Höhenflug am Rindermarkt
Seit Beginn des Jahres werden am österreichischen Rindermarkt noch nie dagewesene Preissteigerungen verzeichnet. Die NÖ Rinderbörse bezahlte für Schlachtstiere der Klasse U in der ersten Woche des Jahres 2025 einen Basispreis von 5,16 € pro kg plus USt. Ende April verbesserte sich der Basispreis auf 5,89 € pro kg plus USt. Damit stiegen die Notierungen im Schlachtstierbereich in wenigen Monaten um 73 Cent und kletterten mehrmals unerwartet auf neue Preisspitzen. Genauso verhielt es sich bei Schlachtkühen und Schlachtkalbinnen. Die Preise tendierten wöchentlich fest oder wiederholt aufwärts. Als treibende Kraft hinter den starken Preisentwicklungen wird vor allem der Export identifiziert. Der österreichische Markt für Rindfleisch ist exportgetrieben und profitiert im Moment von den EU-weit hohen Preisniveaus.
Da die Produktion an Schlachtstieren tendenziell rückläufig ist, dürfte sich langfristig an der bestehenden knappen Angebotssituation wenig ändern. Das Angebot an heimischen Schlachtrindern ist über die Wochen hinweg nie über die Deckung des Bedarfs gestiegen. Erst im April kam es zu mehr angebotenen Stücken an Schlachtstieren. Das ist vor allem auf die Verunsicherung zurückzuführen, denen sich die Landwirtinnen und Landwirte aufgrund einiger Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche in der Slowakei und Ungarn gegenübersahen. Viele Betriebe tätigten vorgezogene Verkäufe, weshalb das Angebot vor allem im Schlachtstierbereich kurzzeitig umfassend genug war, sodass Schlachtunternehmen erstmals seit Monaten ihre Kühllager wieder befüllen konnten. Anders gestaltete es sich im Schlachtkuhbereich. Hier kann der Bedarf vor allem im Export nicht gedeckt werden und auch die Lager der Schlachtbetriebe werden in absehbarer Zeit nicht gefüllt werden können. Die wegen der MKS-Ausbrüche verhängten Importstopps mancher Drittländer und zweier europäischer Länder gegen österreichisches Rindfleisch sind am heimischen Markt nicht spürbar.
In den nachgelagerten Bereichen ist man aufgrund der hohen Preise dazu übergegangen, den Rindfleischanteil in Verarbeitungswaren sukzessive zu reduzieren. Im Lebensmitteleinzelhandel sowie im Großhandel sind die hohen Preise bei den Konsumentinnen und Konsumenten angekommen. Da für sie die Preise nun deutlich spürbar sind, reagieren sie zurückhaltend und die Nachfrage geht nicht nur saisonbedingt zurück. Die Erwartungen für die nächsten Monate dürften sich in einer Stabilisierung der Preise auf hohem Niveau erfüllen. Jedoch kann man auf exportabhängigen Märkten nur sehr kritisch zu betrachtende Prognosen stellen und der Schlachtrindermarkt bleibt schwer vorhersehbar.