Raps in der Krise: Ohne Pflanzenschutz droht das Aus für eine Schlüssel-Kultur
Gelbe Felder verschwinden
Noch vor wenigen Jahren war der blühende Raps ein fixer Bestandteil unserer Kulturlandschaft – ein sichtbares Zeichen für regionale Lebensmittelproduktion und gelebte Biodiversität. Doch immer häufiger wundern sich Konsumentinnen und Konsumenten: Wo sind die gelben Blüten geblieben? Die Antwort ist ebenso einfach wie alarmierend: Der Rapsanbau ist rückläufig. Waren es im Jahr 2014 österreichweit noch rund 53.000 Hektar, davon 30.500 Hektar in Niederösterreich, ist die Fläche bis 2025 auf nur noch rund 20.000 Hektar österreichweit bzw. 11.000 Hektar in Niederösterreich geschrumpft.
Rapsanbau kaum mehr wirtschaftlich möglich
„Der Anbau von Raps ist unter den aktuellen Bedingungen ein Hochrisikounternehmen“, erklärt Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. „Die Kombination aus klimatischen Extrembedingungen, Schädlingsdruck und fehlenden Pflanzenschutzmitteln macht eine sichere Ernte immer unwahrscheinlicher.“
Ohne Pflanzenschutz keine Versorgungssicherheit
Dabei ist Raps weit mehr als ein leuchtender Blickfang in der Landschaft. Raps ist vor allem eine vielseitige Nutzpflanze mit großem Potenzial, denn er liefert:
- hochwertige, regionale Speiseöle mit idealem Fettsäuremuster
- notwendige Eiweißfuttermittel für die Tierhaltung
- wertvolle Nahrung für Honig- und Wildbienen – zur Blütezeit eine der wichtigsten Trachtpflanzen
- nachhaltige Rohstoffe für Biotreibstoffe
- wichtige Grundstoffe für die pharmazeutische Industrie
Pflanzenschutz praxisgerecht denken – national handeln
Der politische Kurs der letzten Jahre einer pauschalen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln ohne funktionierende Alternativen hat dramatische Folgen. Der Rückgang der Rapsflächen in Österreich und ganz Europa ist ein klares Warnsignal. „Wir brauchen eine praxisgerechte und zukunftsfähige Pflanzenschutzpolitik, die wissenschaftlich fundiert ist und Probleme löst statt Probleme schafft“, so Mayr und fügt hinzu: „Hier hilft uns auch die Digitalisierung, denn sie unterstützt uns bei noch gezielteren und ressourcenschonenderen Anwendungen. Das sollten wir nutzen, anstatt die Mittel weiter pauschal zu streichen.“
Dabei darf die Verantwortung nicht allein der EU zugeschoben werden. „Auch Österreich muss handeln. Wenn wir wollen, dass Raps in unserer Landwirtschaft eine Zukunft hat, braucht es auch nationale Lösungen und Rahmenbedingungen, die den Anbau möglich machen“, betont Mayr und sagt weiter: „Jetzt ist rasches Handeln gefragt – mit gezielten Zulassungen, praxistauglichen Lösungen und wirksamen Mitteln.“