Ungräser im Wintergetreide ein zunehmendes Problem
Biologie ausgewählter Ungräser
In seiner Jugendphase ist das Ackerfuchsschwanzgras für den Landwirt/die Landwirtin nicht immer leicht zu erkennen. Im kleinen Stadium ist sein Blatthäutchen im Gegensatz zu Windhalm wie ein Fuchsschwanz gezähnt. Blüht es, dann besitzt das Ungras eine dichte und etwas schlankere Ähre als das Wiesenfuchsschwanzgras. Es keimt hauptsächlich im Herbst, kann aber bei wenig Bodenbeschattung auch im Frühjahr keimen. Seine Samen sind länger keimfähig als jene des Windhalms (durchschnittlich 5 - 6 Jahre, in Extremfällen bis 20 Jahre). Es kann im Frühjahr auch in Maisbeständen, Soja aber auch in Brachen und Blühflächen auflaufen.
Bei uns dominiert das Deutsche Weidelgras, untergeordnet sind das Welsche Weidelgras sowie Bastarde von diesen. Erkennbar sind sie an den glänzenden Blättern. Die Samen an der s-förmig geschlängelten Ähre sind flach zur Längsachse angeordnet (bei der Quecke liegen sie quer), die Keimfähigkeit beträgt ca. fünf Jahre.
Es gibt viele Arten von Trespen, bedeutend sind bei uns u.a. die Taube und die Dachtrespe. Die Blattspreiten sind behaart. Die Lebensfähigkeit im Boden beträgt nur 1 - 2 Jahre, die Keimruhe ist gering. Die Einwanderung erfolgt meist vom Feldrand. Wendende Bodenbearbeitung kann das Samenpotenzial im Boden stark reduzieren.
Vorbeugende Maßnahmen
Einseitige Wintergetreide und -rapsfruchtfolgen sowie eine reduzierte Bodenbearbeitung können die Ausbreitung fördern. Verbreitet wird es hauptsächlich über den Maschineneinsatz, insbesondere die Mähdrescher verbreiten die Samen. Frühsaaten bieten den Ungräsern optimale Entwicklungsbedingungen im Herbst. Bei stark verseuchten Feldern sollen die Geräte vor dem Verlassen des Feldes gereinigt werden. Hat sich das Ungras auf einem Schlag etabliert, wird die Bekämpfung schwierig und v.a. teuer. Deshalb heißt es, wehret den Anfängen. Raygraseinsaaten in Begrünungen bzw. Untersaaten in Hauptkulturen sollten auch vermieden werden.
Direkte Maßnahmen
Mechanische Methoden zur Bekämpfung haben nur Erfolg bei geringem Druck, kleinem Ungras, lockerem, trockenem Boden und mehrmaligem Striegeleinsatz und nachfolgend trockener Witterung.
Erfolgte der Anbau im Herbst früh und ist der Druck durch die Gräser bereits hoch, so ist am besten eine Herbstbehandlung durchzuführen. Auch diese Flächen sind trotzdem im Frühjahr zu kontrollieren, im vergangenen Herbst war die Witterung eher trocken und es könnten dann bei beginnendem Regen noch Ungräser aufgelaufen sein. Zur Reduzierung des Vermehrungspotenzials soll ein Bekämpfungserfolg von über 97% erzielt. Gute Effekte im Frühjahr mit Herbiziden erzielt man nur dann, wenn die Maßnahmen in den ersten 14 Tagen nach Vegetationsbeginn bei kleinem Ungras erfolgen. In manchen Jahren war der optimale Termin bereits Mitte März, Termine in der ersten Aprilwoche waren nicht mehr so erfolgreich. Gegen stark bestockte oder bereits schossende Pflanzen ist die Wirkung gegen Ackerfuchsschwanzgras unzureichend, bei Raygräsern ist eine Behandlung mit vollen Aufwandmengen im Fahnenblattstadium des Getreides noch als "Feuerwehrmaßnahme" möglich, sollte aber nicht zum Standard werden.
In Wintergerste ist die Palette der zur Verfügung stehenden Produkte eher schmal. Axial Komplett (1,3 l/ha) erfasst Ackerfuchsschwanz- und Raygras gut und bekämpft auch Klettenlabkraut und Kamille, Lücken bestehen bei Taubnessel-Arten, Ehrenpreis-Arten und Ackerstiefmütterchen. Als reiner Gräserspezialist kann Axial 50 (1,2 l/ha) eingesetzt werden. In Mischungen mit Herbiziden gegen breitblättrige Unkräuter kann die Wirkung herabgesetzt sein, in unseren Versuchen hatten wir in den vergangenen Jahren aber gute Erfahrungen mit der Beimengung von Biathlon 4D (70 g/ha) und Dash E.C. (1 l /ha). Trespe kann im Frühjahr in Wintergerste nicht bekämpft werden.
In Weizen, Triticale und Roggen ist eine breitere Palette an Produkten vorhanden, auf die Zulassung in den einzelnen Getreidearten ist aber zu achten. Spezialisten (alle mit höherer Aufwandmenge) zur direkten Bekämpfung sind Atlantis OD (1 l/ha plus Mischpartner gegen breitblättrige Unkräuter), Avoxa (1,8 l/ha, ev. plus 40 g/ha Pointer Plus), Broadway (220 g/ha + 1,1 l/ha Netzmittel) bzw. das neue Broadway Plus (60 g/ha + 1 l/ha Netzmittel) oder Axial 50 (1,2 l/ha – wie in Gerste).
Treten Ackerfuchsschwanz- oder Raygräser in Mais auf, so werden sie durch gräseraktive Sulfonylharnstoffpräparate erfasst - hier ist auf die richtige Witterung und eine gute Wachsschicht zu achten.
In Sojabohne und andern breitblättrigen Kulturen können sie mit speziellen, in der jeweiligen Kultur zugelassenen Gräserherbiziden (z.B. Centurion Plus, Focus Ultra, etc.) bekämpft werden. Im Raps ist im Spätherbst bei Bodentemperaturen unter 10 ° C auch Kerb FLO möglich (1,25 l/ha).
Trespen sind chemisch sehr schwer zu bekämpfen. Sie wandern gerne vom Feldrand ein. Eine Teilwirkung besitzen Broadway (250 g/l) bzw. Broadway Plus (60 g/ha), jeweils plus Netzmittel.
Resistenzproblematik
Leider gibt es vereinzelt in Oberösterreich auch bereits resistentes Ackerfuchsschwanzgras bzw. Raygräser - sowohl gegen ALS-Hemmer (gräseraktive "Sulfonylharnstoffe") als auch gegen Wirkstoffe aus der Gruppe der ACCase-Hemmer (Gräserprodukte wie Axial 50, Fusilade Max, Focus Ultra, etc.). Hier besteht nur mehr eine Bekämpfungsmöglichkeit mit bodenaktiven Wirkstoffen im Herbst hauptsächlich auf Basis des Wirkstoffes Flufenacet.
Gegen das weit verbreitete Hauptunkraut in Oberösterreich, den Windhalm, sind seit mehreren Jahren schon Resistenzen gegen ALS-Hemmer bekannt. Auch hier empfiehlt sich eine Herbstbehandlung. Im Frühjahr sind die Möglichkeiten eingeschränkter, hier kann z.B. mit Artist in Kombination mit Sekator OD (nicht in Winterroggen) oder Axial Komplett gearbeitet werden. Avoxa (nicht in Gerste) zeigt ebenfalls eine Wirkung. Lentipur 500 (2 l/ha als Mischpartner zu Herbiziden mit Wirkung gegen breitblättrige Unkräuter) erfasst ALS-resistenten Windhalm in kleinem Stadium bei feuchter Witterung.
Gegen das weit verbreitete Hauptunkraut in Oberösterreich, den Windhalm, sind seit mehreren Jahren schon Resistenzen gegen ALS-Hemmer bekannt. Auch hier empfiehlt sich eine Herbstbehandlung. Im Frühjahr sind die Möglichkeiten eingeschränkter, hier kann z.B. mit Artist in Kombination mit Sekator OD (nicht in Winterroggen) oder Axial Komplett gearbeitet werden. Avoxa (nicht in Gerste) zeigt ebenfalls eine Wirkung. Lentipur 500 (2 l/ha als Mischpartner zu Herbiziden mit Wirkung gegen breitblättrige Unkräuter) erfasst ALS-resistenten Windhalm in kleinem Stadium bei feuchter Witterung.