Frost, Dürre, Überschwemmung: Versicherer besonders gefordert
Wetterextreme führten in diesem Jahr erneut zu großen Schäden in der Landwirtschaft. Im Frühjahr machte der Frost die Erntehoffnungen vieler Obstproduzenten in nur wenigen Stunden zunichte. Hagelunwetter und lange Trockenperioden prägten den Sommer. Im September folgte ein katastrophales Starkregenereignis, regional waren auch orkanartige Sturmböen ein Thema. Die Österreichische Hagelversicherung bilanziert den dadurch entstandenen Schaden in der Landwirtschaft auf rund 10 Mio. Euro.
Gesamtschaden bei 260 Mio. Euro
Dazu kommen in diesem Jahr 150 Mio. Euro Dürre- und 60 Mio. Euro Frostschäden. Werden die weiteren Schäden aus Hagel, Sturm und Unwetter dazugerechnet, beläuft sich das Schadausmaß in der Landwirtschaft 2024 aktuell auf insgesamt 260 Mio. Euro. Expertinnen und Experten warnen schon seit Jahren vor der menschengemachten Klimaerwärmung. Klimawissenschafter Andreas Weigel von der Swiss Re erklärte, dass die Effekte des Klimawandels immer deutlicher sichtbar würden. Wetterperioden mit extremer Hitze dauern länger an. Das bedeutet auch, dass sich gewisse Anbauregionen in Europa langfristig nach Norden verschieben werden. Zunehmen wird auch die Fläche, die bewässert werden muss - dann stellt sich freilich die Frage nach der Wasserverfügbarkeit. Mit der immer früher beginnenden Blüte der Pflanzen steigt auch die Gefahr von Spätfrösten. Zwar sinkt die Zahl der Frosttage an sich, aber nicht das Risiko, dass es zu Schäden kommt. Ebenso treten Gewitter und Starkregen häufiger und mit mehr Wucht auf. Einen Einfluss hat dabei die warme Luft, die deutlich mehr Feuchtigkeit tragen kann. Ebenso steigt die Zahl der Hitzetage (Tage mit mehr als 30 Grad Celsius). Im heurigen Jahr war es in Wien mit 52 solchen Tagen so heiß wie noch nie.
Risikostreuung durch Auslandsexpansion
Bei der steigenden Anzahl an Extremwetterereignissen ist ein Versicherer wie die Österreichische Hagelversicherung zusehends gefordert. “Risiken wie Dürre und Frost werden künftig eine noch größere Rolle spielen. Um das Risiko bestmöglich zu streuen, sind wir bereits im Jahr 2006 ins Ausland gegangen und mittlerweile in sechs osteuropäischen Ländern tätig. Die Auslandsexpansion und die damit verbundene Streuung des Risikos über die Fläche ist unsere Antwort auf den Klimawandel“, erklärte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Um die Haftung der steigenden Schadensvolumina - hier vor allem auch flächendeckende Dürreereignisse - zu übernehmen, stehen dem agrarischen Spezialversicherer aktuell 38 nationale und internale Rückversicherer zur Seite.
Versicherbarkeit in Österreich gegeben
Die Grenze der Versicherbarkeit rückt allerdings auch näher an Österreich heran. In zahlreichen Ländern haben sich bereits Versicherer aus dem landwirtschaftlichen Bereich zurückgezogen. “In Slowenien sind wir der einzige Versicherer, der noch Frost abdeckt. In Ungarn ist es das Risiko Dürre“, so Weinberger. In Österreich sieht er die Versicherbarkeit weiterhin gegeben: “Mit der umfassendsten Produktpalette und der modernsten Schadenserhebung Europas sowie mit einer raschen Hilfe im Schadensfall leisten wir unseren Beitrag, den heimischen Agrarstandort abzusichern.“