Alte Traditionen - neu interpretiert in Mittelitalien
Knapp 29.000 Betriebe umfasst das 8.500 km² große, nicht ans Meer angrenzende Umbrien, auch “das grüne Herz Italiens“ genannt. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt ca. 10 ha. Es sind lediglich 15,3% digitalisiert. Bekannt ist die umbrische Landwirtschaft primär für ihre Olivenöl-, Tabak-, Trüffel- und Weinproduktion beziehungsweise jahrhundertealte Traditionen. Doch auch Innovationskraft und Einfallsreichtum der dortigen Bäuerinnen und Bauern dürfen nicht unterschätzt werden. Das wurde bei einer Pressereise des “Europäischen Netzwerks der Agrar-Journalisten“ (ENAJ) mehr als deutlich.
Regionales Fleisch erzielt höhere Preise
Auffällig ist, wie viele verschiedene Standbeine die meisten Betriebe haben, insbesondere die großen. Daniele Mecarelli und sein Bruder etwa erzeugen auf ihrer 440-ha-Farm u. a. Holz, Olivenöl, Walnüsse, Getreide und Leguminosen, aber auch Rindfleisch der regionaltypischen, weltweit größten Rasse Chianina.
Herausforderung dabei ist, dass die “weißen Riesen“ für ihre Aggressivität bekannt sind und auf Sanftheit gezüchtet werden müssen. Vorteil ist allerdings, dass das Fleisch als besonders saftig und delikat gilt und ebenso wie das von vier weiteren regionalen Rinderrassen höhere Preise erzielt. Zu diesem Zweck wurde auch ein eigener Verband gegründet, der mit den anderen Mitgliedern der Wertschöpfungskette regelmäßig Fixpreise ausverhandelt.
Herausforderung dabei ist, dass die “weißen Riesen“ für ihre Aggressivität bekannt sind und auf Sanftheit gezüchtet werden müssen. Vorteil ist allerdings, dass das Fleisch als besonders saftig und delikat gilt und ebenso wie das von vier weiteren regionalen Rinderrassen höhere Preise erzielt. Zu diesem Zweck wurde auch ein eigener Verband gegründet, der mit den anderen Mitgliedern der Wertschöpfungskette regelmäßig Fixpreise ausverhandelt.
Klimawandel spürbar angekommen
Große Sorgen bereitet den beiden Brüdern - wie unzähligen anderen Bauernfamilien - die Klimaverschlechterung. Massivem Starkregen folgt oft monatelange Dürre. Daniele bezweifelt, dass auf seinem kargen Land dauerhaft genug Heu für seine rund 70 Rinder gewonnen werden kann. Daher überlegt er eine Bestandsabstockung, macht sich aber gleichzeitig bei den offiziellen Stellen für Bewässerungsmöglichkeiten stark.
Weitere Einkommensstandbeine stellen der “Agriturismo“ dar, also Urlaub am Bauernhof, aber auch ein landwirtschaftlicher Lehrbetrieb.
Weitere Einkommensstandbeine stellen der “Agriturismo“ dar, also Urlaub am Bauernhof, aber auch ein landwirtschaftlicher Lehrbetrieb.
Nachhaltigkeit und Exklusivität
Ebenso von zwei Brüdern geführt wird der mit Blick auf die Stadt Orvieto und den Fluss Tiber gelegene Weinbaubetrieb der Familie Barberani. “Unsere Philosophie ist ein starker Respekt vor der Natur“, betonten Niccolo und Bernardo Barberani. Bei Betriebsrundgang und Verkostung legten sie ausführlich dar, wie sie im Einklang mit Tradition, Klima und Bodenleben wirtschaften - eine Betriebs- und Marketingstrategie, mit der sie sich auch außerhalb der Region einen Namen gemacht haben. Andere Olivenöl-, Agritourismus- und Weinbetriebe wie die Cantine etiche (“ethische Weinkeller“) sind ebenso auf diesen Nachhaltigkeitszug aufgesprungen und heben ihren respektvollen Umgang mit der Natur besonders hervor.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Alessandro Mazzuoli, der vor 25 Jahren die in einem mittelalterlichen Dokument überlieferte Tradition des Safrananbaus in seiner Region wiederbelebt und auch 29 andere Berufskollegen mit seiner Begeisterung angesteckt hat. Mittlerweile verdient der Italiener mit dieser auf 3.000 m² angebauten Kultur mehr als mit den Produkten seiner restlichen 50 ha. “Wer sich von Billigimporten absetzen und italienischen Safran verkaufen will, muss auch die Geschichte des italienischen Safrans erzählen“, erklärte Mazzuoli, der zu diesem Zweck im Herzen der mittelalterlichen Altstadt von Citta della Pieve ein kleines Safranmuseum mit Schaugarten gegründet hat. Viel Zeit und Mühe hat er außerdem in ansprechende Verpackungen investiert, die Touristen die gelben Krokusfäden mit verführerischen Rezepten näherbringen.
“Alte Traditionen - neu interpretiert“, so könnten generell viele der landwirtschaftlichen Betriebskonzepte Umbriens zusammengefasst werden. Wer die Möglichkeit hat, einen Blick über den Tellerrand zu wagen, kann sich Ideen für den eigenen Betrieb holen. Oft muss das Rad nicht neu erfunden werden, weil schon manch Kollegin oder Kollege in einer anderen Region gut damit fährt.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Alessandro Mazzuoli, der vor 25 Jahren die in einem mittelalterlichen Dokument überlieferte Tradition des Safrananbaus in seiner Region wiederbelebt und auch 29 andere Berufskollegen mit seiner Begeisterung angesteckt hat. Mittlerweile verdient der Italiener mit dieser auf 3.000 m² angebauten Kultur mehr als mit den Produkten seiner restlichen 50 ha. “Wer sich von Billigimporten absetzen und italienischen Safran verkaufen will, muss auch die Geschichte des italienischen Safrans erzählen“, erklärte Mazzuoli, der zu diesem Zweck im Herzen der mittelalterlichen Altstadt von Citta della Pieve ein kleines Safranmuseum mit Schaugarten gegründet hat. Viel Zeit und Mühe hat er außerdem in ansprechende Verpackungen investiert, die Touristen die gelben Krokusfäden mit verführerischen Rezepten näherbringen.
“Alte Traditionen - neu interpretiert“, so könnten generell viele der landwirtschaftlichen Betriebskonzepte Umbriens zusammengefasst werden. Wer die Möglichkeit hat, einen Blick über den Tellerrand zu wagen, kann sich Ideen für den eigenen Betrieb holen. Oft muss das Rad nicht neu erfunden werden, weil schon manch Kollegin oder Kollege in einer anderen Region gut damit fährt.