
Den direkten Kontakt mit Rindern, Pferden, Schafen und Ziegen bei der Tierschau suchten Groß und Klein. Der NÖ Genetik Rinderzuchtverband und der Landeskontrollverband stellten ihre Leistungen vor, genauso wie der NÖ Landeszuchtverband für Schafe und Ziegen sowie der NÖ Pferdezuchtverband. Die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer NÖ war ebenso mit Informationen präsent, wie die NÖ Agrarbezirksbehörde mit den Themen Wegebau, Almverbesserung und Alm- und Weideprojekte.
Rege Nachfrage bei Viehauftriebsplattform
Um den sinkenden Auftriebszahlen zu begegnen, hat der NÖ Alm- und Weidewirtschaftsverein eine Viehauftriebsplattform eingerichtet. Geschäftsführer August Bittermann berichtet von einer regen Nachfrage.
Zunahmen entscheiden über Weidezins
Die Weidegemeinschaft Ober Burgstallweide ist die einzige Weidegemeinschaft nördlich der Donau, verfügt über eine Hofstelle und zählt 14 Mitglieder, die je zwischen drei und sieben Rinder auftreiben. Die Gemeinschaft bewirtschaftet die Weide seit 20 Jahren biologisch und nimmt am ÖPUL Programm „Tierschutz Weidehaltung“ teil.
Heuer haben sie am 20. April 170 Tiere aufgetrieben und aufgrund der Trockenheit 30 Rinder Anfang August wieder abgetrieben. Die Kalbinnen werden vor und nach dem Auftrieb gewogen. Sie nehmen während der Weidezeit bis zu 200 Kilogramm zu, im Schnitt sind es 110 Kilogramm. Die Zunahmen sind die Berechnungsgrundlage für den Weidezins.
Weideobmann Alois Zeitelhofer berichtet, dass die Wasserversorgung auf den seichtgründigen Böden schwierig ist. Eine Quelle, die sie gemeinsam mit einem Nachbarn nutzen, versorgt die Rinder und die Hofstelle der Weidegemeinschaft mit Wasser.
NÖ Almzahlen
Mit 111 Almen und Gemeinschaftsweiden, 880 auftreibenden Betrieben sowie 6.700 Rindern ist die Alm- und Weidewirtschaft für Niederösterreich zentraler Zukunftsfaktor für Produktion und Tourismus.