Nasse, überständige Wiese - was nun?
Das durchgehend niederschlagsreiche Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit seit Anfang Mai führte zu erschwerten Bedingungen bei der Futterkonservierung. Die Heugewinnung ist in vielen Regionen bisher fast gar nicht möglich gewesen. Aber auch für die Silage fehlten ein paar durchgehende Schönwettertage. Bei sehr feuchtem Wetter ist bei der Konservierung von Grünfutter auf bestimmte Dinge besonders zu achten:
Erntetipps
- Bei der Ernte mit schweren Maschinen bodenschonend bereifen und nach der Ernte Narbenverletzungen mit geeignetem Saatgut behandeln.
- Die Mähhöhe mit rund sieben Zentimeter hoch genug wählen.
- Das Futter auch bei schlechtem Wetter nicht zu lange auf dem Feld lassen, da die Silierfähigkeit aufgrund der Zuckerveratmung ständig abnimmt. So beträgt der Energieverlust bei einmaligem Liegenlassen über Nacht gegenüber Grünfutter 0,1 Megajoule Nettoenergie. Wenn das Futter länger als zwei Nächte liegen bleibt, erhöht sich der Energieverlust um das Fünffache.
- Vor allem überständiges Futter kurz schneiden oder häckseln. Damit lässt es sich besser verteilen und verdichten. Die Vergärung wird früher in Gang gesetzt.
- Beim Einsilieren im Fahrsilo dünne Schichten aufbringen, damit es gut verdichtet werden kann.
- Beim Einsatz von Siliermittel darauf achten, dass diese für nasses und zuckerarmes Futter geeignet sind. Sehr wichtig ist eine gute Verteilung. Am wirkungsvollsten sind Säuren und Salze. Die benötigten Mengen sind aber sehr hoch. Als Alternative gibt es einige Bakterienkulturen und Kombinationsprodukte, die für nasse Silagen geeignet sind.
- Nach dem Verdichten das Futter ohne Zeitverzögerung luftdicht mit Folie abschließen, damit es zu keiner unnötigen Futterstockerwärmung kommt.
Fütterung nasser Silagen
Bei der Fütterung von nassen Silagen unter 28 Prozent Trockenmasse ist einiges zu berücksichtigen. Der Zuckergehalt ist aufgrund von Sickersaftverlusten und der Umwandlung in Gärsäuren meistens sehr gering. Auch das Gärsäuremuster verändert sich. Der Essig- und Buttersäureanteil nimmt zu, der Milchsäuregehalt nimmt ab. Aufgrund dieser Veränderungen leidet häufig die Futteraufnahme der Silage. Dem kann man mit Lockfutter, wie Getreideschrot oder Melasse, entgegenwirken. Das Futter sollte großzügig vorgelegt werden, damit schlechte Futterbestandteile oder hohe Schmutzanteile von den Rindern ausselektiert werden können. Den Futtertisch häufiger reinigen. Die Kraftfutterzuteilung muss natürlich an die Grundfutterqualität angepasst werden. Milchviehbetriebe sollten besonders auf den Milchharnstoffgehalt achten, um eine entsprechende Proteinergänzung durchführen zu können. Fehlgegorene, nasse Grassilagen haben häufig geringe Proteinkonzentrationen. Ursachen dafür sind die Verluste durch Sickersäfte und von Ammoniak-Stickstoff durch Fehlgärungen.