Melken mit dem Melkroboter?
Die Hintergründe
Österreichweit melken bereits 1.500 Betriebe mit einem Melkroboter, in Niederösterreich sind es 300. Mit einem jährlichen Wachstum von 20% geht der Trend in den heimischen Kuhställen ganz klar in Richtung automatisches Melken. Wie gut die Vorteile des automatischen Melkens am Betrieb genutzt und gleichzeitig die Risiken kontrolliert werden können, hängt maßgeblich von den handelnden Personen ab. Arbeiten Bauer und Bäuerin gut, arbeitet auch der Melkroboter gut. Es bestehen allerdings große Unterschiede zwischen den Betrieben, die vor allem auf unterschiedlich gutes Management zurückzuführen sind. Denn auf Melkroboterbetrieben wird nicht nur anders gemolken, es gilt viele andere Faktoren wie Arbeitsorganisation, Hygiene, Fütterung, Liegeboxenpflege etc. neu zu denken.
Worauf beim Melkrobotereinstieg achten?
- Freude an der Technik: Die Bedienung der Melkroboter ist in den vergangenen Jahren laufend verbessert und anwenderfreundlicher gestaltet worden. Fakt ist, dass die tägliche Arbeit mit dem automatischen Melksystem (AMS), die Wartung der Einstellungen, Tierkontrolle, Herdenmanagement etc. digital am PC, Tablet oder Smartphone erfolgt. Deshalb darf man keine Berührungsängste mit der digitalen Technik haben.
- Keine fixen Melkzeiten, aber ständige Rufbereitschaft: Man ist nicht mehr an fixe Melkzeiten gebunden, denn der Melkroboter melkt rund um die Uhr. Darin liegt allerdings auch die neue Herausforderung, denn es können auch rund um die Uhr Störungen auftreten. Um diese möglichst rasch beheben zu können, sollte man immer rufbereit sein.
- Zwei Personen sollten mit der Technik vertraut sein: Die oben beschriebene Rufbereitschaft, kann für eine einzelne Person zu einer großen Belastung werden. Es hat sich daher bewährt, dass sich mindestens zwei Personen pro Betrieb mit der Technik vertraut machen.
- Verlässlicher Kundendienst: Mit etwas Erfahrung und technischem Verständnis können die meisten Störungen rasch selbst bzw. mit Unterstützung der Fernwartung durch die Herstellerfirma behoben werden. Es kommen aber auch Störungen vor, die die möglichst rasche Unterstützung des Kundendienstes vor Ort am Betrieb erfordern. Ob dies gewährleistet ist, gilt es vor der Anschaffung zu klären. Gerade gut ausgelastete Anlagen, vertragen keine stundenlangen Ausfälle.
- Platzierung im Stall und Tierumtrieb entscheiden über Akzeptanz: Egal ob Umbau- oder Neubaulösung. Für einen stressfreien Tierumtrieb sind die einfache Erreichbarkeit der Melkbox für alle Kühe der Herde und genügend Raum vor dem Melkroter entscheidend. Ein separater Vorwartebereich und eine Nachselektion erleichtern die Arbeiten des täglichen Herdenmanagements enorm und sollten unbedingt umgesetzt werden. Auch für den Menschen sollte der Melkroboter einfach und sauberen Fußes erreichbar sein.
- Ration und Futtervorlage anpassen: Die Kühe gehen nicht zum Melken in den Melkroboter, sondern werden durch das dort angebotene Kraftfutter gelockt. Unabhängig von Milchleistung und Laktationsstadium ist es notwendig allen melkenden Kühen im Melkroboter Kraftfutter anzubieten. Die maximale Kraftfuttergabe ist allerdings durch die Pansenphysiologie einerseits und die Anzahl der Melkungen pro Kuh andererseits begrenzt.
- Klauengesundheit gewinnt an Bedeutung: Die Klauen tragen die Milch, gilt für alle Haltungssysteme, aber insbesondere für Melkroboterställe. Bereits bei geringgradig lahmen Tieren nimmt die Aktivität und somit auch die Melkfreuquenz und Futteraufnahme spürbar ab. Ein eigener, direkt in den Stall integrierter Klauenpflegestand, sowie die rasche und konsequente Kontrolle und Behandlung auffälliger Kühe sind für Melkroboterbetriebe entscheidende Erfolgsfaktoren.