Tipps, um den Kartoffelkäfer in Schach zu halten
Die Entwicklungsstadien des Kartoffelkäfers im Überblick
- Die adulten Kartoffelkäfer überwintern im Boden. Diesen verlassen sie im Frühjahr auf der Suche nach geeigneten Wirtspflanzen, auf denen sie ihren Reifungsfraß durchführen können.
- Nach Beendigung des Reigungsfraßes und der Paarung, legen die Weibchen bis zu 400 der charakteristisch orangeroten Eier auf die Unterseite der Kartoffelblätter.
- Die jungen Larven - erkennbar an der dunkelroten Färbung - beginnen nach dem Schlüpfen mit dem Fraß an den Kartoffelpflanzen.
- Auch die älteren Larven - erkennbar an der hellroten Färbung - haben nur eines im Sinn: fressen; Schäden bis hin zum Kahlfraß sind möglich.
- Nach dem Durchlaufen der vier Larvenstadien ziehen sich die Larven für die Verpuppung in den Boden zurück.
Reifungsfraß dauert zwei Wochen lang
Der Kartoffelkäfer ist ein auf Nachtschattengewächse spezialisierter Blattkäfer. Diese Spezialisierung bedeutet, dass die Weibchen ihren Reifungsfraß, den sie vor der Eiablage durchführen müssen, nur auf Nachtschattengewächsen vollziehen können. Die Überwinterung findet als adulte Käfer statt - wenn diese also im Frühjahr den Boden verlassen, machen sie sich auf die Suche nach Nachschattengewächsen. In unseren Breitengraden sind hierbei überwiegend Kartoffeln relevant. Nach dem Reifungsfraß, der etwa zwei Wochen andauert, beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Bis zu 400 Eier pro Weibchen sind dabei möglich. Die charakteristisch orangeroten Eier werden blattunterseits abgelegt. Die Larvenentwicklung dauert etwa drei bis vier Wochen - bei sehr warmer Witterung, gegebenenfalls auch kürzer. Danach erfolgt die Verpuppung im Boden, und nach weiteren zwei Wochen, schlüpfen wieder die Käfer. Und auch diese Generation macht sich dann wieder auf die Suche nach Wirtspflanzen.
Welchen Schaden verursacht die neue Käfergeneration
Die neue Käfergeneration findet zum Zeitpunkt des Reifungsfraßes nur noch späte Sorten an. Nennenswerte Schäden sind daher in der Regel nicht zu erwarten. Abwanderungen in andere Felder - oft auch in Siedlungsgebiete - sind dann jedoch oft zu beobachten. Für die Überwinterung ziehen sich die Käfer dann in den Boden zurück.
Wann welche Maßnahme setzen?
Eine wichtige erste Maßnahme, um den Kartoffelkäfer eindämmen zu können ist, darauf zu achten, dass auf den alten Kartoffelschlägen keine Durchwuchskartoffeln vorkommen. Die Kartoffelkäfer überwintern auf den Vorjahresflächen. Finden sie dort im Frühjahr, beim Verlassen des Bodens, Durchwuchskartoffeln vor, können sie sofort mit dem Reifungsfraß beginnen und müssen sich nicht erst auf die Suche nach den diesjährigen Kartoffelschlägen machen. Durchwuchskartoffeln können auch als grüne Brücke für Kartoffelkrankheiten fungieren - die Schaderreger können auf diesen jene Zeit überdauern, bis das nächste Mal auf diesem Schlag wieder Kartoffeln angebaut sind. Ein höheres Infektionsrisiko ist dann die Folge. Nach der Ernte sollten am Feld verbleibende Knollen daher nur seicht eingearbeitet werden, damit sie rasch auflaufen können, und über den Winter absterben.
Durchwuchskartoffeln verhindern und regulieren
Die adulten Kartoffelkäfer aus dem Vorjahr überwintern im Boden. Bei Bodentemperaturen von etwa 15°C verlassen sie diesen und machen sich auf die Suche nach Wirtspflanzen, an denen sie ihren Reifungsfraß durchführen können. Befinden sich auf den Schlägen aus dem letztem Jahr jedoch Durchwuchskartoffeln, brauchen sich die Käferweibchen nicht lange auf die Suche nach geeigneten Wirtspflanzen zu machen, sie haben quasi den gedeckten Tisch direkt vor sich. Daher sollte unbedingt darauf geachtet werden, das Auftreten von Durchwuchskartoffeln zu verhindern. Durch mildere Winter und fehlende Bodenfröste, kann auch eine chemische Regulierung in den Folgekulturen notwendig sein.
Feldbeobachtung ist das A und O
Die adulten Kartoffelkäfer wandern nach und nach in die diesjährigen Schläge ein. Daher beginnt der Befall meist am Feldrand. Von dort aus wandern die Käfer dann immer weiter in die Felder ein. Da die Eiablage mehrere Wochen andauert, und daher sukzessive die Larven schlüpfen, sind meist gleichzeitig adulte Käfer, Eigelege sowie Larven in den Beständen zu finden. Es ist daher wichtig, Feldbeobachtungen zu machen, damit der richtige Behandlungszeitpunkt gewählt werden kann. Empfohlen wird, regelmäßig 25 Kartoffelpflanzen im Bestand blattunterseits auf das Auftreten der Larven zu kontrollieren. Die Schadschwelle für die Behandlung liegt bei 15 Larven pro Kartoffelpflanze. Das Massenauftreten der Larven sollte für die Insektizidapplikation abgewartet werden, da dann mehr Larven erfasst werden können.
Den richtigen Behandlungszeitpunkt abwarten
Das Hauptaugenmerk wird bei der Regulierung auf die Larven gelegt, der Insektizideinsatz gegen die adulten Käfer ist nicht zu empfehlen, da die relevanten Schäden durch die Larven verursacht werden und die Wirkung vieler Insektizide gegen die ausgewachsenen Käfer unzureichend ist. Der frühe Einsatz gegen die noch dunkel gefärbten Larven hat sich bewährt, auch wenn deren Schadwirkung insgesamt geringer ist. Je älter die Larven werden, desto größer werden auch die Schäden, gleichzeitig werden sie jedoch auch unempfindlicher gegenüber Insektiziden.
Resistenzen verhindern
Es gibt bereits Beobachtungen über Resistenzen von Kartoffelkäfern, vor allem gegenüber Pyrethroiden. Es ist daher wichtig, eine weitere Resistenzbildung zu verhindern. Dafür ist es notwendig, bei mehrmaligem Insektizideinsatz die Wirkstoffe abzuwechseln. Das heißt, nicht nur die Präparate zu wechseln, sondern den Wirkungsmechanismus. Dieser ist durch den IRAC-Code gekennzeicht - die gleiche Codierung weist auf denselben Wirkungsmechanismus hin. Weiters darf auch die maximal zulässige Anzahl der Anwendungen nicht überschritten werden.
Insektizideinsatz: Worauf achten?
Behandlungen in den Morgenstunden sind oft wirksamer, da die Larven tagsüber aktiver sind, mehr fressen und somit von den Fraßmitteln auch mehr Wirkstoff aufnehmen. Doch welcher Wirkstoff ist die beste Wahl? Hier ist es notwendig, sich mit den Vor- und Nachteilen der einzelnen Präparate auseinanderzustzen. Nur so lässt sich für die vorhandene Kartoffelkäfersituation das geeignetste Insektizid auswählen.
Präparate 2024: Vor und Nachteile im Überblick
- Bei Alverde*, Coragen, Inecor, Voliam sowie den Neonicotinoiden Mospilan 20 SG und Carnadine (Neu) ist neben der Wirkung auf die Larven auch eine gewisse Wirkung auf die adulten Käfer zu erwarten.
- Pyrethroide, z.B. Karate Zeon, Cymbigon Forte und Sherpa Duo, haben sowohl eine Fraß-, als auch eine Kontaktwirkung. Das trifft auch auf SpinTor zu, welches für den biologischen Landbau zugelassen ist.
- NeemAzal T/S, ebenfalls ein Produkt für die biologische Bewirtschaftung, besitzt hingegen nur eine fraßhemmende Wirkung. Bei andauerndem Zuflug und weiterer Eiablage, kann daher die Wiederholung der Behandlung notwendig sein.
- Mit Sivanto Prime steht seit heuer ein neues Insektizid – aus einer neuen Wirkstoffklasse (IRAC 4D) – für den Einsatz gegen die Larven zur Verfügung. Tankmischungen mit Decis Forte werden hierbei empfohlen.
- Novodor ist nicht mehr regulär zugelassen. Eine Notfallzulassung für das heurige Jahr wurde wieder beantragt, zum Redaktionsschluss stand diesbezüglich noch keine Entscheidung fest.