Überlegungen zum Herbstanbau
Weizen braucht die Welt
Das US-Landwirtschaftsministerium schätzt die weltweite Weizenernte 2022/23 auf 772 Mio Tonnen, womit die globale Ernte heuer um 7 Mio Tonnen geringer ausfällt. Der Verbrauch liegt dagegen mit 784 Mio Tonnen Weizen deutlich über der Produktion. Dramatisch ist, dass sich die weltweiten Lagerbestände bei Weizen mit aktuell 267 Mio Tonnen auf dem Tiefststand seit sechs Jahren befinden. Zeitgleich überschreitet heuer die Weltbevölkerung acht Milliarden Menschen. Nach UNO-Berichten sind derzeit bis zu 828 Millionen Menschen chronisch unterernährt. Die kriegsbedingte Blockade von ukrainischen Getreidelieferungen verschlimmerte die Lage dramatisch.
Dürrebedingter Produktionsrückgang in der EU
Die EU Weizenernte wird aufgrund langer Dürreperioden in großen Teilen Europas laufend
nach unten revidiert. Mit 123,3 Mio. Tonnen (Schätzung Strategie Grains) bleibt die EU zwar größter Weizenproduzent der Welt, erntet aber gegenüber dem Vorjahr über 15 Mio Tonnen weniger. Trotzdem sieht sich die EU in der Pflicht heuer 5 Mio Tonnen mehr als im Vorjahr zu exportieren um damit den Hunger in Afrika zu bekämpfen. Aus diesem Grund wurde auch seitens der EU Kommission initiiert, dass für 2023 Ausnahmen von GLÖZ 8 (Flächenstilllegung) und GLÖZ 7 (Fruchtfolge) geschaffen werden um in erster Linie mehr Getreide zu produzieren.
Ackerbauern müssen gut kalkulieren
Anfang August konnte man die kommende Getreideernte 2023 an der Euronext Warenterminbörse in Paris über den oberösterreichischen Agrarhandel bereits um 258 €/t netto kontrahieren. Derzeit werden von der täglichen Schlussnotierung (Dezemberkontrakt 2023) insgesamt 35 € für Fracht und Handelsspanne in Abzug gebracht. Jeder Landwirt kann die Tageskurse kostenlos unter www.kaack-terminhandel.de einsehen und selbst zum günstigsten Zeitpunkt verkaufen. Schließt man einen Kontrakt ab, so muss man auch die Höhe des geforderten Proteingehalts ob 12 oder 12,5 % im Vorhinein ausverhandeln.
So haben bereits erste Landwirte im Mai die Ernte 2023 um 320 €/t netto verkauft. Eine wichtige Überlegung bleibt dabei auch der Düngerzukauf. Konnte man Ende Juni NAC um 750 €/t zukaufen, so musste man Anfang August bereits wieder 950 €/t dafür ausgeben. Während ein 8 Tonnen Weizenertrag zur Ernte 2022 mit Ø 1.400 €/ha kalkuliert werden kann, landet man 2023 bei ungünstiger Kostenkalkulation rasch bei der Hälfte dieses Deckungsbeitrags.
So haben bereits erste Landwirte im Mai die Ernte 2023 um 320 €/t netto verkauft. Eine wichtige Überlegung bleibt dabei auch der Düngerzukauf. Konnte man Ende Juni NAC um 750 €/t zukaufen, so musste man Anfang August bereits wieder 950 €/t dafür ausgeben. Während ein 8 Tonnen Weizenertrag zur Ernte 2022 mit Ø 1.400 €/ha kalkuliert werden kann, landet man 2023 bei ungünstiger Kostenkalkulation rasch bei der Hälfte dieses Deckungsbeitrags.
Alle Zeichen stehen auf Preisanstieg zum Herbst
Weizen aus Europa ist momentan gefragt und wird sowohl von den Exporteuren als auch von der Industrie gesucht. Allerdings steht wenig Ware zur Verfügung und die Frachtkosten auf der Donau haben sich wegen des niedrigen Wasserstandes, der gestiegenen Energiekosten und mangels verfügbarer Schiffe verfünffacht. Gerade in Deutschland werden viele Frachter vorrangig für den Braunkohletransport abgezogen. Ebenso kündigt sich in weiten Teilen Europas, vor allem aber im dürregeplagten Ungarn und Rumänien eine schlechte Maisernte an, die ebenfalls preislich mit Getreide in Zusammenhang steht (Mischfutterwerke). Nicht zuletzt gestalten sich die Exportbemühungen der Ukraine über die Schwarzmeerhäfen mehr als schwierig, womit am europäischen Markt große Mengen an Weizen und Mais fehlen. Damit werden im Herbst steigende Getreidepreise erwartet.
Solides Sortenspektrum steht für den Herbstanbau zur Verfügung
Die Mitarbeiter der Abteilung Pflanzenbau arbeiten intensiv an einem pflanzenbaulichem Versuchswesen wo in enger Abstimmung mit den Saatgutfirmen zahlreiche Sortenversuche zu Winterweizen, Wintergerste usw. online über die Pflanzenbaulichen Versuchsberichte in www.ooe.lko.at abgerufen werden können. Diese Plattform ist bundesländerübergreifend, womit beispielweise Sortenversuchsergebnisse zu Roggen im Waldviertel ebenso ersichtlich sind. Unsere Pflanzenschutzversuche zeigen, dass die Fungizidmaßnahmen heuer in Wintergerste und Winterweizen wieder hochrentabel waren.
- Alle aktuellen Themen zu Sortenwahl, Anbau, Pflanzenschutz und Düngung sind in der aktuellen Schwerpunktnummer sowie in den Downloads zu finden.