Arbeitskreis Milchproduktion: Jetzt Mitglied werden und profitieren
Austausch steht im Mittelpunkt
Der Austausch mit anderen Milchbäuerinnen und Milchbauern ist ein zentrales Element des Arbeitskreises Milchproduktion. Bei kaum einer anderen Veranstaltung wird diese Idee so gut gelebt, wie bei der jährlichen Arbeitskreislehrfahrt. Aktive Arbeitskreismitglieder aus ganz Niederösterreich lernen bei der Fachexkursion nicht nur von den besuchten Betrieben, sondern auch viel voneinander.
Ein Rückblick auf das vergangene Arbeitskreisjahr
2023 waren Milchbetriebe und Verarbeitungsbetriebe im Salzburger Flachgau die Ziele.
Die erste Station war der neu errichtete Stall von Familie Kreuzer in Hallwang bei Salzburg. Franz und Carina Kreuzer standen vor einigen Jahren vor der wichtigen Entscheidung, wie die Arbeit und Milchproduktion in Zukunft auf ihrem Heumilch-Betrieb, welchen sie mit ihren Kindern und Franz´ Eltern bewohnen und bewirtschaften, aussehen soll. Denn der ursprüngliche Stall befindet sich mitten in beengter Ortslage, und die Kühe waren dort immer noch traditionell im Anbindestall gehalten. Eine Erweiterung oder ein Umbau auf der bestehenden Hoftstelle wäre fast unmöglich und mit zu vielen unerwünschten Kompromissen verbunden gewesen. So fiel die Entscheidung für einen Neubau außerhalb des Ortsverbundes auf die grüne Wiese. Dabei sorgte der Bau durchaus für Aufsehen, konnte man die Baustelle, und nun auch den fertigen Stall, perfekt von der Autobahn aus sehen. Trotzdem, oder gerade weil der Neubau alle Möglichkeiten offen ließ, investierte Franz, gelernter Zimmerer und Elektriker, viel Zeit und Energie in die Planung. Insgesamt fünf fertige Pläne in fünf Jahren erstellte er, ehe die beste Version gefunden wurde. Entstanden ist dadurch ein stressfreier Arbeitsplatz für Mensch und Tier, der 2022 neu bezogen wurde.
Weitere Besonderheiten des Stalls von Familie Kreuzer
Im deckenlastigen Stall fanden auch Heutrocknung, Futterlagerung und ein stationärer Keenan Paddelmischer für die Heu-TMR Platz. Die Tiefboxen mit flexibler Easy-Fix-Aufstallung, die 180 m2 Strohfläche für den Special-Needs-Bereich und eine drei Wege-Selektion für kurze Wege nach dem Melkroboter vereinen Arbeitswirtschaft und Kuhkomfort.
Stall mit BUS-System ausgestattet
Auch seine Erfahrungen als Elektriker kamen ihm bei Planung und Bau zu Gute. So ist über ein zentrales BUS-System der ganze Stall (Curtains, Lüftung, Heutrocknung…) von einem Punkt aus steuerbar. Ebenso zentral angelegt ist der Hochdruckreiniger mit mehreren Anschlussstellen am ganzen Betrieb strategisch sinnvoll verteilt.
Obwohl jeder Kilo Stroh auf dem Betrieb zugekauft werden muss, zweifelt der Betriebsführer nicht am System, denn „Die Kühe auf Stroh machen 80 Prozent der Arbeit und durch gute Gesundheit und Leistung zahlen sie das Stroh gut zurück“. Für die Kälber wurde eigentlich aus Platzgründen ein separater Kälberstall errichtet. Nachdem Franz dafür noch den Transport der Kälbermilch optimiert hat, stellte es sich vor allem für das Stallklima im Kälberstall als bessere Alternative heraus.
Milchkühe treffen auf Freilandschweine
Danach waren die Arbeitskreis-Mitglieder am "Derneihof" von Alexander und Verena Eder zu Gast. Zusammen mit Alexanders Mutter und den drei Töchtern wird nicht nur einfach Milch produziert, was mit 60 Fleckviehkühen im modernen Roboterstall durchaus Arbeit genug wäre, sondern auch ein Teil zu Milchprodukten und Käse verarbeitetet. Ergänzt wird das Sortiment durch Frischfleisch und Wurstwaren von den betriebseigenen Freilandschweinen. Diese hat sich Betriebsführer Alexander ursprünglich zur besseren Verwertung der bei der Milchverarbeitung anfallenden Molke und zur „Selbstversorgung“ angeschafft. Mittlerweile werden jährlich ca. 24 Freilandschweine gehalten und von Alexander selbst gemeinsam mit dem örtlichen Fleischhauer gelschlachtet und verarbeitet. Jedoch sind seine Hausschweine seit Beginn für ihn immer schon ein schönes Hobby gewesen und die Freude an seinen intelligenten und aufmerksamen Tieren machen die Schlachttage nicht einfacher. Umso wichtiger ist es Alexander, dort immer noch selbst dabei zu sein.
Lely-Melkroboter spart Zeit und Energie
Zeit für zwei so intensive, zusätzliche Standbeine am Betrieb besteht nur deswegen, weil im modernen Kuhstall mit Lely-Melkroboter alles so gerichtet wurde, das sowohl die Kühe sich wohl fühlen, als auch die Betriebsführer gut und sicher alle notwendigen Arbeiten verrichten können.
Futtertische nach holländischem Modell
Der vierreihige Laufstall, mit Tiefboxen und zwei Futtertischen „nach holländischem Modell“, bereitet Alexander deswegen so viel Freude, weil die Kühe nach seinen Angaben hier „richtig alt“ werden und das bei guter Gesundheit und einer durchschnittlichen Leistung von 10.000kg und einer Abgangsleistung von derzeit über 45.000 kg. Die älteste noch melkende Kuh kam 2007 auf die Welt und sollte aktuell schon wieder in die nächste Laktation gestartet sein. Wegen der wärmer werdenden Sommer wurde auch nachträglich eine Schlauchlüftung der Firma Dr. Knopf&Oswald installiert, diese würde er nicht mehr hergeben.
Erntekette für Grassilage an Dienstleister ausgelagert
Die Zeit für seine Tiere und Vermarktung sowie alle weiteren Projekte am Hof, wie eine Erweiterung der Photovoltaikanlage, kann sich Alexander nicht nur wegen der Unterstützung seiner Familie und Freunden nehmen, sondern auch, weil er die Erntekette für seine sechs Schnitte Grassilage pro Jahr zum größten Teil an Dienstleister ausgelagert hat. Sich für Grassilage in einer Heumilch-dominierten Gegend zu entscheiden, war nicht nur seiner Überzeugung geschuldet, sondern ergab sich auch aus Zufall. Da früher neben den Milchkühen auch Maststiere am Betrieb gehalten wurden, war Produktion von Heumilch nicht mehr möglich. Betrieb Eder nahm das als Chance nicht als Hindernis und ist seither überzeugter Silagebetrieb.
Bio-Heumilch und Bio-Freilandeier
Auch Rupert und Sabine Oberholzner ließen sich von den Arbeitskreis-Mitgliedern über die Schulter schauen. Ihr Hof liegt direkt an der Mattseer Bundesstraße, eine der wichtigsten Straßen für Pendler in die Stadt Salzburg. Diese Lage wissen Rupert und Sabine auch zu nutzen und bieten deswegen sowohl einen Teil ihrer Bio-Heumilch der behornten Pinzgauerkühe, als auch seit kurzem die Eier ihrer Bio-Freilandhühner ab Hof an. Für die Exklusivität der Produkte greifen die Kunden des Betriebes gerne etwas tiefer in die Tasche und zahlen zwei Euro für einen Liter Vollmilch und fünf Euro für zehn Eier.
Alte Rinderrasse im Kompoststall
Besonders ist nicht nur die Rasse, die früher im Bundesland Salzburg eigentlich üblich war, ebenso wie die Hörner und die Vollweide, sondern vor allem der Kompoststall. Drei Dinge überzeugten sie vom System Kompostierungsstall: der Tierkomfort, die Möglichkeit behornte Kühe zu halten und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit durch den wertvollen Kompostdünger. Die Liegefläche wird mit Hobelspänen, Dinkelspelzen und Elefantengras eingestreut und zwei Mal täglich mit einem Feingrubber bearbeitet. Im Herbst und Frühjahr wird ausgemistet. Der Großteil der Grünlandflächen des Betriebs ist arrondiert und wird von März bis November als Kurzrasenweide genutzt. Damit die Grasnarbe nicht durch Triebwege verletzt wird, sind viele unterschiedliche Weideeintritte angelegt, die abwechselnd genutzt werden. Die Vollweide wird in den Sommermonaten mit etwas Heu oder Frischgras ergänzt. Gefüttert wird ausschließlich Belüftungsheu ganz ohne jeden Kraftfuttereinsatz. Im Winter besteht die Ration ausschließlich aus dem mittels Dachabsaugung getrockneten Heu.
Stalldetails im Überblick
Bedingt durch diese Fütterung und durch die Rasse Pinzgauer liegt der Stalldurchschnitt bei ca 5.200kg pro Jahr. Dafür, so die Meinung des Betriebsführers, sind die Tiere sehr problemlos und gesund und sehen den Tierarzt nur zur Trächtigkeitsuntersuchung. Die Belegung erfolgt durch den Sprungstier. Wie auch der erste Stall bei Familie Eder hat auch Rupert seinen Stall 2015 rein aus Sägebauholz erbaut. Federführend bei der Umsetzung war sein Neffe, der das Stallbauprojekt für seinen Meisterabschluss als Zimmerer nutzte. Entstanden ist eine moderne Liegehalle mit angeschlossenem Vorwartebereich zum Tandem Melkstand. Die Heubergung und Trocknung befindet sich komplett im Altstall, wodurch dieser weiterhin als wichtiges Betriebsgebäude in Nutzung bleibt.
Arbeitskreis-Mitglieder im Austausch mit Partnern aus dem vor- und nachgelagerten Bereich
Da der Weg der Milch nicht am Tankdeckel des produzierenden Betriebs endet und auch Kenntnisse über Markt und Partner in der Wirtschaft wesentlich für einen modernen Milchviehbetrieb sind, sind auch immer vor- oder nachgelagerte Wirtschaftsbetriebe der Milchbauern ein Besuchsziel der Arbeitskreis Milch-Lehrfahrt. Mitten in der Stadt Salzburg befindet sich die Salzburgmilch. Besonders stolz zeigte man sich dort nicht nur in Hinblick auf das Lieferantenplus, das man erzielen konnte. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit wurde von der Salzburgmilch als alles andere als selbstverständlich erachtet. Ein familiäres Umfeld im Unternehmen wird deshlab bei der Salzburbmilch groß geschrieben. Neben dem Werk in der Stadt Salzburg wurde 2013 in Lamprechtshausen die „100-Meter-Käserei“ eröffnet, welche den kompletten Käse-Herstellungsprozess bis zur Verpackung in einer Anlage vereint.
Jetzt melden und von den Arbeitskreis-Vorteilen profitieren
Die Lehrfahrt des AK Milchproduktion dreht sich jedes Jahr um interessante Milchbetriebe und auch die Wirtschaft rund um diese herum. Wer durch solche Einblicke neue Perspektiven für sich und seinen Betrieb finden möchte, dem kann der Arbeitskreis Milchproduktion ans Herz gelegt werden. Interessierte können sich bei der Bezirksbauernkammer oder bei Marco Horn unter T +43 50259 23304 über die Arbeitskreistätigkeit in seiner Heimatregion informieren.